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Der Kaufmann von Lippstadt

Der Kaufmann von Lippstadt

Titel: Der Kaufmann von Lippstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Maria Fust
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Stifts Hofens Caspar Ernst Mattenklodt.
    »Wir gehen zuerst in die Kirchgasse. Der Overkamp hat sich so aufgeregt. Er habe einen wichtigen Gast und so einen Schaden könne er gar nicht gebrauchen. Dass es so weit kommen musste, würde ihm doch sehr zu schaffen machen. Nun sei alles ruiniert, sein Haus, seine Waren, ja sogar sein Leben, hat sich Overkamp in Rage geredet«, erinnert sich Drüdeke. »Niemandem gefällt, was geschehen ist. Dabei ist es hier im Stifts Hofen gar nicht so schlimm. Overkamp soll mal im Jacobi Hofen schauen, wie dort alles zerschmettert ist.«
    »Den Overkamp habe ich gestern Morgen mehrmals im Jacobi Hofen bei den Festungswerken gesehen«, fällt Glasermeister Friedrich Wilhelm Strenger auf. »Was der dort zu erledigen hatte?«
    »Ich weiß es nicht. Aber dass der Overkamp glaubt, sein Leben sei ruiniert, scheint mir doch übertrieben. Ja, er hat einen Schaden zu beklagen, aber es trifft in seinem Falle keinen armen Mann. Er hat Geld«, weiß Drüdeke.
    Sie überqueren die Judenstraße und biegen in die Kirchgasse ein. Das imposante Eckhaus gehört der Familie Overkamp. Drüdeke notiert: ›Hausnummer 561‹ 35 und liest die goldene geschwungene Inschrift im Querbalken: ›Caspar Theodor Overkamp – Maria Theresia Upschulte – Anno 1657 – Soli Deo Gloria – Einzig zur Ehre Gottes‹. Darunter verlaufen eine kunstvoll geschnitzte farbige Fächerrosette und eine weitere Inschrift: ›Wer Godt Vertrauet Fest Auf Ihn Bawt den will er nicht verlassen‹ 36 .
    »Diese Hausinschrift hat doch noch jemand in Lippstadt, oder? Sie kommt mir so bekannt vor«, überlegt Drüdeke. Noch bevor ihm jemand antworten kann, tritt Overkamp aus der Tür seines Kontors.
    »Herr Drüdeke, wie gut, dass Sie schon hier sind. Bitte treten Sie ein. Hier rechts in mein Kontor. Da können wir in Ruhe alles besprechen«, fordert Overkamp die Gutachter auf.
    »Herr Overkamp, seien Sie gegrüßt. Sie hatten darum gebeten, dass wir zuerst zu Ihnen kommen. Schön haben Sie es hier – wenn wir mal von dem Schaden absehen. Stuckarbeiten sogar im Kontor, das macht Eindruck. – Lassen Sie uns zur Sache kommen«, beginnt Johann Caspar Drüdeke. »Zimmermeister Kestner schaut sich den Dachstuhl und die Fachwerke an. Viele Ziegel liegen zusammengefegt in der Gasse, das haben wir gesehen. Glasermeister Strenger zählt die zerschmetterten Fensterscheiben.«
    »Steinwerk haben Sie keines, richtig?«, fragt Mauermeister Scharper.
    »Nein.« Overkamp schüttelt den Kopf. »Leider«, fügt er an. »Das wäre schön. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Bitte folgen Sie mir nach oben«, fordert er die Gutachter auf.
    Die hölzerne Treppe knarzt unter dem Gewicht der sechs Männer. Als Ferdinand Overkamp die Tür zur guten Stube öffnet, stockt den Männern der Atem. Die großen Fenster lassen viel Licht in den farbenfroh getünchten Raum fluten, in dessen Mitte ein großer, glänzend polierter Eichentisch steht. Die zwölf barocken Stühle sind mit dunkelblauem besticktem Samt bezogen; auf einem von ihnen sitzt Johanna Overkamp und blättert durch das Buch, welches der Gast Matthiesen mitgebracht hat. Hin und wieder wirft sie einen Blick auf die alte Magd Berta. Diese räumt die Scherben des zersprungenen Goldrand-Porzellans und der geschliffenen Gläser in einen Ledereimer. »Ich mochte die mit zarten Pinselstrichen gemalten Vögelchen am Tellerrand so gerne«, jammert Berta.
    »Johanna, verlassen Sie und Berta bitte beide den Raum!«, befiehlt Overkamp seiner Frau. Als Johanna aufsteht, stockt den Männern der Atem. Eine wunderschöne und auf das Vortrefflichste geputzte Dame von Welt in zauberhaften Kleidern. Ihr blondes Haar ist mit Kämmchen kunstvoll gesteckt und glänzt im Licht wie gesponnenes Gold. Erst nachdem Johanna Overkamp die Tür von außen geschlossen hat, beginnt Ferdinand Overkamp in der guten Stube das Gespräch mit den Gutachtern.
    »Herr Sittrig, was sagen Sie als Tischlermeister zu diesem Schrank? Können Sie seine Front aufarbeiten? Die Scherben des Fensters haben sie so zerkratzt«, erklärt Overkamp.
    »Ein schönes Stück, fürwahr. Das ist Nussbaum, richtig? Und Einlegearbeiten aus Nussbaumwurzel. Es ist ein kostbares Möbelstück.« Sittrig nickt anerkennend. »Sie haben einen edlen Geschmack. Machen Sie sich keine Gedanken, wenn ich mit dem Schrank fertig bin, ist er wie neu«, verspricht der Tischlermeister.
    Nach und nach besprechen die Männer alles, was zu erledigen ist. Die Halterung des

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