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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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bestehen schien, festem Kinn, energischer Kieferlinie, vorspringenden Wangenknochen, ohne jede nachgiebige Unschärfe, die es feminin hätte runden können, blitzte nur im Eisblau ihrer Augen etwas auf, das auf einen schwer fassbaren Funken jenseits derber Nüchternheit schließen ließ.  
    Gute, alte, effektive Czand. Auf sie war Verlass. Zur Not hätte sie den ganzen Feldzug auch selber geführt.
    „Das Fazit ist, man weiss nicht, wie man der Flüchtlingsströme Herr werden soll. Der ganze Norden ist praktisch entvölkert. Die Unberechenbarkeit, mit der mordende, plündernde Horden von Suevaren immer wieder bis tief ins Landesinnere einfallen, hat dieses Gebiet zu einer Wildnis gemacht, in der sich niemand mehr seines Lebens sicher sein kann. Der Norden ist praktisch Suevarenland, in dem ihre Stämme sich bewegen können, wie es ihnen gefällt. Die ursprüngliche Bevölkerung ist auf der Flucht nach Süden und in die östlichen Gebiete am Rand der Drachenrücken. Sie sind verzweifelt, hungrig und haben nichts zu verlieren als ihr Leben. Um zu überleben plündern sie Land und Felder. Städte und Bezirke verweigern ihnen den Durchzug durch ihr Land. Es kommt zu Kämpfen zwischen ihnen und der ansässigen Bevölkerung. Sie überschwemmen danach die Städte der stärker idirisch geprägten Gebiete, der Mitte und des Südens, wo sich unkontrollierbare Flüchtlingslager oder ziellos umherziehende Schwärme von Menschen bilden.“
    „Bis der Norden wieder für die Bevölkerung sicher ist“, sagte Auric an die ganze Versammlung gerichtet, „müssen diese Menschen irgendwo untergebracht werden. Wenn wir dort einen erfolgreichen Feldzug durchführen wollen, müssen diese Menschen aus dem Weg. Sie machen Nachschubrouten unsicher, führen zu falschen Feindmeldungen und stiften Unruhe in unserem Rücken, in unserer Flanke, womöglich sogar bei unseren Vorstößen.“ Das war die Wahrheit, die verdammte Wahrheit. Alles hing zusammen, wenn man es genau durchdachte. Auch wenn wahrscheinlich ein anderer Feldherr diese Nebenumstände achselzuckend abgetan hätte. „Wenn das hiesige Vikarium dazu nicht in der Lage ist, müssen wir es sein, die die Syndizi drauf festnageln, entsprechende Mengen an Flüchtligen in ihrem Gebiet aufzunehmen. Wir haben Erfahrung bei der Errichtung von Feldlagern. Von den Kräften, die wir in den Norden vorausschicken, werden Abteilungen dazu abgestellt, die Flüchtlinge bei der Errichtung vernünftiger, bewohnbarer Lager anzuleiten. Rasterausrichtung, standardisierte Unterkünfte, ein Netz von Latrinen, das ganze Programm. Alles hinlänglich bekannt. Genau das, was für uns Routine ist. Bei bestehenden Lagern werden wir versuchen, ihre Organisation zu verbessern. Vielleicht eine Miliz aus ihren eigenen Reihen aufstellen, aus der alles, was nach abgehalfterten, streunenden Söldnern oder generell irgendwie zwielichtig aussieht, von vornherein verbannt ist. Das was ich bei unserer Ankunft vor den Toren der Stadt gesehen habe, waren erbärmliche Zustände.“
    „Das da draußen vor der Stadt hat zum größten Teil nichts mit unserem Auftrag zu tun“, meldete sich Nefraku zu Wort. „Die liegen, so wie ich gehört habe, schon länger da. Das sind Flüchtlinge vor Kleinkriegen und Unruhen im Westen. Die flüchten vor ihren eigenen Lehnsherrn.“
    In Aurics Geist blitzten die gleichen eben angeführten Argumente auf, nur eben im Hinblick auf ihre langfristige Perspektive in Mittelnaugarien, doch die durfte er hier nicht anführen, wollte er nicht seine Kenntniss der Pläne Idiriums gegenüber seinen Untergebenen preisgeben – wobei er nicht so sehr an seine Gefährten, sondern vor allem an die diversen Anführer der Einzelbataillone dachte.
    „Auch diese Leute sind jetzt auf idirischem Gebiet und haben sich unter idirischen Schutz begeben. Wie menschenwürdig wir sie behandeln, bestimmt für sie das Bild, das sie vom idirischen Reich bekommen. Wir haben die Suevaren als Feind, wir wollen nicht noch weitere potentielle Aufrührer, Plünderer oder allgemein Menschen, die gelernt haben, den idirischen Staat zu hassen, auf idirischen Gebiet haben – ganz bestimmt auch nicht im Hinterland unserer militärischen Mission. Für sie gilt das gleiche wie für Flüchtlinge aus Norgond. Bringt man sie nicht auf vernünftige Art unter, sind sie ein Unruhefaktor, der potentiell unserer Mission im Weg steht.“
    Nefraku schwieg, lehnte sich die Arme überkreuzend gegen eine Wand und zeigte ihm seine übliche

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