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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nicht einmal im Traum daran, sich die Blöße zu geben,
ihn gegen ein Modell einzutauschen, das weniger protzig und dafür sparsamer im
Benzinverbrauch war.
    Sie hatten ihn allerdings mit einem
neuen Paar Schonbezügen aus Lammfell aufgemotzt, stellte Shandy erstaunt fest.
Dabei waren die Samtpolster immer noch in erstklassigem Zustand oder waren es
zumindest vor zwei Tagen noch gewesen, als er den Wagen das letzte Mal in der
Werkstatt von Charlie Ross gesehen hatte. Charlie war gerade dabei gewesen, im
Wageninneren staubzusaugen, als Shandy seinen eigenen Wagen abholen kam, und er
hatte ihn bewundern müssen, denn Charlie war sehr stolz auf seine Arbeit und
sah es gern, wenn seine Kunden davon Notiz nahmen. Die Pommells machten sich offenbar
auf einen weiteren harten Winter gefaßt. Wenn man sich allerdings ansah, wie
gut sie selbst um die Hüften gepolstert waren, sollte man eigentlich annehmen,
daß ihr Winterschutz mehr als ausreichend war.
    Das war kein sehr freundlicher Gedanke,
doch Shandy war eben verärgert. Wenn die Pommells ihren Wagen nicht mitgenommen
hatten, konnten sie auch nicht sehr weit weg sein. Wo aber waren sie? Es gab im
ganzen Ort kein einziges Restaurant, in dem man ordentlich essen konnte.
Während der Woche gab auch niemand Dinnerpartys, ausgenommen höchstens Shandys
eigene Frau Helen, aber sie würde sicherlich niemanden einladen, ohne Peter
vorher zu informieren.
    »Keiner da«, konnte demnach nur
bedeuten, daß keiner da war, der bereit war, sich mit Peter Shandy zu unterhalten.
    Zum Teufel damit. Shandy gab auf und
ging nach Hause. Zu seinem großen Erstaunen empfingen ihn allerdings keine
delikaten Essensdüfte, und Helen hatte es sich auf der Wohnzimmercouch
gemütlich gemacht, die Füße auf dem Kamingitter und einen Balaclava Bumerang in
der Hand.
    »Meine Güte, Frau«, rief er. »Was ist
denn hier passiert?«
    »Hallo, Peter«, erwiderte sie matt.
»Ich fange gleich mit dem Abendessen an. Laß mir nur ein bißchen Zeit zum
Atemholen. Ich habe einen absolut grauenhaften Tag in der Bibliothek hinter
mir. Alle Mann an die Pumpen und keinen Moment Ruhe, nachdem die Zeitungen
angekommen waren. Kannst du das alles glauben, was die da drucken? Und das
Radio in Doktor Porbles Zimmer war ebenfalls die ganze Zeit an, damit wir auch
die Nachrichten hören konnten, und die waren noch schlimmer.«
    »Welchen Unsinn bringen die denn in der
Glotze?«
    Peter wollte den Fernsehapparat
einschalten, doch Helen stöhnte auf.
    »Bitte nicht! Was es auch ist, ich will
nichts mehr hören. Die Demonstration gestern war schon schlimm genug, aber seit
Ruth Smuth erwürgt worden ist, hält es keiner mehr aus. Die arme Sieglinde hat
kurz vorbeigeschaut, bevor ich von der Bibliothek nach Hause ging, und sie war
in Tränen aufgelöst, Peter. Thorkjeld stand regelrecht neben sich, sagt sie.
Zweimal Thorkjeld ist sogar für Sieglinde ein bißchen viel. Sie will, daß er
die Staatspolizei hinzuzieht, aber er läßt nicht mit sich reden. Er sagt, er
vertraut dir und Fred Ottermole und hat keine Lust, mitten im Rennen auf ein
anderes Pferd zu setzen. Peter, Liebling, damit hat er dir aber eine große
Verantwortung aufgehalst. Kannst du nicht vielleicht doch —«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    Zum ersten Mal während ihrer Ehe hatte
Peter seine Frau angefahren. »Verdammt nochmal, Helen, das ist Fred Ottermoles
größter Fall. Ich kann ihn ihm doch nicht einfach wegnehmen. Wenn Svenson mir
vertraut, warum tust du es dann nicht einfach auch?«
    Helens Züge verhärteten sich. »Tut mir
leid, Peter.«
    »Mir auch.« Er kniete sich auf den
Boden und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. »Mach dir keine Sorgen, Helen.
Bitte.«
    Warum sollte sie auch, wo er sich
schließlich genug Sorgen für sie beide zusammen machte?
    Nach einer Weile nahm Helen seinen Kopf
in ihre Hände und gab ihm ein paar therapeutische Küsse. »Ich mache mir ja
keine Sorgen, Peter. Ich hasse es nur, mitansehen zu müssen, wie du dich
derartig verausgabst. Warum legt du dich nicht ein bißchen auf die Couch und
ruhst dich aus, während ich ein paar Eier in die Pfanne schlage und ein bißchen
zum Essen mache? Soll ich dir auch einen Bumerang mixen?«
    »Lieber nicht, vielen Dank. Ich habe
bereits eimerweise Bourbon pur beim Kongreßabgeordneten Sill getrunken.«
    »Du bist offenbar nicht mehr besonders
wählerisch, was deine Trinkkumpane angeht, oder? Man sollte denken, daß Sill
bei deinem bloßen Anblick das Weite suchen würde, nachdem du ihm

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