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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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aufgeführt.«
    »Du hast in La Bohème mitgespielt?«
    »Nein, ich habe für die Rolle der Mimi vorgesungen, sie aber nicht gekriegt. Aber ich habe sie erkannt.«
    »Du hättest mir gestern was sagen sollen.«
    »Ich wollte erst sichergehen.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie war blass und sah aus,als habe sie geweint. Mir fiel wieder ihr Termin im Leichenschauhaus ein. »Warst du in Belfast?«
    »Nein. Das wurde auf morgen verschoben. Wegen der Beerdigung kommt heute eh keiner in die Stadt.«
    »Stimmt.«
    Sie legte ihre Hand auf meine. »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Na, du weißt schon. Wir beide.« Sie setzte ein dramatisches Gesicht auf und legte sich die Hand vor die Stirn wie eine Stummfilmactrice: »Was hätte werden können!«
    »Was noch werden könnte.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Ich kann einfach nicht. Ich war zweieinhalb Jahre mit Paul zusammen. Eine lange Zeit.«
    »Sicher.«
    »Er ist nach London gegangen. Er wollte, dass ich mitkomme. Ich habe Nein gesagt.«
    »Du musst mir nichts erklären«, sagte ich.
    Laura räusperte sich und nahm ihre Hand weg. »Du kannst mit deiner kleinen Sache da weitermachen, wenn du willst.«
    »Kleine Sache! Das ist Polizeiarbeit, meine Liebe, ernsthafte Polizeiarbeit.«
    Ich las mir das Libretto durch, fand aber keine weiteren offenkundigen Hinweise. Dann schob ich die Enzyklopädie wieder ihr hin.
    Ich beobachtete sie. Sie bewegte ihre Lippen, während sie die Originalfassung und die Übersetzung leise für sich las. Ihr schien der Klang der italienischen Worte in ihrem Kopf zu gefallen. Ich hatte mein Vergnügen daran, doch plötzlich schlug mein Pieper an.
    »Entschuldigung«, sagte ich.
    Ich bat Mrs McCawley darum, telefonieren zu dürfen, und rief auf dem Revier an.
    McCrabban ging dran.
    »Wieder einer«, verkündete er.
    »Himmel! Noch eine Leiche?«
    »Aye. Klingt ganz so, als sei das unser Bursche mit der mysteriösen Hand.«
    »Du machst Witze. Wo?«
    »Boneybefore.«
    »Wo ist das?«
    »Gleich bei Eden Village.«
    »Pack alles zusammen und lass dir einen Land Rover geben.«
    »Und die Presse hat mal wieder angerufen. Diesmal einer vom Carrick Advertiser , der was über die Leiche auf Barn Field wissen wollte.«
    »Scheiße. Was hast du ihm gesagt?«, fragte ich.
    »Nichts. Aber die werden so lange hier anrufen, bis wir ihnen was geben«, murmelte Crabbie.
    »Dann sag denen so was wie: Aufgrund eines anonymen Hinweises entdeckte die Polizei von Carrickfergus in einem verlassenen Wagen an der Taylor’s Avenue eine Leiche. Im Augenblick geht die Polizei von Mord aus, entsprechende Untersuchungen werden vom CID Carrickfergus durchgeführt. Bei dem bislang noch nicht identifizierten Opfer handelt es sich um einen Mann Anfang dreißig, weiß. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Sachdienliche Hinweise bitte über die vertrauliche Telefonnummer 1-800 blablabla oder an den CID Carrickfergus. Ist das okay?«
    »Aye.«
    Ich legte auf und kehrte in den Lesesaal zurück. Laura sah mein Gesicht. Ich hatte nicht das Zeug zum Pokerspieler.
    »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Ich muss los. Die nächste Hiobsbotschaft.«
    Sie riss die Augen auf. »Das zweite Opfer?«
    Ich nickte.
    Laura stand auf. »Kann ich dich nach draußen begleiten?«, fragte sie.
    »Ich habe nichts dagegen einzuwenden.«
    Der Prediger vor der Bücherei war abgezogen; über Belfast hing eine schwere schwarze Qualmwolke, die aussah wie ein böser Flaschengeist.
    »Hör mal, ich hab heute nichts mehr groß vor. Ich begleite dich noch durchs Scotch Quarter, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Gern.«
    Wir kamen an einem Bestattungsinstitut vorbei, an einem halben Dutzend Häuser, die zum Verkauf standen, und einer vernagelten Eisdiele. Ich dachte, Laura würde anfangen zu reden, aber sie schwieg. Ich machte ein paar Bemerkungen über das Wetter und so, aber sie biss nicht an.
    »He, du hast doch gesagt, du hättest nichts weiter vor. Willst du mitkommen? Wir könnten deinen Expertenrat brauchen«, schlug ich vor; das war genau das Signal, auf das sie gewartet zu haben schien.
    »Zum Tatort?«, fragte sie. »Darf ich das denn?«
    »Natürlich darfst du das. Ich bin hier der große Zampano. Aber ich muss dich warnen, es könnte hart werden.«
    »Du hast keine Ahnung, was hart ist, Mann, glaub mir … Allerdings bin ich nicht passend angezogen«, schränkte sie ein. Sie trug einen Wollmantel, eine Hose, hohe Absätze und eine weiße Bluse.
    »Dann geh

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