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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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knisternde und zuckende Energien walteten.
    Dann war der Kyprophraig, dann waren auch die anderen Wesen verschwunden, und nichts blieb von ihnen zurück als die vage blauschimmernde, langsam verblassende Spur einer Narbe im Gefüge des Raums. Auric, Kelam, die Kutte „Anander“ und die fünf weiteren Überlebenden seiner Organisation blickten einander, für‘s Erste sprachlos, in der leeren, noch vom Blitzschlag des Kyprophraigen erbebenden Kaverne des unterirdischen Spaltes an.

    „Ihre Beobachtung der Art des Verschwindens vom Kyprophraigen ist bemerkenswert“, kommentierte Darachel Aurics Erzählung. „Ich kenne solche Phänomene aus Beschreibungen in der Literatur unseres Volkes. Es wird darüber berichtet, wenn es um die Zeitalter der Feuerkriege oder ähnlich lang vergangene Epochen geht, in denen die Kyprophraige uns noch bekannter waren. Tatsächlich werden dort solche Risse in der Realität als Fugenpunkte bezeichnet, und es wird gesagt, in den Kyprophraigen sei die Fähigkeit verblieben, durch etwas, das ‚Fugenpfade‘ genannt wird, von einem Ort zum anderen zu gelangen.
    Es wird einiges über die Kyprophraige erzählt, aber nur manche Quellen erscheinen glaubhaft. Doch vielleicht werden wir dazu später kommen.“

    Sie standen vor den leblosen, in den sargähnlichen Behältern aufgestellten Körpern der Quâ-tsunja. Jemand hatte offensichtlich die Behälter vor kurzem geöffnet und eine blaue Flüssigkeit war daraus auf den Boden gelaufen „Anander“ hatte sie beide berührt; sie waren starr wie Leichen, genauso kalt, und es war offensichtlich kein Funke von Leben in ihnen.
    Auric erkannte ihre Gesichter. Zunächst hatte er geschwankt, an der Genauigkeit seiner Erinnerung gezweifelt. Aber je länger er sie anblickte, umso sicherer wurde er sich wieder. Der eine sah genauso aus wie der Quâ-tsunja, den er im Zweikampf im Labyrinth der Phanumstapel getötet hatte. Der andere sah aus wie der dritte Quâ-tsunja, der, welcher unverletzt vom Schauplatz des Kampfes bei der Phanum-Manufakture verschwunden war, der, dem er auch heute wieder im Kampf gegenüber gestanden hatte. Wer nur noch in dieser Reihe fehlte, war ein Doppelgänger des zweiten Quâ-tsunja, der ihn auch heute wieder angegriffen hatte, der, den er im Kampf nach der Explosion in der Manufaktur durchbohrt hatte.
    Wie konnte das sein? Waren die Quâ-tsunja eineiige Zwillinge? Drei eineiige Zwillingspaare, was für ein Zufall. Aber wie sonst sollte die Ähnlichkeit, nein die Gleichheit der Züge zustande kommen?
    Das war die eine Frage. Die andere war, was war mit diesen Körpern geschehen,   was hatte es mit ihnen auf sich, dass sie sie aus offenen, starren Augen anblickten, dass aber keine Spur von Leben oder Beweglichkeit in ihnen war? Auric zweifelte daran, dass es sich bei dem einen Körper um denjenigen handelte, den sie in die Tiefen der Katakomben verfolgt hatten. Irgendwie glaubte er, dass dieser Quâ-tsunja mitsamt der wenigen mit ihm entkommenen Söldnern irgendwo in den Tiefen dieses Labyrinths verschwunden und ihnen endgültig entwischt war.  
    Neben den beiden leblosen Körpern befand sich ein kompliziertes, größtenteils metallenens Rahmengestell, dem Auric keinen Sinn abgewinnen konnte und in dessen Zentrum sich ein Ring befand, der den gleichen Durchmesser hatte wie etwa ein großer Bierkrug. Er hatte noch nie in seinem Leben etwas ähnliches gesehen.
    „Anander“ kniete am Boden neben einer Leiche, die er auf den ersten Blick übersehen hatte. Dies hier war eindeutig eine Leiche, denn in seinem entblößten Oberkörper klaffte ein gerader, exakt geführter Schnitt vom Hals bis zur Bauchhöhle hin, den „Anander“ gerade untersuchte. Und da war es, das dritte, fehlende Gesicht, um das gesamte Trio der Quâ-tsunja vollzumachen. Das Gesicht dieser Leiche war das des zweiten Quâ-tsunja, eben jenem, den Auric bei der Phanum-Manufaktur durchbohrt hatte und dem er heute überraschenderweise wieder gegenüber gestanden hatte. Der Boden war voller Blut und ringsumher lagen Klingen und Gerätschaften, deren Formen fremdartig waren aber dennoch an die eines Chirugen denken ließen.
    Die Kutte „Anander“ wandte sich ihnen zu. „Dies hier ist ein Rätsel, dessen Lösung wir uns später zuwenden werden. Jetzt sollten wir zunächst versuchen, einen Weg zurück in die Jenemandische Kapelle zu finden.“  
    Auric hätte viel darum gegeben, wenn die Kutte in diesem Moment weder Maske noch Kapuze getragen hätte. Wie gerne

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