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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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ernst. »Was? Warum?«
    »Es war eine vorübergehende … Schwäche. Ich bin nun wirklich keine, die gleich beim ersten Mal in die Kiste steigt.«
    Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen und gerunzelter Stirn an. Zweifellos ein Gesichtsausdruck, den sie im Spiegel geübt hatte, für den Fall, dass sie Patienten schlechte Neuigkeiten überbringen musste.
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    Sie lächelte dünn. »Ich bin keine Schlampe. Aber darum geht’s auch gar nicht.«
    »Hat das mit mir zu tun?«, fragte ich mich laut.
    »Nein. Nicht mit dir. Mit dem Timing. Ich habe gerade erst eine lange Beziehung hinter mir. Es wäre nicht fair dir gegenüber.«
    »Ich wäre nur der Lückenbüßer?«
    »Genau.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Laura schüttelte den Kopf. »Nein. Nein. Das geht mir alles zu schnell. Das verstehst du doch, oder? Wir bleiben Freunde. Wir laufen uns sicher wieder über den Weg, ähm, rein beruflich.«
    Sie streckte mir die Hand zu einem merkwürdig formellen Händeschütteln entgegen. Davon wollte ich nichts wissen. Ich zog sie an mich, aber davon wollte sie nichts wissen.
    »Nein«, verkündete sie und schubste mich weg. Dann stand sie auf, ging zum Radio und schaltete es ein. Juice Newton sang »Queen of Hearts«, einen Song, den ich im Laufe der vorigen Woche zu hassen begonnen hatte.
    Ich sah sie erstaunt an; sie erwiderte meinen Blick mit einem starren, ungeduldigen Gesichtsausdruck. »Schätze, du hältst dich für was Besseres«, hätte ich beinahe gesagt. Ich trank meinen Tee rasch aus.
    »Also gut. Wir sehen uns, Dr. Cathcart«, sagte ich und schob den Stuhl zurück.
    »Ja«, sagte sie, schaute mich aber nicht an.
    Ich nahm meinen Mantel, öffnete die Wohnungstür und war die Treppe hinunter und bereits auf halbem Weg zum Revier, bevor ich meinen abrupten Abgang zu bedauern begann. Das war zickig gewesen. Ohne jegliche Finesse. Cary Grant hätte zumindest ein Witzchen gerissen. Die Verärgerung wich Selbstmitleid. Die erste Frau, die ich seit Adele gemocht hatte, und irgendwie hatte ich alles vermasselt. »Blödmann«, murmelte ich.
    Ich ging durch das Scotch Quarter an einer Meute verwirrter Schulkinder vorbei, die keine Schule und nichts anderes zu tun hatten, als Ärger zu machen oder Klebstoff zu schnüffeln.
    Ich betrat Sandy McGowans Zeitungsstand neben dem Royal Oak, sah mir die Schlagzeilen an, kaufte aber keineZeitung: Die Lokalnachrichten waren entsetzlich, die Nachrichten aus England ärgerlich.
    »Wie geht’s dem Papst?«, fragte ich Sandy. Sandy war noch so ein katholischer Agent der Fünften Kolonne im protestantischen Carrickfergus, anständiger Bursche, kahl, klein, aus dem County Donegal. Vorstrafe wegen Zigarettenschmuggels, aber wer hatte die nicht?
    »Gott segne ihn, er ist auf dem Weg der Besserung, der wird noch hundert«, verkündete Sandy.
    »Da wette ich ’nen Zehner drauf. Mach’s gut, Sandy«, sagte ich und ging zur Tür.
    »Willst du keine Zeitung kaufen?«
    »Sorg dafür, dass die Nachrichten besser werden, Mann, dann kauf ich eine.«
    Ich ging am Oak vorbei, blieb kurz stehen und sah einen großen Konvoi aus Armeelastern und Transportpanzern über den Marine Highway Richtung Süden rollen. Frisch lackiert, offenbar gerade erst von der Fähre in Larne gerollt. Die Soldaten, die höchstens siebzehn zu sein schienen, waren nervös. Ich reckte ihnen die Black-Power-Faust entgegen. Ein paar von ihnen wirkten ziemlich erschrocken, und ich musste lachen.
    Auf dem Revier war ich wieder mal der Erste. Noch ein paar Tage, und ich hätte mein Image weg. Ich ging zur Kaffeemaschine, holte mir eine Kaffeeschokolade und ging dann die Faxe durch, doch es gab nichts Neues aus Belfast. Ich rief dort an. Ja, sie hätten beide Sätze Fingerabdrücke. Nein, sie hätten noch keine Ergebnisse. Es sei mir doch klar, dass sie eine Menge zu tun hätten, oder?
    Um neun Uhr tauchte Brennan mit den Sergeants Burke und McCallister auf und fragte mich, ob meine Leute vom CID und ich ein paar Pfund Unruhen-Aufschlag verdienen wollten. An diesem Vormittag sollte Frankie Hughes’ Beerdigung über die Bühne gehen, alle Mann waren aus dem Urlaub zurückgerufen worden; man rechnete mit Ärger.
    »Nein, danke, Chef, wir haben hier noch genug zu tun«, erwiderte ich.
    Brennan gefiel das gar nicht, er behielt das aber für sich.
    »Machen Sie den Diensthabenden?«, fragte er.
    »Aye«, willigte ich ein.
    Das Revier leerte sich. Zurück blieben nur Carol, ein paar Teilzeit-Reservisten, Matty,

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