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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Feuerdecke war unversehens über ihnen, über ihren Köpfen.
    Darachel machte eine Geste, und die Flammen erloschen. Der dunkle Schacht der Treppe über ihnen und der Ausstieg, durch den sie gekommen waren, wurde wieder sichtbar.

    Darachel entdeckte den Nodus – genau wie der erste, der den geheimen Abstieg geöffnet hatte durch ein Ankerobjekt in den Prägeschleiern zugänglich – und setzte die Flammen außer Kraft. Wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, wurde es leichter die verborgenen Mechanismen zu entdecken.
    Sie hatten wahrhaftig Glück gehabt, dass ihre magischen Forschungen ihnen besondere Kenntnisse verschafften. Jeder andere Ninraé, der durch Zufall diesen Zugang entdeckt hätte und ahnungslos die Treppe hinabgestiegen wäre, hätte hier den Tod gefunden.
    Das warf mehr als eine Frage auf. Vor allem wenn Cenn-Vekanen hiervon wusste oder gar dafür verantwortlich war.  
    Sie hatten gedacht, sie wären durch Zufall beim Kampf mit dem Homunkulus auf etwas gestoßen. Sie dachten, sie hätten mit ihren Forschungen Neuland betreten. Kein Ninra sollte Magie beherrschen können. Ninraé, so hieß es allgemein, verfügten nicht über magische Fertigkeiten.
    Vielleicht hatte Auric Recht, was die Verwirrung ihrer Erinnerungen durch den Elmssog betraf. Anscheinend wollte jemand, dass diese Erinnerungen auch auf immer begraben blieben. Und war bereit dafür zu töten.
    Dort unten war ein Licht. Er schritt die Stufen weiter hinab, Auric folgte ihm.
    Es galt also wachsam zu bleiben. Er richtete seinen Blick auf die Zwischenschichten, hielt Ausschau nach in Stasis gehaltenen Ladungsfronten und sonstigen Phänomenen, die auf eine ähnliche Falle hindeuten konnten.
    Das Ende der Treppe kam in Sicht, ohne dass er etwas Auffälliges bemerkt hätte. Irgendwo im Raum, verborgen hinter einer Kante der Decke, die anscheinend den Sturz des Ausgangs bildete, sah er ein weiteres Licht anspringen, dann noch eines. Sie warfen wechselnde, neue Schatten auf den Boden am Fuß der Treppe.
    Er setzte seinen Fuß auf die letzte Flucht von Stufen; das Ziel ihrer Suche lag jetzt unmittelbar vor ihnen. Die Aufregung ihres Unterfangens musste ihn mehr mitgenommen haben, als er gedacht hätte, denn in seinem Schädel deutete sich ein vager Kopfschmerz an, wie ein schwerer, lastender Druck auf sein Hirn. Er tat einen weiterer Schritt abwärts, und der Druck nahm zu.
    Darachel stutzte. Das war mehr als ein gewöhnlicher Kopfschmerz. Schnell zurück, die Umgebung eingehender in Augenschein nehmen! Er wollte zurückweichen, musste aber feststellen, dass er das nicht konnte, dass das, wozu er seine Muskeln anwies, einfach nicht geschah.
    Was geht hier vor?
    Er wurde von etwas wie in einem unbarmherzigen Griff gehalten. Der Raum um ihn hatte eine feste, lastende Qualität angenommen, als sei sein Körper plötzlich in Felsgestein eingeschlossen, das ihm jede Bewegung verwehrte. Seine Selbstschichten fühlten sich mit einem Mal wie bleiern an, und als er seinen Blick darauf richtete, musste er mit Schrecken feststellen, das etwas an ihnen entlangkroch, sich in sie schlich mit einer dunklen Präsenz, die sie starr, spröde und wie tot werden ließ. Etwas griff hinein. Wie in einer Vision sah er sich selber, als sei er unter Wasser und etwas Schweres bräche über ihm mit einem Gurgeln durch die Oberfläche, entfaltete sich und tastete mit Gliedern wie Greifarmen nach ihm, packte seine Selbstverästelungen und ergriff von ihnen Besitz, während die dunkle über ihm wimmelnde Masse alles von oben herab dringende Licht auslöschte. Die Ahnung von etwas wie einem Gesicht hoch hinter den tastenden, bedrängenden Armen hing wie eine Vision über all dem, eines Gesichts das nur spürbar wurde durch den Blick, den es auf ihn richtete. Dieser Blick war wie ein Wühlen, das sich erbarmungslos in seinem Geist Raum griff, eine rohe, unbarmherzige Aufmerksamkeit, die sich auf ihn richtete. Etwas Mächtiges hatte ihn mit seinen Klauen ergriffen und erzwang sich Zugang, der Druck wurde unerträglich und wollte ihn zermalmen. Er wollte etwas tun, sich wehren, fliehen, aber die Präsenz erstickte und erdrückte jeden Funken seines Selbst, jede Regung, die von ihm ausgehen wollte. Sie brach sich ein Tor auf, einen Riss, einen Spalt, durch den die wahre Macht hinter dem Boten eindringen und ihn vernichten wollte. Der Schatten eines Gestirns schien auf ihn herabzudonnern, das schreckliche wühlende Mahlen wurde unerträglich.
    Eine Hand ergriff seine Schulter

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