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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ausdehnen können, daß er zum
abgemachten Zeitpunkt draußen gewesen wäre, wo Bulfinch dann über ihn
hergefallen wäre, um ihn zu töten.
    Das würde vielleicht auch erklären,
warum die Blutspuren an der Eggenspitze derart spärlich ausfielen. Vielleicht
hatte Bulfinch bei seinem ersten Ausflug nicht genügend Zeit gehabt, einen
richtigen Unfall in Szene zu setzen, und lediglich seinem Onkel eins über den
Kopf gegeben und ihn einfach dort liegen lassen. Später war er dann in seiner
Abendpause oder wie immer man es nennen sollte, wieder zurückgekehrt und hatte
den Rest erledigt.
    Diesmal hätte er genügend Zeit gehabt.
Die Wachleute machten sicherlich nicht zur selben Zeit Pause, damit nicht zwei
Männer gleichzeitig fehlten. Er hätte also Gelegenheit gehabt, den Stock
sorgfältig abzuwischen und Blut auf die Eggenspitze zu schmieren. Viel Blut gab
es zu dem Zeitpunkt sicher nicht mehr, denn inzwischen würde es geronnen sein.
Er hatte seinen Onkel gegen die Egge gelehnt, hatte in Ungleys Taschen nach den
Schlüsseln und vielleicht auch nach den 500 Dollar gesucht, die Pommell soviel
Kopfzerbrechen bereiteten, und sich dann davongemacht, um Ungleys Wohnung zu
durchsuchen.
    Das würde auch erklären, warum die
Akten gestohlen worden waren. Bulfinch konnte unmöglich riskieren, sämtliche
Ordner in der Wohnung durchzusehen. Seine Pause dauerte schließlich nicht ewig.
Er mußte außerdem auch noch Ungleys Schlüssel loswerden, daher war er
möglicherweise zum Clubhaus zurückgekehrt, wo er wahrscheinlich auch das
Fahrrad abgestellt hatte. Die Schlüssel in das Gebäude zu bringen, statt sie
zurück in die Tasche des alten Herrn zu stecken, war zwar zeitaufwendiger und
bedeutete ein größeres Risiko, würde aber die Polizei zu der Theorie verleiten,
daß Ungley sich selbst ausgeschlossen hatte und Opfer eines Unfalls geworden
war, als er versuchte, wieder in das Gebäude zu gelangen, wie dann auch alle,
mit Ausnahme von Betsy Lomax, recht bereitwillig geglaubt hatten.
    Vielleicht war das Risiko auch gar
nicht so groß gewesen. In diesem verfallenen Gebäude ein Fenster aufzubrechen
war sicher nicht allzu schwer. Warum zum Teufel hatten die Clubmitglieder mit
ihrem Vermögen und ihren Ambitionen es nicht fertiggebracht, ein paar Dollar in
die Reinigung und Instandsetzung des Hauses zu investieren?
    Aber das spielte im Moment keine Rolle.
Angenommen, Bulfinch hatte die Akten seines Onkels in die Müllbeutel aus
Plastik gestopft, genau wie Mrs. Lomax es vermutet hatte. Auf die Art und Weise
ließen sie sich leicht transportieren, oben zusammengebunden und über Bulfinchs
Schulter geschwungen, während er die Abkürzung zurück zum Clubhaus nahm, dann
auf dem Gepäckträger des Fahrrads, als er zum College zurückfuhr. Was genau er
in den Papieren zu finden hoffte, war reine Spekulation. Vielleicht Hinweise
darauf, daß die Clubmitglieder ihm irgendein Erbstück seines Onkels vor der
Nase wegschnappen konnten, wenn er ihnen nicht zuvorkam? Privatbriefe, die er
benutzen konnte, um zu beweisen, daß er der rechtmäßige Erbe war, oder die
enthüllt hätten, daß er es nicht war?
    Wer auch immer das Risiko eingegangen
war, Ungleys Wohnung zu durchsuchen und die Akten fortzuschaffen, mußte sich
viel davon versprochen haben, große Angst gehabt haben oder ein ausgesprochener
Hohlkopf sein, und Shandy hielt Alonzo Persifer Bulfinch keineswegs für dumm.
    Sicher war es sinnvoll, die Säcke auf
dem Campus zu verstecken. Bulfinch hätte sie wohl kaum in Silvesters Haus
schmuggeln können, ohne daß der Kollege, der ihn mitnahm, es bemerkt hätte, und
sich dann auch noch eine plausible Geschichte ausdenken können, die einen
erfahrenen Wachmann täuschen konnte. Und wo hätte er seine Beute vor der
Familie verstecken sollen? Evelyn war eine gründliche Frau, die bestimmt auch
unter den Betten putzte und der auch die entlegensten Zimmerecken nicht
entgingen. Bulfinch hatte selbst gesagt, daß der Campus die einzige Gegend war,
die er hier wirklich gut kannte.
    Also angenommen, daß Bulfinch die Säcke
an einem passenden Ort auf dem Gelände versteckt hatte. Vielleicht hatte er
seine frühe Ankunft genutzt, denn er war ja bereits dort gewesen, bevor die
Uhren für die Nachtschicht umgestellt worden waren, und hatte die Akten
herausgeholt, sich hingesetzt und sich in aller Ruhe mit ihrem Inhalt
beschäftigt. Und wenn Ruth Smuth plötzlich aus irgendeinem Grund hereingeplatzt
war und ihn überrascht hatte? Er mußte sie einfach

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