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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Kontrollmaßnahme ist immer nur so gut, wie der, der sie durchführt.
    Sie hatten keinen Magier gefunden, natürlich, und er war unruhig – natürlich.
    Czands Hand zog sich aus seinem Kragen zurück, glitt seinen Arm hinunter und ergriff sanft seine Hand, mit der er, ohne dass er sich dessen bewusst war, einen hektischen Rhythmus auf die Tischplatte klopfte, hielt sie ruhig und warm und fest.
    „Was ist mit der Föderiertenbrigade? Als relativ neu zusammengestellter Heeresteil könnte man doch dort am ehesten jemanden unbemerkt einschleusen.“ Das sagte sie, als habe sie die ganze Zeit schon seine Gedanken gelesen. Auric blickte zu ihr hoch, sah ihr scharf geschnittenes Gesicht kühl und konzentriert im warmen Orangehauch der Ölfackeln. „Sie formiert sich aus den von den verschiedenen föderierten Staaten gestellten Kontingenten. Die bisher autonom und nur der Kontrolle der von ihren Staaten bestellten Befehlshabern unterworfen waren. Und wir wissen, welche unsicheren Kandidaten die föderierten Staaten sind. Schnell mit Lippenbekenntnissen zu idirischen Werten und Gesetzen bei der Hand, um die Vorteile des Föderiertenstatus einzustreichen, aber eigentlich wildes Land. Mit Zuständen, die um einiges regelloser, undurchsichtiger und fragwürdiger sind. Bei dem Chaos, das vorher in den Haufen geherrscht hat, würde es mich nicht wundern, wenn jemand, der aus dem Nichts dazukommt, darin vollkommen untertauchen kann.“
    „Du meinst, auch ohne, dass dies ausgerechnet Kudais Truppe war, die er nach seinem Willen umgestaltet hat, mit seinen Leuten in Schüsselpositionen, in der er tun konnte, was immer ihm gefiel, ohne dass ihm jemand auf die Finger schaute. Kudai, der sich an den Einen Weg und an die Kinphauren verkauft hat.“
    „Erzähl mir das noch einmal, die Sache mit Kudai.“
    „Du kennst die Geschicht, du warst bei den meisten Sachen dabei.“
    „Erzähl es mir trotzdem.“
    Er seufzte. Er fiel ihm schwer, zu den ganzen banalen Einzelheiten zurückzukehren, die damals für sie alle selbstverständlich gewesen waren, die das Maß ihrer Vertrautheit ausgemacht hatten, die aber im Nachhinein, eine andere tragische Bedeutung bekamen. Er setzte ein kleineres, schwächeres Nachseufzen dem ersten hinterher, blickte mit hochgezogenen Augenbrauen, weiten Augen in die leere Luft, wo er die Einzelbilder aus dem weiten Nebel zu Erinnerung gewordener Vergangenheit herausfischen musste, und begann zu erzählen. Von dem Inaimskreuz um Kudais Hals, von dem erhaschten Blick auf eine furchtbare Jugend in Unterdrückung und Elend, von dem eisernen Willen, dem zu entkommen, dem maßlosen Ehrgeiz, Macht und damit Kontrolle über sein Schicksal zu erlangen. Von dem grenzenlosen Glauben dies mit Inaims Hilfe zu erreichen.  
    Ja, bei den meisten dieser Ereignisse war Czand dabei gewesen, doch sie hatte sich vor ihm auf die Tischkante gesetzt und blickte ihn mit gesammeltem Blick an, eine tiefe Falte der Konzentration stieg lotrecht gerade, wie mit dem Messer geschnitten zwischen ihren Augenbrauen auf. Sie wollte sein Erleben, seinen Blick auf die Dinge aus ihm herauslesen. Sie war dabei gewesen, als die rote Teufelin, die Ankchoraik, Kudai auf den Wällen von Jhipan-Naraúk so schrecklich die Sehnen seiner Arme zerschlitzt hatte, dass man den Eindruck hatte, es hingen fast nur rote Fetzen von den Knochen herab. Wie er dann, als sie ihn schon seinen Verletzungen erlegen oder sonstwie zugrunde gegangen geglaubt hatten, vollkommen überraschend in Ilvenaum auftauchte, mit gerichteten Armen und etwas von einer neuen Heilmethode faselte. Unglaublich, es hätte ihnen damals schon seltsam vorkommen müssen.
    Das hatte auch Jag gesagt, als er ihn nach dem Marsch ihrer Truppen in den Norden von Norgond hier zum ersten Mal wiedertraf, und ihm von Kudais Mord an der Vikarin Berunian, ihrem Kampf und seiner Flucht erzählte. Jag war nicht dabei gewesen, in Ilvenaum, als Kudai so unverhofft zurückkehrte, er war schon wieder mit Keiler Drei im Einsatz gewesen, in den Tiefen des Saikranon im Kampf gegen die Nichtmenschen.
    „Und ihr habt euch nichts dabei gedacht?“ Jag hatte Auric angeschaut, als habe er es mit einem Idioten zu tun. „Keine Frage: Die Spitzohren haben ihn umgebaut. Das ist eine der kleinen Schweinereien, den dieses bleiche Pack an ihren Leuten durchführt. Ich habe davon genug in meiner Zeit im Saikranon gesehen. Reicht für ein ganzes Leben an beschissenen Träumen und flauem Magen. Der kleine Dreckskerl! Das war der

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