Der Keil des Himmels
sind und handgreiflich auf unserer Seite kämpfen. Die einen Mordshass auf die Suevaren haben. Einzelgänger, kleine Trupps, die sich, wenn‘s zur Sache geht, zu kämpfenden Banden zusammenschließen wollen, um uns zu unterstützen.
All die werden wir heute sehen.“
Als sie aus dem Schatten des Waldes heraus auf die Lichtung getreten waren, traf sie unvermittelt die frühe Hitze eines Sommertages. Wie ein Teppich von Licht lag das kniehohe, duftige Gras einer von Wildblumen übersäten Wiese vor ihnen. Das Summen von Bienen lag wie ein leiser Grundton in der Luft. In der Mitte der Lichtung erhoben sich altersgeschwärzte Ruinen, deren Mauern wie die Speichen um eine Achse von einem Kern weg liefen, an der einen Seite noch hoch, spitz und zackig aufragend, zur anderen Seite aber fast bis zu den Grundmauern eingefallen, so dass die Ruinen den Eindruck einer zerbrochenen Krone erweckten. Der Fuß der Mauertrümmer war von Brombeeren und wildem Gestrüpp überwuchert, ein dichter Pappelhain schmiegte sich an die steilen Speerspitzen der am besten erhaltenen Mauerreste. In einer Art natürlichem Amphitheater verborgen zwischen steilen Mauertrümmern und der Gruppe von Bäumen erwarteten die Kinvarda sie.
Jag hatte nicht zu viel versprochen. Es war ein wilder Haufen.
Fast alle trugen sie Leder und Häute als Kleidung, an manchen von ihnen war trotz des warmen Sommerwetters Fell zu sehen, ob an den Stiefeln oder als Verzierung der Kleider. Die meisten trugen Haare und Bärte lang und struppig wie ein Brombeerdickicht. Auf einigen Köpfen saßen formlose Lederkappen, andere Schöpfe waren mit Tüchern umwickelt. Einige wenige von ihnen trugen einfache Helme in der Armbeuge und Schilde lagen neben ihnen im Gras oder an die Stämme der Bäume gelehnt.
Sie standen in einer eng gedrängten Gruppe beieinander, so als bringe die Einsamkeit ihres Lebens in der Wildnis sie dazu, wenn sie denn wie hier einmal in größerer Anzahl zusammentrafen, möglichst die Nähe der anderen zu suchen. In Tönen von Braun und Grau hoben sie sich kaum von den Schatten des Waldes ab und erschienen auf den ersten Blick eher einer Horde Waldtiere als einer Gruppe von Menschen ähnlich. Überwiegend waren es Männer, Einzelgänger, aber es gab auch Paare und Familien unter ihnen, bei denen die Frauen genauso hart erschienen wie die Männer, mit strengen, zähen Gesichtern, vom Leben in der Wildnis geprägt, bewaffnet, genau wie ihre Partner. Die wenigen Kinder waren in Kleidung und Erscheinung kleine Ausgaben ihrer Eltern, struppig und zerzaust, mit dem harten, unmodulierten Blick von Wildtieren, die einen aus einem Gesträuch heraus anblicken, ohne einen Funken von Verständnis für die Welt des Menschen, von der sie, in der Form des vorbeiziehenden Betrachters einen Splitter erhascht haben.
Aurics ihre Reihen entlang schweifender Blick wurde von der Statur zweier Hünen angezogen, und er war bei näherem Hinschauen überrascht, bekannte Gesichter, beziehungsweise ein bekanntes Gesicht zweifach zu entdecken. Es handelte sich um die zwei überlebenden Drillinge aus dem einsamen Bruchsteinturm, Haren und Skalte, die Brüder des ermordeten Senphoren.
Unter der speerspitzenförmigen Fläche des verschlugenen Runentätowierungsmusters, das zwischen ihren Augenbrauen beginnend in die Stirn wuchs, erwiderten sie grimmig Aurics Blick, ohne eine Spur des Erkennens sichtbar werden zu lassen. Der eine von ihnen hatte sich tatsächlich, genau wie er über der Leiche seines Bruders versprochen hatte, eine größere Axt besorgt, eine, die jetzt nicht mehr im Vergleich zu seiner Statur wie ein Spielzeug erschien. Der andere hatte seinen Streitkolben durch einen gewaltigen eisenbeschlagenen, dornenbewehrten Schlachthammer ausgetauscht. Erst jetzt bemerkte Auric auch die Skopai an ihrer Seite, deren graue Gewänder längst nicht mehr die schlichte Eleganz ihres ursprünglichen Schnitts zum Tragen bringen konnten.
Was die gespaltenen Loyalitäten und die verschiedenen Gruppierungen betraf, so bekam Auric nach einer kurzen Begrüßung und nur wenigen miteinander gewechselten Sätzen ein paar gute Beispiele, von dem, was Jag ihm erzählt hatte.
Unvermittelt trat einer der Wildlander direkt vor Auric und sprach ihn an. Er trug über dem Lederzeug einen dunklen, grob gewebten Mantel um die Schultern, um die Brust geschlungen verschiedene Ketten, einige mit Knochen und unterschiedlichsten Raubtierzähnen, andere mit metallenen Amuletten und Münzen, Fetischen und
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