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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nicht mehr erinnern, ob er es nun diesmal
getan hat oder nicht. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Und das, junger
Mann, ist alles, was ich Ihnen mit Sicherheit sagen kann. Ach ja.
    Ich fürchte, mein Gedächtnis läßt nach,
das Alter fordert seinen Tribut.«
    »Das bleibt früher oder später keinem
von uns erspart«, sagte Shandy. »War Mr. Lutt der einzige, der mit dem Wagen da
war?«
    »Nein, die Pommells hatten ihren auch
dabei, glaube ich. Sie kommen immer mit dem Wagen. Ich glaube mich zu erinnern,
daß auch Mr. Twerks gefahren ist, aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
    Sills Aussprache wurde allmählich
undeutlich. Wenn man bedachte, wie viel er inzwischen allein während ihrer
Unterhaltung getrunken hatte, ganz abgesehen davon, was er schon vorher
konsumiert haben mochte, wunderte sich Shandy, daß der Mann überhaupt noch in
der Lage war zu sprechen. Jede weitere Frage mußte sehr schnell gestellt
werden, da Sill wahrscheinlich jeden Moment das Bewußtsein verlieren konnte.
    »Wer ist denn zuerst losgefahren?«
    Sill rülpste und hob affektiert die
Fland vor den Mund. »Schulligung. Weiß ich nich’ mehr. Is’ das sehr wichtig?«
    Eigentlich nicht, aber warum war kein
einziges Mitglied der Balaclava Society in der Lage, auf eine derart simple
Frage eine klare Antwort zu geben? Waren sie zu dem Zeitpunkt, als sie das
Clubhaus verließen, samt und sonders sternhagelvoll gewesen? Wenn er sich daran
erinnerte, wie das sogenannte Clubhaus von innen aussah, fragte sich Shandy, ob
die Anwesenden dort nicht etwa Peyote oder etwas Ähnliches geraucht hatten.
Wahrscheinlich konnte man in den staubigen Ecken ohne weiteres halluzinogene
Pilze züchten.
    »Können Sie mir vielleicht sagen,
welche Erfrischungen dort gereicht wurden, Kongreßabgeordneter Sill?«
    »Ha! Verstehe. Keine. Bei uns gib’s nie
Frischungen. Gab’s früher mal, aber jetzt nich’ mehr. Zuviel zu tun.
Schulligung, junger Mann. Habe jetzt selbst wichtige Geschäfte. Schicken Sie
mir dann bitte die Scheitungsausschnitte schu.«
    Sill griff nach den Armlehnen seines
Sessels und schaffte es, sich mehr oder weniger gerade aufzurichten. Dann
versuchte er, einen Schritt vorwärts zu machen, wobei er in einem Winkel von 70
Grad schwankte. Shandy schien es angebracht, vor Sills endgültigem
Zusammenbruch rechtzeitig das Weite zu suchen.
     
     
     

Kapitel
21
     
     
     
     
     
    D er Nachmittag neigte sich dem Ende zu.
Bald würde es dunkel werden, und Shandy war mehr als bereit aufzugeben. Aber wo
er einmal unten im Ort war, dachte er, konnte er genausogut kurz bei Mrs.
Pommell vorbeischauen. Sie war das einzige Mitglied der Balaclava Society, mit
dem er noch nicht gesprochen hatte. Ottermole hatte ihm zwar einen Bericht
darüber gegeben, was sie an dem Morgen, als man Ungleys Leiche gefunden hatte,
gesagt und getan hatte, und er sollte sich eigentlich auf Ruth Smuth konzentrieren
statt auf den alten Professor, aber schaden konnte es immerhin nichts. Das Haus
der Pommells war ganz in der Nähe, und zu Mrs. Smuth fiel ihm momentan sowieso
nichts mehr ein.
    Er mußte allerdings feststellen, daß er
besser daran getan hätte, seinen Neigungen zu folgen statt den Eingebungen
seines sicher inzwischen ziemlich verwirrten Gehirns. Mrs. Pommell war nämlich
nicht zu Hause. Das wurde ihm zumindest an der Eingangstür von einem
Hausmädchen mitgeteilt. Jedenfalls nahm Shandy an, daß es sich um ein
Hausmädchen handelte, denn ihre Dienstkleidung war bei weitem zu aufwendig für
eine einfache Putzfrau. Er hatte sie in der Stadt noch nie gesehen und schloß
daher, daß sie offenbar erst kürzlich aus irgendeinem exotischen Land
importiert worden war. Anscheinend beherrschte sie die Sprache ihrer neuen
Heimat noch nicht, denn alles, was sie sagte, war: »Keiner da.«
    Und warum um alles in der Welt war
keiner da? Hausfrauen in Balaclava Junction befanden sich um diese Zeit in
ihrer Küche. Genauso merkwürdig war es, daß auch Pommell nicht zu Hause war,
denn die Bank schloß immerhin um halb vier.
    »Sind die Pommells vielleicht in ein
Restaurant gegangen?« fragte er.
    Die Frau schüttelte lediglich den Kopf
und wiederholte ihre frühere Mitteilung. »Keiner da.«
    Shandy gab auf. Als er sich von dem
Haus entfernte, sah er sich jedoch noch einmal um. In der Garage der Pommells
stand der große blaue Lincoln, genauso blasiert und selbstgefällig wie seine
Besitzer. Der Wagen war inzwischen auch nicht mehr der jüngste, aber die
Pommells dachten offenbar

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