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Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Der katholische Bulle: Roman (German Edition)

Titel: Der katholische Bulle: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian McKinty
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der eine Nummer zu klein war. Der Napoleon-Haarschnitt und der Anzugverliehen ihm etwas Albernes, aber in Wahrheit war er alles andere als lustig.
    »Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«, fragte er, nachdem seine Sekretärin uns hineingeführt hatte.
    Ich erklärte, wir seien von der Carrickfergus RUC und würden die Morde an Tommy Little und Andrew Young untersuchen.
    »Den beiden Schwuchteln? Der Kerl sollte einen Orden dafür kriegen, aber ehrlich«, sagte er und grinste boshaft.
    »Wo waren Sie am zwölften, also Dienstagnacht?«
    »Ich war im Bett mit meiner Frau, das war ich.«
    »Kann sie das bezeugen?«
    »Das sollte sie besser.«
    »Kannten Sie Tommy Little oder Andrew Young?«
    Seawright lehnte sich zurück. »Ihre Ermittlungen müssen ja ganz schön feststecken, wenn Sie bei mir auftauchen und mich befragen, nur weil ich ein paar Dinge über Schwule gesagt habe. Entschuldigen Sie mal, Officer Duffy, aber ist Homosexualität in Nordirland nicht immer noch illegal?«
    »Homosexuell zu sein ist nicht verboten. Homosexuelle Praktiken zwar schon, aber es gibt da einen interessanten Fall, der gerade vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verhandelt wird, der …«
    »Ich scheiß auf Europa. Diese verdammte Hure Babylons wird noch die Apokalypse heraufbeschwören. Noch sechzehn Jahre, Sergeant Duffy, 1997. Nicht 2000, nein. Die Fenier hantieren mit einem falschen Kalender. 1997 ist das Millennium. Dann wird unser Herr Jesus Christ wiederkehren und die Welt von allen Götzenanbetern und Katholiken und Schwulen und all jenen befreien, die die Bibel verhöhnen.«
    »Und gibt es einen bestimmten Tag, an dem ich mir freinehmen sollte?«, fragte ich.
    »29. August«, antwortete Seawright wie aus der Pistole geschossen. Ich war verdutzt und sah Crabbie an; der fragteSeawright, ob irgendeiner seiner Gefolgsleute vielleicht mit den Morden geprahlt hätte. Seawright leugnete das.
    Dann meldete sich seine Sekretärin über die Sprechanlage: »Stadtrat, ich fürchte, Sie haben eine Verabredung.«
    Crabbie warf mir einen Blick zu, der besagte: »Warum vergeuden wir hier unsere Zeit?« Ich nickte und stand auf.
    »Falls einer Ihrer Leute den Drang verspürt, das Werk des Millenniums ein wenig zu beschleunigen, dann hoffe ich, Sie halten ihn davon ab, Stadtrat Seawright. Auch Mord ist ein Verbrechen«, sagte ich und legte ihm meine Karte auf den Schreibtisch.
    Dann nahm ich mir ein Exemplar des Pamphlets und ging hinaus in den Empfangsbereich. Es wäre die reine Untertreibung zu behaupten, ich sei überrascht gewesen, Freddie Scavanni zu sehen, der sich freundlich mit der Sekretärin des Stadtrats unterhielt. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug aus Seide, dazu ein schwarzes Hemd und eine schwarze Krawatte. Anderswo hätte man Freddie keines weiteren Blicks gewürdigt, aber nach nordirischen Maßstäben war Scavanni geradezu ein Dandy.
    »Hallo Freddie«, sagte ich fröhlich. »Wir wollten Sie gerade aufsuchen. Stell sich mal einer vor, Sie hier. Und dann auch noch mit Stadtrat Seawright. Das ist interessant, nicht wahr, Detective McCrabban?«
    »Sehr interessant«, pflichtete Crabbie mir bei.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Scavanni sichtlich irritiert.
    »Wir warten oben, dort können wir reden«, sagte ich und zwinkerte ihm zu, dann gingen wir hinaus.
    Durch Freddies Büro schwirrten lauter ernsthafte junge Männer mit Bärten und Cordhosen mit Schlag. Die Frauen trugen Miniröcke und eng anliegende Aran-Pullover und wirkten so, als würden sie auf der Stelle mit einem schlafen, wenn man nur sagte, dass man vor dem Gesetz floh.
    Ich nickte Scavannis Sekretärin zu und spazierte in sein Büro. »Keine Sorge, Freddie weiß Bescheid«, sagte ich.
    McCrabban zündete sich eine Pfeife an, ich las Und die Bibel hat doch recht , bis Freddie eine Viertelstunde später auftauchte.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er sichtlich besser gelaunt.
    Ich reichte ihm das DUP-Pamphlet. »Faszinierend. Ihr Kumpel Seawright unten glaubt, dass die Fossilien von Gott unter der Erde versteckt worden sind, um unseren Glauben zu prüfen. Sehen Sie das auch so?«
    Freddie nahm das Pamphlet und warf es in den Papierkorb.
    »Ich habe keine Zeit für Spielchen. Wir sind im Augenblick ziemlich beschäftigt, wie Sie sehen.«
    »Was hatten Sie denn mit George Seawright zu schaffen? Sind Sie beide nicht eigentlich tödlich verfeindet oder so?«
    »Seien Sie doch nicht so naiv, Sergeant.«
    Ich nickte. Ja, ich war

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