Der Keil des Himmels
und Skalte, den beiden überlebenden Drillingshünen und ihren Begleitern, die sich, mitsamt einer weiteren grimmig blickenden Gruppe von Kinvarda, bei all dem abseits gehalten hatte.
„Ihr habt euch nach dem Tod eures Bruders in die Wildnis geschlagen. Gehört ihr zu denen, die mit uns gegen die Suevaren kämpfen wollen?“
Skalte, der Bruder der die Axt trug, zeigte zwischen dünnen, fleckigen Lippen eine Reihe bemerkenswert kleiner, kantiger Zähne. „Das sind die, die mit euch gegen Suevaren kämpfen wollen.“ Er zeigte mit ausgebreitetem Arm auf die Gruppe hinter ihnen, in der sich die meisten derer wiederfanden, die Helme und Schilde besaßen.
„Das ist Djenzil, den sie den Valgarentöter nennen.“
Auric hatte den Mann schon vorher bemerkt. Selbst gegenüber der Gruppe derer, die gegen die Suevaren kämpfen wollten, stand er etwas abseits, die Arme vor der Brust verschränkt, steinerner Gesichtsausdruck, wie eine stumme Säule. Sein Gesicht war ungewöhnlich dunkel für jemanden, der im Norden lebte und schwer von Pockennarben gezeichnet. Er trug einen grauen, grobgewebten Mantel um die Schultern, der seine Erscheinung breiter machte, als er von seiner eigentlich sehnigen Statur zu sein schien; dies deutete darauf hin, dass er unter dem Umhang seine Waffen verborgen trug, was immer diese auch sein mochten. Er trug dicht mit bräunlichen Scheiben bestückte Ketten auf der Brust, die, als Auric genauer hin sah, sich als getrocknete, aufgefädelte Ohren herausstellten.
„Das ist Buke-vom-Grab, der Silberne Daenn, Nanrid von den Messern, Nagel, Schlangenhand Djun …“ Mit einem Nicken ging er die Reihe der zwielichtig und verwegen ausshenden Gestalten ab. „Sie werden kämpfen. Und ich denke, sie werden so viele Suevaren in die Feuer ihres Drachenherrn schicken, dass der Platz dort eng wird.“
Skalte schlug sich auf die Brust. „Wir, wir sind Kundschafter. Wir wollen wissen, was hier im Norden vor sich geht. Was das ist, das unseren Bruder getötet hat und von wem es kommt. Wenn wir das wissen, wenn wir wissen, wer verantwortlich ist für den Tod unseres Bruders“ – er packte den Griff seiner Axt unterhalb des gewaltigen, mörderisch aussehenden Blattes und schüttelte sie – „dann werden wir kämpfen.“
Eine neue Welt
Darachel hatte die Audienz bei dem Silaé über Viankhuan arrangiert. Von seinen wahren Beweggründen hatte er ihr nichts verraten.
Er hatte sich mit seiner Enthravan-Mentorin in jener Kammer ihres Enthravenats getroffen, deren Fenster auf den Innenraum zwischen den Klippen von Himmelsriff und der Steilwand des Grabenbruchs herauswiesen. Er hatte auf den gleichen Ausblick geschaut, wie schon in einer langen Reihe vertrauter Gespräche, die sie in der Vergangenheit miteinander geführt hatten: auf die Türme und Steinpfeiler im Spiel des Lichts, das mit dem Tageslauf sich verändernd in den Innenraum der Kluft einfiel.
Viankhuan erschien es sinnvoll, dass er sich mit Bogenfall des Lichts über die dhau -Verknüpfungen austauschen wollte, die ihn mit Auric verbanden, und sie schlug sogar selber vor, den Menschenmann bei der Begegnung hinzuzuziehen, damit der Silaé sich so noch einmal auf direkte Art der Bedeutung des Adamainra für das Schicksalsnetz ihrer Gemeinschaft versichern könnte.
Gewiss würde auch Cenn-Vekanen hiervon erfahren, und es musste ihm bei seiner offen geäußerten missbilligenden Haltung zu ihm und seinem Verhältnis zu dem Menschenmann zutiefst missfallen. Doch wie viel konnte der Enthravan offen gegen sie anführen, ohne nicht gleichzeitig sein Geheimnis – worin dieses letztlich auch immer bestand – der Gefahr der Entdeckung preiszugeben? Immer vorausgesetzt, dass es sich um Cenn-Vekanens persönliches Geheimnis handelte und nicht andere Ninraé, vielleicht auch die Enthravanen, darin eingeweiht und verstrickt waren.
Viankhuan hatte ihm wie immer in entspannter Haltung gegenübergesessen und sie hatten ein ruhiges Gespräch miteinander geführt, das scheinbar den gleichen Geist der Vertrautheit geatmet hatte, wie ihre anderen Gespräche in der Vergangenheit, und eigentlich wollte er nicht glauben, dass diese Frau Ränke spann und hinter ihrem Rücken etwas anderes verfolgte als das Wohl der ihr Anvertrauten und der gesamten Gemeinschaft.
Andererseits saß aber auch in seinem Herzen, während ihres ganzen vertraulich erscheinenden Gesprächs, etwas anderes als die reine Aufrichtigkeit. Auch er hatte dabei verborgene Motive gehegt und
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