Der Katzenelf (German Edition)
freiwillig in sein Königreich folgen. Damit verzichtete sie jedoch auf ihre Unsterblichkeit.
Nur wenige Bewohner des Verborgenen Reiches und keiner der Schwarzmagier kannten die Geheimnisse dieses magischen Kreises, auch Rubina und Kalka nicht. Denn dies war das Mysterium der zauberkräftigen Baumelfen und der weißen Hexenfee Fuma, der Schutzherrin des Feuers, die über alle Liebenden wachte. Sie und alle Baumelfen verrieten solche Geheimnisse nur an Wesen, denen sie bedingungslos vertrauten, und bei denen sie sicher waren, dass sie dieses Wissen nicht missbrauchten.
In jener Nacht als Rubina die Höhle von Kalka erreichte, war es stürmisch, kalt und sehr düster. Sie trug ihren Geburtsstein, den zauberkräftigen Rubin unter ihrem dunklen Umhang aus Vogelfedern verborgen, damit die Hexe sein rotleuchtendes Strahlen nicht sofort bemerkte. Aber die Energie des Steines drang trotzdem bis zu Kalka. Sie schnupperte wie eine Bergziege mit Ihrer langen Nase und sog prüfend die kalte Luft in ihre Lungen. Verschlagen lächelte sie die Elfe an und als Rubina ihre Bitten und Wünsche vorgetragen hatte, kicherte Kalka und sagte nur: „Dumme Elfe, du kannst doch beides haben, diesen Menschenmann den deine Schwester so liebt und auch deine Unsterblichkeit. Ich kann dir einen Trank mischen, der ihn zu einem der Unseren macht, einem Wesen, das schwarzer Magie huldigt! Allerdings kann er dann nicht mehr in sein altes Leben zurück. Aber das ist schließlich nur eine Sache der Wertigkeit – oder?“ Und wieder kicherte sie boshaft und rieb sich ihre langen Krallenfinger. Die ganze Höhle roch nach ranzigem Krötenblut. Einen kleinen Augenblick dachte Rubina, dass sie den Plan fallen lassen sollte, einen winzigen Moment lang schlich sich kaltes Unbehagen in ihr pochendes Herz. Doch dann gab sie sich einen Ruck und schüttelte ihre Bedenken wie einen unangenehmen, feuchten Mantel ab. „Allerdings“, meinte die Hexe dann leichthin und mit einer eigenartigen, zuckersüßen und brüchigen Stimme: „Allerdings hat eben alles seinen Preis!“
„Was verlangst du?“ Fragte Rubina mit einem leichten arroganten Unterton in ihrer Stimme, sie war schließlich eine wohlhabende Elfenkönigstochter und die künftige Herrscherin des Verborgenen Reiches. Doch plötzlich war Kalkas Stimme nicht mehr süß und brüchig, sondern klar und kalt. Ihren seltsamen Klang empfand die Elfe wie ein scharfes Messer in der kalten Nachtluft.
„Nur deinen Geburtsstein, den Rubin“, sagte Kalka gnädig. „Das ist ein kleiner Preis, du brauchst ihn dann doch nicht mehr, du hast ja deinen Menschenmann!“ Rubina wurde blass. „Du weißt doch Kalka, dass das nicht möglich ist, du kennst doch das Gesetz der Elfen! Bei Missbrauch kehrt der Stein sofort in seine Nische in den Königspalast zurück und dann hätten wir ihn beide verloren! Mein Vater und der Elfenrat würden mich hart bestrafen. Sie stoßen mich vielleicht aus ihrer Gemeinschaft aus und ich müsste künftig für immer hier in den Wilden, Verwunschenen Bergen - oder viel schlimmer noch - im Land der Dämonischen Drachen leben, das würde auch meinem Menschenmann nicht gefallen!“
Die Hexe überlegte kurz. Dann lachte sie leise höhnisch und sagte: „Ich habe noch einen besseren Plan! Du leihst mir den Rubin in der Nacht des Roten Mondes, genau zu jenem Zeitpunkt, an dem der Menschenmann zu Mondiana reitet. Dafür muss er vorher schließlich hier diese Grenze passieren, nicht wahr? Du brauchst ihn mir nur für einen kleinen Augenblick, lediglich für ein paar Sekunden zu geben! Ich belege deinen Geburtsstein mit einem Bannspruch, dann kann er uns nicht entfliehen! Mit seiner Hilfe und meiner Zauberkräfte kann ich Karun den Menschenmann zu meiner Höhle locken, noch bevor deine Schwester ihn trifft!
Als Preis verlange ich doch nur, dass du mir anschließend - für einen weiteren harmlosen Wunsch meinerseits - den Stein nochmals kurz leihst. Du bekommst ihn ja sofort wieder zurück! Dann hast du deinen Menschenmann - und Mondiana wird glauben er habe sie vergessen. Sie wird annehmen, dass er dich als die Erstgeborene und Schönere zu seiner Frau erwählt. Sensibel wie die Mondelfe ist, wird sie vor Kummer zu Sternenstaub zerfallen und für längere Zeit nicht mehr bei uns sein, während du und Karun nach Sonnas Abdankung das Verborgene Reich und alle eingegliederten Provinzen regieren könnt!“
Rubina stimmte begeistert zu: „Dein Plan ist genial, du bist die größte Hexe aller Zeiten.
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