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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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davon?«, wollte er von mir wissen.
    »Ich würde die Augen offenhalten, aber ich gehe von Selbstmord aus. Ein Abschiedsbrief wäre nicht schlecht gewesen.«
    »Aye. Selbstmord.«
    Ich ging hinaus, um Luft zu schnappen. Das sonntäglicheCarrickfergus war eine Geisterstadt. Alles war geschlossen. Selbst die Zeitungsstände und die Tankstellen machten gegen Mittag zu.
    Auf dem Lough war nichts los; ich ging an der Küste entlang zum Carrickfergus Castle. Ich wollte es mir anschauen, aber auch die Burg war geschlossen. Also kehrte ich aufs Revier zurück.
    »Sollen wir noch mal in den Woodburn Forest?«, fragte ich McCrabban.
    Er sah von seinem Papierkram auf und nickte.
    Wir trieben Constable Price auf, unseren Hundeführer. Skolawn, der Hund, war eine gefühlvoll dreinblickende Labrador-Collie-Mischung. Wir fuhren im Land Rover zum Wald und fanden den Baum, von dem wir Lucy abgeschnitten hatten. Wir suchten das Umfeld auf Sichtweite ab, fanden aber nichts Verdächtiges. Dann ließen wir Skolawn von der Leine. Auch nach einer Stunde hatte er keinerlei menschliche Überreste gefunden, dafür aber ein auf der Artenschutzliste stehendes rotes Eichhörnchen erlegt.
    »Es wäre hilfreich, wenn wir herausfinden könnten, wo Lucy in den vergangenen fünf Monaten gelebt hat«, sagte ich.
    »Bei all dem anderen Kram sollen wir uns auch noch darum kümmern?«, meuterte Crabbie.
    Ich nickte.
    »Na gut. Ich hör mich mal um«, murrte er.
    »Will einer von euch mit mir zum Labor fahren und die Ergebnisse der Fingerabdrücke unseres Unbekannten abholen?«, fragte ich.
    »Ach, lass das lieber, Sean. Nicht an einem Sonntag. Hat doch keinen Sinn, Wellen zu schlagen«, riet mir Crabbie. Er war genauso ungeduldig wie ich, aber wahrscheinlich hatte er recht.
    Wir fuhren aufs Revier zurück. Ich goss mir einen Johnnie Walker ein, das Übliche, um den Bürotee aufzupeppen. Johnnie Walker im Tee, Jim Beam im Kaffee. In dieser Gegend schlug jeder seine Zelte am Whiskyfluss auf.
    Ich summte Offenbach vor mich hin und wartete neben dem Faxgerät. Kurz nach sechs kam endlich die Nachricht. Natürlich handelte es sich um einen Reinfall.
    Bei dem Opfer handelte es sich um Tommy Little, einunddreißig, Schreiner aus der Saoirse Street in Ardoyne. Wie alle anderen aus der Gegend war er ein Player, wenn auch nur ein kleiner. Gelegentlich hatte er Gerry Adams und andere Sinn-Fein-Mitglieder chauffiert. 1973 war er als IRA-Mann festgesetzt worden, aber wer war das nicht? Eine Vorstrafe 1975 für den Besitz einer gestohlenen Handfeuerwaffe, neun Monate in Kesh. 1978 hatte man ihn wegen unsittlichen Verhaltens auf einer Toilette in Belfast angeklagt, die Klage war jedoch abgewiesen worden. Nicht verheiratet, keine Kinder. Aus der Akte gingen keine nächsten Verwandten hervor. Seit 1978 keine weiteren polizeilichen Eintragungen mehr.
    Ich rief Brennans private Nummer an, teilte ihm mit, dass der Unbekannte identifiziert worden sei und dass Lucy eine Geburt hinter sich gehabt hatte.
    »Eine Geburt?«
    »Ja, Sir.«
    »Na, das erklärt, warum sie weggelaufen ist, oder?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut, wenigstens schon mal ein Rätsel gelöst. Wer sind die nächsten Verwandten von diesem Tommy Little?«, fragte er.
    »Es gibt keine.«
    »Und Sie sagen, er sei für Sinn Fein gefahren?«
    »Gelegentlich, heißt es hier. Kein großer Hecht. Nur ein kleiner Fisch, wie es aussieht, Sir.«
    »Egal. Rufen Sie Adams an und sagen Sie ihm, einer seiner Jungs sei raus aus dem Spiel.«
    »Ich soll Gerry Adams anrufen?«
    »Ja. In Ermangelung eines nächsten Angehörigen. Sonst noch was?«
    »Wir sind noch mal in den Woodburn Forest gefahren, haben aber keine Babyleiche gefunden. Ein gutes Zeichen. Vielleicht. Kann sein, sie hat das Kind weggegeben und sich dann umgebracht.«
    »Wollen wir hoffen. Ist das alles?«
    »Ja, Sir.«
    »Gute Arbeit, Duffy. Gut gemacht.«
    Er legte auf. Ich holte mir einen Kaffee und blätterte im Telefonbuch, bis ich die Privatnummer von Gerry Adams fand. Er ging nicht selbst dran.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin Sergeant Sean Duffy von der Carrickfergus RUC.
    Ich möchte gern in einer dringenden Angelegenheit mit Mr Adams sprechen.«
    »Er ist beschäftigt. Er gibt auf BBC gerade ein Live-Interview.«
    »Wann ist es zu Ende?«
    »Was zum Teufel wollen Sie, Mann?«
    »Ein Freund von ihm ist ermordet worden, und ich habe den Auftrag, die Nachricht nur ihm persönlich mitzuteilen.«
    »Wo sind Sie?«
    »Carrickfergus RUC.«
    »Er ruft zurück.«
    Ich

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