Der Katzenelf (German Edition)
in ihre Augen. Die ehemals so glatte, wie weiße Lilien schimmernde, elfenhafte Haut ihres Gesichtes war mit Falten und Runzeln durchzogen, so als wäre sie altes, brüchiges Pergament.
Rubina schluchzte leise. Hilflos und doch voller Zorn. Seit jenem Tag, als sie Devananda hinter Isa hergeschickt hatte, mit dem Befehl sie zu töten und den Stern des Schicksals an sich zu bringen, verfiel langsam, aber beständig ihre elfenhafte Schönheit, der bisher kaum ein Wesen widerstehen konnte. Kein Tag verging, an dem sie nicht eine weitere Runzel, Kerbe oder Falte entdeckte und alle Sitzungen beim besten und teuersten Schönheitschirurgen der Stadt halfen nichts. Kaum geglättet, waren am nächsten Tag diese bösartigen Kerben und Linien wieder da. Ja, sogar der Ausdruck ihrer schwarzen Augen hatte sich verändert. Sie leuchteten nicht mehr, sondern wirkten jetzt wie düstere, erloschene Kohlestückchen in ihrem Gesicht. Wenn sie lächelte, was sehr selten vorkam, dann war es kein Lächeln, sondern ein bitteres Verziehen ihrer Mundwinkel. Nur manchmal, wenn Bilder von ihrer Kindheit im Verborgenen Reich durch ihre Erinnerungen zuckten, huschte noch ein Schatten ihres ehemaligen Liebreizes über ihre Gesichtszüge.
Doch im Moment waren diese verdüstert. „Ja“, dachte sie und wieder senkten sich ihre Mundwinkel: „Du hast ganze Arbeit geleistet Taras, doch freue dich nicht zu früh! Mein Tag wird noch kommen und zwar dann, wenn ich den Stern des Schicksals doch noch finde - und glaube mir, ich werde ihn finden!“
Es klopfte leise an der Bürotür und ein junger, gut aussehender Sekretär trat behände ein und legte ihr ehrbietig einen Stapel Tageszeitungen auf den Tisch. Darunter befand sich auch der Tagesanzeiger einer Region, in der sie noch vor drei Monaten in einem Schloss gewohnt hatte. Sie erstarrte als sie die riesigen Lettern der Überschrift sah! Hastig nahm Rubina sich die Zeitung und blätterte sie auf.
Leiche gefunden! – Doch wo ist Isa Z.?
Drei Monate nach dem verheerenden Lawinenabgang vom Buckligen Berg, fanden Tourengeher die Leiche eines Mannes, und zwar die des Herrn Wilhelm K., den seine Freunde „Devananda“ nannten und der ab dem Zeitpunkt dieses Unglückes als vermisst gemeldet wurde.
Er trug zwei wertvolle Schmuckstücke bei sich, die nach Recherchen unserer Reporter Isa Z. gehörten, jener Frau die am selben Tag wie Wilhelm K. verschwand. Der Tote hatte ein goldenes Amulett in das eine Kralle eingesetzt war in seiner Faust als er aus der Lawine ausgegraben wurde. Dieses Schmuckstück konnte durch einen Juwelier dieser Stadt einwandfrei identifiziert werden, da er sich noch genau an Isa Z. erinnerte und auch Unterlagen besaß, aus denen hervorging, dass er an sie dieses Juwel verkauft hatte. Doch unter der Leiche des Mannes fand man auch einen sehr wertvollen, antiken Goldreifen, der mit einem sternförmigen Diamanten besetzt war.
Die polizeilichen Nachforschungen ergaben, dass auch dieser kostbare Stein Isa Z. gehörte, die seit jenem Tag vermisst wurde und bis heute unauffindbar blieb. Sie hatte kurz vor ihrem mysteriösen Verschwinden einem Vertrauten, dem inzwischen pensionierten Förster Josef T. alle ihre Vermögenswerte in einer rechtlich unanfechtbaren Schenkungsurkunde übertragen, d.h. ihr gesamtes Bargeld in nicht unbeträchtlicher Höhe, ein Grundstück im Mittelgebirge am Fuße des Buckligen Berges, zu dem ein Haus und ein kleiner Moorsee gehört. Nur für das so genannte „Stille Tal“, das seit Jahrhunderten im Besitz ihrer Familie ist und das Grundstück mit der Quelle unter dem Joch, hatte sie eigene Verfügungen getroffen.
Dieses Gebiet hat Isa Z. einer bekannten Naturschutzorganisation mit der Auflage überschrieben, in dieser Region den so genannten „sanften Tourismus“ zu fördern, damit im Tal unter dem Buckligen Berg die so dringend benötigten Arbeitsplätze gesichert werden können. Dabei erteilte sie genaue Anweisungen, wie das Stille Tal weiterhin zu schützen ist. Außer einem Hotel, das auf ihrem ehemaligen Grundstück am See gebaut werden kann, falls Josef T. als neuer Besitzer damit einverstanden ist, dürfen lediglich zwei Almen hinten im Stillen Tal Touristen beherbergen. Den Bauern dieser Region räumte sie jedoch das Recht ein, dieses Gebiet weiterhin almwirtschaftlich und jagdlich zu nutzen.
So wird es auch künftig ein naturbelassenes Paradies für Menschen geben, die abseits der Schnelligkeit und Hektik unserer Welt für ein paar Wochen die
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