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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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Crabbie und ich.
    Ich erzählte den Jungs von Puccini und dem Libretto; beide sahen die Sache so wie ich.
    »Er will uns verarschen«, meinte Matty.
    »Er will die Aufmerksamkeit auf sich lenken, das ist seine Methode. Bathsheba, die sich die Haare bürstet. Es muss einen Grund dafür geben«, fügte Crabbie hinzu.
    Ich mochte Crabbie. Der sechste von neun Jungs. Die anderen waren Bauern und Landarbeiter geworden, bis auf einen, der als Missionar der Freien Presbyterianer nach Malawi gegangen war. Crabbie war der Intellektuelle in der Familie. Er hatte sich dem Trend widersetzt, mit sechzehn die Schule zu verlassen und sofort zu heiraten. Stattdessen hatte er die Höhere Schule beendet, sich ein Fachhochschuldiplom am Newtownabbey Technical College erarbeitet und war dann zur Polizei gekommen. Nun war er verheiratet, mit einer Zweiundzwanzigjährigen aus derselben freien presbyterianischen Sekte, und sie war schwanger. Zwillinge. Zweifellos wollten sie einen ganzen Clan begründen.
    »Hm? Du denkst, es ist nur einer?«, fragte ich ihn.
    Crabbie nickte. »Wenn sie einen Informanten beseitigen, taucht da immer ein ganzes Team von der UVF oder der UDA auf, aber wenn wir es hier mit einem Perversen zu tun haben, arbeitet er solo, schätze ich.«
    Da hatte er verdammt recht. Bei Fällen dieser Art waren mehrere Täter äußerst selten.
    Wir gingen zu dritt das Beweismaterial durch, probierten Theorien aus und kamen nirgendwo hin. Wir warteten aufdie Fingerabdrücke, die Ballistik oder sonst irgendwelche guten Ideen. Nichts.
    »Kennt sich einer von euch mit Frauen aus?«, fragte ich und brühte eine frische Kanne Tee auf.
    »Darin bin ich Experte«, behauptete Matty.
    Ohne Lauras Namen zu erwähnen, erzählte ich ihm, dass ich am Morgen vor die Tür gesetzt worden war.
    »Du hast versagt, Mann. Ganz einfach. Die erzählen zwar alle, man müsse einen Sinn für Humor haben und nett lächeln und all den Quatsch, aber wenn es darum geht, zählt nur, wie du im Schlafzimmer warst. Manche von uns haben es drauf, Sean, andere nicht. Du offenbar nicht«, erklärte Matty.
    Crabbie verdrehte die Augen. »Hör nicht auf ihn, Sean, er hat keine Freundin mehr gehabt, seit er sich damals mit Veronica Bingly die Muppets im Kino angeschaut hat.«
    Die Unruhen zu Frankie Hughes’ Beerdigung begannen exakt um zwölf Uhr; wir konnten den schwarzen Qualm von den gestohlenen und im Zentrum von Belfast in Brand gesteckten Bussen aus fünf Meilen Entfernung über den Lough hinweg sehen.
    »Ich lade euch zum Essen ein«, erklärte ich und ging mit den Jungs ins Golden Fortune auf der High Street. Wir aßen das Übliche: Schwach gewürzte irisch-chinesische Pommes, Nudeln und Rippchen. Wir waren die einzigen Kunden. Ich holte uns drei Brandy, und wir dehnten die Mittagspause bis weit nach vierzehn Uhr aus.
    Auf dem Weg zurück zum Revier schickte ich die Jungs vor und machte einen Abstecher in die Stadtbücherei von Carrick. Draußen stand ein Prediger, der mir etwas in die Hand drücken wollte, als ich hineinging, ein Pamphlet über die bevorstehende »Wiederkehr Jesu«. Der Typ war jung undhatte die anmaßende Art des frisch Bekehrten an sich. Ich nahm das Pamphlet nicht an und ging direkt zu Mrs McCawley. Sie trug ein gelbes Kleid mit Tupfen, das ich noch nie an ihr gesehen hatte. Man rechnet ja nicht unbedingt damit, dass ältere Frauen in Tupfenkleidern herumlaufen, egal ob nun gelb oder nicht, aber irgendwie stand es Mrs McCawley gut. Sie war zu ihren besten Zeiten eine Schönheit gewesen und nach dem Krieg mit einem GI nach Amerika gegangen; als er in den Siebzigern einem Herzinfarkt erlegen war, war sie zurückgekehrt.
    Ich sagte ihr, sie würde gut aussehen, und legte ihr dann mein Problem dar.
    »Dewey 780-782«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.
    Ich holte mir die Noten zu La Bohème aus dem Fach 782, allerdings fehlte die Musik-Enzyklopädie im Regal mit den Nachschlagewerken. Ich wollte gerade zu Mrs McCawley zurückgehen und mich beklagen, als ich niemand anderen als Dr. Laura Cathcart im Lesesaal bemerkte.
    Ich setzte mich neben sie. »Guten Tag«, sagte ich.
    Sie schnappte überrascht nach Luft und lächelte. Dann schob sie mir die Enzyklopädie rüber. Sie hatte das Buch bei dem Eintrag zu La Bohème aufgeschlagen.
    »Wie bist du denn darauf gekommen?«, fragte ich.
    »Und du?«
    »Ich musste jemanden fragen«, gab ich zu.
    »Ich hatte so eine Idee. In St. Brigid’s haben wir jedes Jahr ein Musical und eine Oper

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