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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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grob verzierten Holzscheiben. Aus stahlblauen, zusammengekniffenen Augen suchte er Aurics Blick, und obwohl er ihn stetig und gerade festhielt, hatte Auric den Eindruck von oben bis unten gemustert zu werden.
    „Auric der Schwarze, sag uns, warum wir für die idirische Armee das Land ausspähen sollten, oder sogar kämpfen? Ich habe von deinem Idirium gehört, aber es ist weit weg, und es interessiert mich nicht. Niemand aus Idirium kommt her und bringt mir in einem harten Winter Decken oder etwas zu essen oder kauft mir zu einem guten Preis meine Felle ab.“
    „Aber wer auf jeden Fall kommt, sind die Suevaren“, entgegnete er dem Wildlander. „Und zwar wann immer es ihnen beliebt. Sie morden Menschen und sie rauben ihr Hab und Gut. Ihr sollt uns helfen, weil wir dieses Land sicher machen wollen, damit jeder hier so leben kann, wie er es will, ohne um sein Leben zu fürchten.“
    „Ihr wollt das Land sicher machen?“ Ein trockenes, verächtliches Grinsen zeigte sich um die Lippen und durch den struppigen Bart des Kinvarda. „Sicherheit gibt es nicht. Wir leben hier, die Suevaren leben hier. Wir haben bisher nie von euch gehört, von einer idirischen Armee. Ihr seid es, die herkommen, wann es euch beliebt. Wir leben hier in diesem Land. Schon immer. Wenn die ganzen weichen Norgondmenschen, die mit ihren Höfen und mit ihrem Vieh hier in den Norden kommen, plötzlich erkennen, wie hart das Leben hier wirklich ist, dann ist das ihre Sache. Sollen sie wieder gehen. Das Land und wir waren zuerst hier. Wenn sie wieder fort sind, umso besser.“
    Das war genau die Haltung, auf die Jag ihn vorbereitet hatte, und der Sprecher erntete dafür von einem Teil der versammelten Wildlander zustimmendes Gemurmel. Einige traten vor und scharten sich um ihn zusammen. Bevor Auric zu einer Erwiderung ansetzen konnte, erhob ein anderer Kinvarda die Stimme.
    „Du machst es dir zu einfach, Barnig Stetvarns Sohn. Was ist mit Carnen Gelbhaar und seiner Familie, die im Frühjahr von den Suevaren umgebracht worden sind. Das waren ganz bestimmt keine Weicheier. Und haben sich immer mit den Suevaren gut verstanden. Hatten sogar Verwandte in Swivar Schwarzbraues Stamm. Trotzdem sind sie abgemetzelt worden. Ohne Grund. Das wäre früher nicht vorgekommen. Tu nicht so, als wüsstest du nicht, dass sich irgendwas geändert hat. Niemand will drüber reden. Und ich hab‘ den Eindruck, keiner weiß was Richtiges. Aber sie führen sich auf, als wären sie plötzlich die Herren über alles Land, saufen ihr Drachenblut und benehmen sich, als wäre Thyrin Drachenvater persönlich an ihr Feuer gekommen, wollen Blut sehen und fallen wahllos über Leute her, egal, wie gut sie früher mit ihnen ausgekommen sind.
    Das muss aufhören. Darum bin ich dabei. Das bin ich meiner Familie schuldig. Wer weiß, wer sonst die nächsten sind.“
    Daraufhin entspann sich eine heftige Diskussion unter der versammelten Wildlandern. Auric ließ sie gewähren, ohne einzugreifen. Er schaute sich das Ganze nur aufmerksam an, merkte sich die Gesichter. Jag hatte Recht: Bei den Hartgesottenen war der Versuch sinnlos, sie umstimmen zu wollen. Wichtiger war es, die Stimmungslage in sich aufzunehmen, die Leute einzuschätzen und einzuordnen.  
    Ein paar Mal hatte Auric Angst, die Kinvarda würden sich an die Kehle gehen und sie müssten eingreifen, aber das Hochwallen der Emotionen dämmte sich nach ein paar Sekunden und einem kurzen heftigen Wortabtausch wieder ein. Schließlich schloss sich die Gruppe der hartgesottenen Gegner einer Zusammenarbeit mit Idirern zusammen und zog gemeinsam ab. Das geschah mit einem Mal sehr schnell. Zurück blieben die Neutralen und die Kooperationswilligen.
    „Noch ein Grund, sich mit denen nicht in einem unserer Lager zu treffen“, flüsterte ihm Jag zu. „Hier haben sie nichts Wichtiges gesehen, was sie den Suevaren stecken könnten.“
    Jag ging hin zu der verbliebenen Gruppe, sprach mit einigen, die er schon kannte, und Auric gesellte sich zu ihm, suchte selber das Gespräch, wurde schließlich von sich aus angesprochen und befragt. Er unterhielt sich mit den Kinvarda über das Leben hier draußen, erzählte von seinem eigenen Hintergrund, dass er selber ursprünglich ein Valgare war, dass er das Land und die Leute hier oben kannte, stellte Fragen, versuchte bei seinen Antworten auf die ihren überzeugend zu sein und dabei doch diplomatisch und vage, was militärisch empfindliche Themen anging.
    Schließlich ging er hinüber zu Haren

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