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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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dir den Dolch in den Rücken zu stoßen. Also warst du, solange du am Leben bleiben solltest, der Schlüssel zu mir. Bei allen anderen …“ Sie steckte in ungewisser Geste die Hände zu beiden Seiten aus. „Wir haben Kudai getraut“, ließ sie den Gedanken trocken ausklingen.
    „Und wenn er mich aus dem Weg geschafft hätte?“, hakte er prompt nach.
    Sie schwieg, sah ihn über die Distanz von etwa zwei Metern, die zwischen ihnen lag, mit leicht schief gelegtem Kopf forschend an. Als sie wieder sprach, tat sie das langsam, in bedachtsamen Sentenzen, durch knapp gesetzte Pausen getrennt.
    „Ich habe einen Job angenommen und ich führe ihn aus“, sagte sie. „Das zuerst mal. Aber ich bin keine Selbstmörderin. Auf der anderen Seite, ich mache dieses Handwerk für Geld, um zu Leben. Wenn ich mir anhöre, was du erzählst, was aus Kudai geworden ist, weiß ich nicht, ob die Gegenseite Belohnungen anzubieten hat, die mir gefallen könnten.“
    „Meinst du, es hat Kudai gefallen?“
    Sie warf ihm mit grimmig geschürzten Lippen einen bohrenden Blick zu.
    „Kudai ist zäh“, sagte sie.

Geheimnisse

    Darachels Schrei hallte noch durch den abwärts führenden Treppenschacht. Seine Gestalt war von einem Kranz lodernder Flammen umgeben.
    Auric sprang zurück vor der Hitzewalze, riss die Arme hoch vor sein Gesicht. Wie im Kontrast zu der Glut durchfuhr ihn eiskalter Schrecken, ein Wiedererkennen. Ein abwärts führender Schacht, eine Flammenfalle! Sein Fuß glitt auf den Stufen aus, und er musste um Halt kämpfen, um nicht zu stürzen. Heißer Feueratem war um ihn und über ihm. Er fühlte die Haare auf seinen Armen knisternd verschmoren.
    Dann schließlich hörte er ein heftiges, stoßhaftes Keuchen über dem Wummern der Flammen, stellte nach Sekunden fest, dass es sein eigenes war, stellte ebenfalls fest, das er noch am Leben und nicht von den Flammen verbrannt worden war. Vorsichtig nahm er, das Geräusch stetigen Prasselns im Ohr, die Arme von seinem Gesicht fort.
    Der Treppenschacht um ihn war zu einem Feuerschlot geworden. Flammen fauchten an ihm vorbei. Sie waren wie Wände, wie eine Hülle um ihn herum, die durch irgendetwas zur Seite gedrängt wurden. Wie hinter Glas wogte und züngelte eine ihn rundum umgebende Flut von Flammen an ihm vorbei.
    Vor sich sah er die Gestalt Darachels, von tobendem Feuer scharf und hart hervorgehoben. Doch die Flammen waren nur vor ihm und in einem Abstand um ihn herum. Sie schienen von ihm weg zu fluten, zu den Seiten hin abgedrängt zu werden. Darachels Hände waren seitlich mit gespreizten Fingern ausgestreckt und an ihnen schien etwas wie bläulicher Rauch entlang zu gleiten und mit langem Schweif den Schacht herauf davongetrieben zu werden, fast so dicht wie eine Flüssigkeit, wie das Wasser eines reißenden Wildbachs, wie der Rauch eines Feuers, den ein Sturm in zerfetzter Bahn mit sich fortreißt.
    Er brauchte einige weitere keuchende Atemzüge, um den Schrecken aus seinem Körper zu vertreiben. Zwar loderte Feuer um sie herum, doch sie schienen sicher zu sein.
    Darachel wandte sein Gesicht zu ihm hin, die Hände noch immer starr vom Körper abgespreizt.
    „Da haben uns wohl unsere magischen Forschungen das Leben gerettet“, sagte er, mit einem Grinsen der Erleichterung um seine Mundwinkel.
    „Was ist passiert?“, fragte Auric zurück.
    „Eine Falle. Jemand hat aus einem magischen Effekt eine Falle gemacht, die durch jeden ausgelöst wird, der diese Treppe hinabgeht. Es war reines Glück, dass ich sie schnell genug habe abwehren können. Es war aus einem Reflex heraus.“
    Er bewegte seine Hände leicht. Der Rauchstreif und der Verlauf der Flammenwände folgte dieser Bewegung.
    „Eigentlich ist dies ein Nebeneffekt.“ Darachel bewegte einen Finger und der bläuliche Rauch stob in einer Bahn von ihm weg. „Es geht also auch umgekehrt. Jedenfalls hat uns diese magische Figur das Leben gerettet.“
    „Wer hat diese Falle gestellt? Cenn-Vekanen?“
    „Ein interessante Frage“, erwiderte Darachel. „Jedenfalls war es jemand, der über magische Fertigkeiten verfügt. Wenn dies Cenn-Vekanen war, wirft das nur umso größere Fragen auf.“
    Darachel schritt die Treppe abwärts und mit jedem Schritt wanderte ihnen auch der Schutzschild voran, der die Flammen von ihnen fernhielt. Sie prasselten und loderten um sie her, doch mit einem Mal, waren sie hindurch und das Geräusch der Flammen wurde, wie ein Korken, der aus einer Flasche gezogen wird, abgeschnitten. Die

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