Der Katzenelf (German Edition)
verlassen! Ich bin so müde und habe keine Lust mehr, dauernd gegen diese gierigen Menschen anzukämpfen! Wer weiß ob die nächsten Generationen noch jemals die Möglichkeit haben werden, dort oben am Buckligen Berg zu sitzen, die würzige Alpenluft einzuatmen und den Adlern nachschauen zu können!“ Wehmütig dachte sie an die Alpenblumenwiesen, die sich ab der Blütezeit bis in den Herbst, voller farbiger, duftender Blumenarten im Wind wiegten.
„Pflanzen und Tiere werden die ersten sein, die für das bisschen Wohlstand der Menschen da unten im Tal die Rechnung zahlen müssen. Ob es wohl hier in zwanzig Jahren noch Schmetterlinge und Eidechsen, den roten Bergmolch und andere Tierarten geben wird? Ob das Wasser aus den Quellen hier ringsherum noch immer klares und frisches Trinkwasser sein wird? Oder müssen viele Menschen im Ort dann künftig ihr Wasser statt aus dem Brunnen aus Flaschen vom Supermarkt holen. Wie selbstverständlich doch wir alle die Geschenke dieser gewaltigen Landschaft als unser Eigentum betrachtet haben! Aber es ist nicht unser Eigentum“ dachte Isa traurig. „Es wurde uns Menschen nur geliehen und zur Verfügung gestellt, ja es wurde uns anvertraut, damit wir es weitergeben unseren Nachkommen, Generation für Generation. Doch wir haben diese Leihgabe schon seit Jahren nur missbraucht!“
Isa schüttelte ihre traurigen Gedanken ab und stapfte weiter bergwärts. Sie hatte ungefähr noch eine Stunde zu gehen, bis sie oben am Joch war. Am Joch und beim Felsen, wo hoffentlich Faniris auf sie wartete, hin geschmiegt an den rauen, silbergrauen Stein und seine dunkelgrünen stacheligen Äste weit für sie ausbreitend!
Sie blickte in das Blau des Himmels, das heute durch den warmen Wind, so intensiv leuchtete, wie ein dunkler Saphir. Hoch oben sah Isa einen Raben seine Kreise ziehen, seine weit ausgebreiteten Flügel hoben sich scharf von den zerfaserten Wolken ab, die blitzartig wie Rennsegler dahin glitten. Jetzt pfauchte der Wind schon in orkanartigen Böen herunter und sie hatte kaum mehr Kraft sich gegen ihn zu stemmen. Erschöpft ließ Isa sich in den Schnee fallen, doch Walid lief zu ihr zurück und stupste sie unerbittlich mit seiner feuchten Schnauze an. „Ich möchte schlafen“, sagte sie zu ihm und schloss müde ihre Augen. Dann hörte sie das empörte „Krah, Krah“ eines Raben von oben schallen und starrte in den Himmel. War Krahil hier um sie zu begleiten? Warum kam Taras nicht um ihr zu helfen?
Sie fühlte sich vollkommen fertig und verbraucht. Isa war, als sei sie Hunderte von Jahren alt und wehrte sich dagegen, auch nur einen einzigen Muskel ihres schmerzenden Körpers wieder zu bewegen oder sogar aufzustehen. Nein, sie wollte hier liegen bleiben und endlich schlafen!
Nochmals stupste Walid sie energisch an, jetzt tatzelte er sogar mit seiner Pfote ihren Arm entlang. Doch sie schüttelte nur unwillig ihren Kopf und blieb weiter in dem nassen Schnee liegen. Wieder vernahm sie den lauten, heiseren Schrei des Rabens und jetzt flog er vom Himmel auf sie herab, kreischend und heftig mit seinen Flügeln schlagend, stürzte er sich fast im Tiefflug auf sie herunter und erschrocken richtete sich Isa auf. Erneut rief er warnend und flatterte aufgeregt auf den Ast des nächst stehenden Baumes. Plötzlich bellte Walid kurz und heftig, dann rannte er Richtung Joch weiter. Isa stand endlich stöhnend auf, denn sämtliche Muskeln und Gelenke ihre Körpers schmerzten und brannten wie Feuer. Gerade als sie sich umdrehen wollte um bergwärts weiter zu gehen, sah sie eine schattenhafte Bewegung einige Meter unter sich. Eine mannshohe Gestalt stapfte auf Schneeschuhen in ihre Richtung. Der Wind riss die Kapuze zurück und sie konnte silberweißes, schulterlanges Haar erkennen. Devananda!
Er war ihr also gefolgt! Auf seinen Schneeschuhen konnte er sie in Kürze einholen. Sie musste weiter und so schnell wie möglich noch vor ihm am Joch sein! Jetzt kam endlich Leben in ihre müden Glieder. Sie nahm den nächststehenden steilen Hang in Angriff, mühsam mit den Stöcken das Gleichgewicht ausbalancierend. Isa versuchte jetzt kerzengerade nach oben zu steigen. Immer wieder rutschte sie ein Stückchen ab und bemerkte, dass Devananda näher und näher kam. Doch endlich hatte sie es geschafft, sie war oben! Aber als sie nach unten sah, stellte sie fest, dass nun das Joch einige Meter seitlich unter ihr lag. Sie hatte sich verstiegen und war jetzt direkt am Buckligen Berg!
Der Wind heulte und
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