Der katholische Bulle: Roman (German Edition)
da. Von den amerikanischen Schmierenschreibern war keiner erschienen, von den Briten nur drei Mann, von der Sun , dem Guardian und der Daily Mail .
Blieben noch die Lokalzeitungen: Belfast Telegraph , die Irish News , der Newsletter und der Carrickfergus Advertiser ; dazu aus Dublin die Irish Independent und die Irish Times .
Das Revier hatte einen eigenen Dieselgenerator im Keller, deshalb kümmerte uns der Stromausfall nicht sonderlich. Ich hörte McCallister zu und sah aus dem Fenster hinüber zum riesigen grauen Kilroot-Kraftwerk eine Meile weiter die Küste entlang, und zum ersten Mal, seit ich nach Carrick gekommen war, stieg kein schwarzer Qualm aus dem hundertachtzig Meter hohen Kamin.
»Was glaubst du, warum sind die Amis nicht gekommen?«, flüsterte Matty, während McCrabban den Schreiberlingen die Tatorte der beiden Morde auf einer Landkarte zeigte.
»Schätze, nach amerikanischen Begriffen ergeben zwei Morde wohl noch keinen ›Serienkiller‹«, flüsterte Brennan zurück.
Ich sah das anders. Ich ging davon aus, dass die Amis nicht gekommen waren, weil dieser kleine Zwischenfall die ach so einfache Geschichte von den friedliebenden irischen Patrioten, die sich zu Tode fasteten, um die bösen britischen Imperialisten zu vertreiben, nur verkomplizierte.
Das allerdings wäre auch meine Ansicht gewesen, wenn ich nach New York gegangen und dort geblieben wäre. Manchmal war mir richtig danach.
»… wird von Sergeant Duffy geleitet, einem erfahrenen Detective, der im Augenblick mehreren Spuren folgt.«
»Können wir Sergeant Duffy ein paar Fragen stellen?«, meldete sich der Kerl vom Belfast Telegraph . Ich wurde rot und begutachtete meine frisch geputzten Doc Martens.
»Sergeant Duffy ist mit dem Fall beschäftigt, aber ich kann Ihnen versichern, meine Herren, dass wir Sie bei größeren Entwicklungen weiterhin informieren werden …«
Es gab noch ein paar Fragen, dann wollte der Typ von der Daily Mail wissen, ob die Tatsache, dass Homosexualität in Nordirland verboten sei, die Untersuchungen beeinflussen würde.
»Tauben züchten ohne Erlaubnis ist ebenfalls verboten, aber wir werden nicht zulassen, dass irgendwelche Leute herumspazieren und Taubenzüchter abknallen, richtig? Es ist Aufgabe der RUC, für Recht und Ordnung in Nordirland zu sorgen, nicht die der paramilitärischen Gruppierungen, derBürgerwehren oder der ›besorgten Bürger‹. Das liegt ganz allein in unserer Verantwortung«, erklärte McCallister, und ich war richtig stolz auf ihn. Mir kamen zwar nicht gerade die Tränen, aber warm ums Herz wurde mir schon.
Keine weiteren Fragen mehr.
»Okay, meine Herren, ich schätze, das reicht für heute«, sagte McCallister.
Ich zeigte ihm einen hochgereckten Daumen, er zwinkerte mir zu.
Ich rief mein Team ins Ermittlungszimmer. Tommy Littles aktuelle Adresse war endlich aufgetaucht, aber nicht vom Nachrichtendienst der RUC, sondern vom bescheuerten Finanzamt. Er hatte an der Falls Road gewohnt – ein weiterer haariger Besuch in West Belfast.
»Okay, eins nach dem anderen«, fing ich an. »Lucy Moore: Die Pathologin sagt Selbstmord, was der Untersuchungsrichter zweifellos bestätigen wird. Ich habe die Sache noch mal überschlafen und beschlossen, die Akte noch nicht zu schließen. Wir haben jede Menge auf dem Schreibtisch, aber ich möchte, dass ihr in jeder freien Minute, die ihr abzwacken könnt, nach Spuren sucht, wo sie gelebt hat, mit wem sie zusammen war und was aus dem Baby geworden ist.«
McCrabban hob einen Finger und klappte sein Notizbuch auf. »In der letzten Woche wurden in der St Jude Mission, im Royal Victoria Hospital, im Whiteabbey Hospital, im City Hospital und im Mater Hospital vierzehn Babys abgegeben. Das entspricht offenbar ziemlich genau dem Durchschnitt. Die Zahlen in der Vorwoche waren ähnlich. Alles anonym, natürlich.«
»Gut. Ich werde morgen ihre Eltern und ihren Ex aufsuchen und sehen, ob sie uns weiterhelfen können. Zumindest möchte ich den Fall endlich abschließen.«
Crabbie klappte ungläubig den Mund auf und wieder zu. »Hast du gerade gesagt, du willst zu ihrem Ex?«, fragte er.
»Aye.«
»Aber du weißt schon, dass er im Hungerstreik ist, oder? Im Maze.«
»Ich weiß.«
»Und du willst in dieses Wespennest?«
»Ja.«
»Also, mit mir brauchst du dabei nicht zu rechnen«, erklärte Crabbie kopfschüttelnd.
»Also gut, geh ich eben allein.«
»Ich geh mit«, sagte Matty.
Ich schaute Crabbie an und wies auf Matty. »Siehst du? Der
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