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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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es eine Salve, die den Wagen durchrüttelte und Stücke der Stahlarmierung von der Flanke des Land Rover scherte. Wir kamen uns vor wie in einem Flipperautomaten – einem Flipperautomaten mit dem zusätzlichen Kick eines drohenden Todes.
    Der Constable der Reserve, dessen Namen ich nicht kannte, kotzte sich zwischen die Beine.
    »Also, was schlagt ihr vor, ihr Feiglinge?«, tobte Brennan.
    »Sir, wenn die einen Reifen treffen, stecken wir fest, ich schlage also vor, wir umfahren den Bus und rufen dann vielleicht die Armee, das ist eher deren Job«, sagte ich.
    »Einfach abhauen! Und was hinterlässt das für einen Eindruck? Wir sind hier, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Wir können doch nicht vor jeder lausigen Auseinandersetzung davonlaufen.«
    Doch genau das taten wir, zu Brennans Verdruss. Wir umkurvten den brennenden Bus, meldeten den Angriff der Armee und hockten gedemütigt und stumm da, bis wir wieder auf dem Revier in Carrickfergus waren.
    Wir stellten den Rover ab und waren alle schwer beeindruckt von den tiefen Dellen, die die 50-mm-Munition in die Stahlarmierung gefräst hatte.
    Meine Ausrüstung stank nach Erbrochenem, also zog ich sie aus und streifte Jeans und das für den Notfall in meiner Schreibtischschublade lagernde »Deep Purple in Concert«- T-Shirt über. Dann schickte ich einen der gelangweilt glotzenden Reserve-Constables los, meine Sachen in die Reinigung zu bringen, und erwischte Sergeant McCallister an der Kaffeemaschine. »Haben Sie die Nummer mit den Verhaltensregeln erfunden?«
    Er nickte. »Natürlich. Woher zum Teufel sollte ich die Verhaltensregeln für West Belfast kennen?«
    Ich goss Constable Fitzgerald einen Becher süßen Irish Breakfast Tea ein und gab ihn ihr, als sie blass und zittrig von der Damentoilette kam.
    »Das war ein echter Spaß heute, oder?«, sagte ich.
    Dankbar nahm sie den Tee entgegen. »Ich war noch nie in einen Schusswechsel verwickelt«, erklärte sie.
    »Na ja, wenn nur eine Seite schießt, ist es eigentlich kein Schusswechsel«, meinte ich. Fitzgerald wollte schon in die dunkle Ecke für die Reservisten verschwinden, doch ich lenkte sie zu meinem Schreibtisch am Fenster um. »Setzen Sie sich hierher, wo es hell ist«, sagte ich.
    Sie senkte ihren hübschen Hintern auf meinen Lederdrehsessel.
    »Sie haben einen schönen Ausblick«, meinte sie.
    Es herrschte Ebbe, und der Strand war mit Einkaufswagen bedeckt, mit Bierdosen, Plastiktüten, verrottendem Seetang, den Resten eines Ford Escort, der 1978 vom Fisherman’s Quay ins Wasser gefallen war, toten Fischen, toten Quallen, ungeklärtem Abwasser und Öl.
    »Aye, sehr schön«, sagte ich.
    Sie trank dankbar den Tee. »Hmm, gut, was ist das für einer?«
    Ich erklärte ihr die verborgenen Geheimnisse des Beuteltees.
    »Und wo kommen Sie her?«, fragte ich sie.
    »Jetzt aus Greenisland, ursprünglich aus Islandmagee«, antwortete sie.
    »Ist Islandmagee nett?«
    »Sehr nett. Dort hat man fast das Gefühl, es gibt überhaupt keine Unruhen.«
    »Da möchte ich gern mal hin.«
    Sie stellte die Tasse ab und nahm ein von mir mit Pfeilen und Fragezeichen gefülltes DIN-A4-Blatt in die Hand. In Blockbuchstaben stand darauf: »WIE HAT ER SEINE OPFER AUSGEWÄHLT?«
    »Und, wie hat er seine Opfer ausgewählt?«, wollte sie wissen.
    »Keine Ahnung, aber wenn wir das herausfinden, könnten wir …«
    Jemand klopfte mir auf die Schulter. McCrabban. Er grinste mich listig an. »Tut mir leid, wenn ich bei der Arbeit störe, Sean, aber da ist jemand auf Leitung 4.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich zu Heather und drückte auf den entsprechenden Knopf.
    »Ist da Sergeant Duffy?«, fragte jemand.
    »Wer ist denn da?«
    »Sie brauchen meinen Namen nicht zu kennen, aber wir sind uns heute schon mal begegnet.«
    Lakai zwei.
    »Reden Sie«, sagte ich.
    »Tommy Little hatte einen Freund. Walter Hays. Ich weiß nicht, wo er jetzt wohnt. Wir haben ihn rausgeschmissen.«
    Ich notierte mir den Namen. »Walter Hays. Hab ich. Ich finde ihn. Danke«, sagte ich.
    Lakai zwei legte nicht auf.
    »Gibt es noch was?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ich habe heute den Belfast Telegraph gelesen.«
    »Ja …«
    »Tommy Little hatte nichts zu verbergen. Wusste doch jeder, dass Tommy Little schwul war.«
    Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. »Okay, und was heißt das?«
    »Sie, Sergeant Duffy, sollten sich fragen, warum Tommy Littles Neigungen geduldet wurden.«
    »Warum seine Neigungen geduldet wurden? Was wollen Sie mir damit …« Aber

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