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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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auszuführen. Die restlichen Anwesenden
standen da, versuchten wegzusehen und fragten sich, ob alle anderen auch so ein
flaues Gefühl im Magen hatten wie sie selbst.
    »Hat man sie — Sie wissen doch, Doktor —
angegriffen?« fragte Ottermole, als er die Spannung nicht länger aushielt.
    »Ich kann keinerlei äußere Kennzeichen
für eine Vergewaltigung oder irgendeine andere Gewaltanwendung feststellen,
obwohl eine Autopsie natürlich andere Ergebnisse bringen kann. Soweit ich sehe,
handelt es sich um eine sauber und effektiv von hinten ausgeführte
Strangulierung. Offenbar hatte sie nicht einmal mehr Gelegenheit, mit ihrem
Mörder zu kämpfen. Ihre Fingernägel sind noch intakt, und sie hatte ziemlich
lange Fingernägel.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wie
lange sie schon tot sein könnte?«
    »Ich will mich nicht festlegen, aber
ich würde sagen, etwa zwischen fünf und sieben Stunden. Viel länger kann es
nicht her sein, und ich bin mir fast sicher, daß auf keinen Fall mehr Zeit
verstrichen ist.«
    »Interessant«, bemerkte Shandy. »Wir
haben alle geglaubt, sie hätte den Campus gemeinsam mit den anderen — eh — Außenstehenden
verlassen. Haben Sie das nicht auch angenommen, Präsident?«
    »Hab’ sie gesehen. Weggefahren. Zu
schnell. Aus dem Parkverbot.« Svenson schwieg einen Moment grimmig und fügte
dann hinzu: »Ehemann.«
    »Was?« bellte Ottermole.
    »Präsident Svenson will damit sagen,
daß wir uns am besten gleich mit Mr. Smuth in Verbindung setzen und sehen, ob
er uns weiterhelfen kann, was die einzelnen Schritte seiner Ehefrau betrifft«,
übersetzte Shandy.
    »Oh, natürlich. Sie mußte ja sicher
nach Hause und sein Abendessen machen, nicht?« Ottermole nahm offenbar an, daß
in den Familien aller anderen Bürger von Balaclava County derselbe Zustand von
zufriedenem Atavismus herrschte wie in seinem eigenen Heim. »Er muß es sowieso
erfahren. Ich nehme an, ich bringe es ihm am besten persönlich bei. Kann ich
mal das Telefon in der Wachstube benutzen, Lonz?«
    »Klar können Sie das«, sagte der
Hauptverdächtige. »Silvester hat bestimmt nichts dagegen.«
    »Ich dachte, Silvester ist nicht im
Dienst?«
    »Er ist zurückgekommen, um für Clarence
einzuspringen. Wegen der Signalanzeige dürfen wir das Büro unter keinen
Umständen unbesetzt lassen. Ich müßte übrigens jetzt auch allmählich meine
Runde machen. Sie brauchen mich hier doch sicher nicht mehr, oder?«
    Ottermole sah Shandy an, der als
Antwort mit den Schultern zuckte, und schüttelte den Kopf. »Nur noch ein paar
Minuten. Wie lange waren Sie heute schon im Dienst, Lonz?«
    »Seit 23 Minuten vor neun.« Bulfinch
wiederholte die Geschichte von Purvis Minks Frau und den Gallensteinen. »Das
war also schon meine zweite Runde. Aber beim ersten Mal hat hier keine Leiche
gelegen.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Dafür werde ich schließlich bezahlt,
Fred. Man hätte sie außerdem kaum übersehen können, finden Sie nicht?«
    Womit er völlig recht hatte. Der Mörder
hatte sich keine große Mühe gemacht, Mrs. Smuths Leiche zu verstecken, obwohl
es sicher nicht schwierig gewesen wäre. Er hätte sie weiter ins Gebüsch ziehen,
den roten Mantel entfernen und irgendwo verstecken und den Körper mit Laub oder
Zweigen tarnen können. Es schien beinahe so, als ob er — oder sie, da auch eine
relativ kräftige Frau leicht mit dieser zarten Person fertig geworden wäre — beabsichtigt
hatte, daß die Leiche möglichst schnell gefunden wurde. Nein, nicht möglichst
schnell. Sie mußte bereits eine ganze Weile tot gewesen sein, bevor man sie so
ordentlich neben dem Weg plaziert hatte, es sei denn, Melchett hatte sich in
der Tatzeit völlig verrechnet oder Alonzo Bulfinch log, und die Leiche hatte
während seiner ersten Runde bereits dort gelegen.
    »Können Sie uns sagen, wann genau Sie
hier beim ersten Mal vorbeigekommen sind?« fragte er den Wachmann.
    »Haargenau sechs Minuten vor elf. Sehen
Sie, ich habe zuerst noch die letzte Runde von Purve beendet, bevor ich meine
eigene angefangen habe. Dann hat Clarence beschlossen, daß ich am besten
dieselbe Route nochmal nehme, aber er hat sie ein wenig abgeändert.«
    »Nach den Angaben von Doktor Melchett
muß Mrs. Smuth aber bereits lange vor elf tot gewesen sein«, erinnerte ihn
Shandy.
    »Ich habe nicht gesagt, daß sie nicht
tot war. Ich habe nur gesagt, daß sie nicht hier gelegen hat. Was bedeutet«,
erklärte Bulfinch auf seine ruhige Art, »daß sie woanders gewesen sein

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