Der Keil des Himmels
Gegensatz zu Naboran – ein fähiger Militär und ausgewiesener Stratege. Eine reformierte Sechzehnte unter seiner Führung, die Zerschlagung der räuberischen Suevaren-Stämme durch seine Hand“, er hielt inne, fasste seinerseits Kelam wachsam ins Auge, „… und das, was dem noch folgen soll – das wäre doch genau das, was sich die Konservativen zur Stärkung ihrer Position wünschen.“
Kelam erwiderte seinen Blick. Seine Mundwinkel blieben unbewegt, doch ein Lächeln blitzte kurz in seinen Augen auf.
„Die Zerschlagung der Suevarenstämme und das was darauf folgen soll.“ Auch General Kelam sprach das Offensichliche nicht aus – niemandem, der sich mit Militärdingen befasste konnte der Hinweis auf die lange schwelenden Diskussion über eine mögliche Annexion der Gebiete Mittelnaugariens entgangen sein. Aber die knappe Andeutung eines Lächelns bestätigte Aurics Vermutung. Die Niederschlagung der Suevarenraubzüge stellten nur die Vorbereitung zu etwas Größerem dar, das man in Mittelnaugarien mit der Sechzehnten vorhatte. „Es ist ihre Chance“, fuhr Kelam forsch fort, diesmal mit einem wirklichen, harten Lächeln, das sich auch um seine Lippen zeigte. „Ergreifen Sie sie und zeigen sie es diesen reaktionären Bastarden.“
Kelams Blick glitt, während er mit der Zunge schnalzte, wieder über die Stadt zurück.
„Das alles passt denen gewaltig nicht. Nachdem erste Gerüchte von ihrer möglichen Ernennung durchgesickert waren, stachelte und intrigierte man schon hinter den Kulissen. Ein Teil meiner Dritten Armee solle als Reservetruppe im Osten der Drachenrücken diesseits des Riaudan-Passes in Stellung gebracht werden, für den Fall, dass der Feldzug unter ihrer Führung den Bach runter geht. Wahrscheinlich ist das mehr als deutlich sichtbares Zeichen gedacht, welche Vorbehalte man ihnen gegenüber haben muss, als dass es der tatsächlichen Furcht entspringt, dass etwas schiefgeht. Obwohl momentan einige Leute wirklich beunruhigt sind, was die nördliche Exklave angeht. Wahrscheinlich haben Sie schon von der Ermordung zweier Senphoren gehört, die dort oben in Norgond stationiert waren?“
Auric schüttelte den Kopf. “Ich bin erst seit gestern in der Stadt.“
„Na ja, auf dem Moniassum ist alles in heller Aufregung deswegen. Einer von den Kerlen ermordet – gut, auch Senphoren machen sich Feinde. Aber gleich zwei so kurz hintereinander? Die Offiziellen ihrer hiesigen Generalvertretung rennen die Türen aller hohen Politiker ein. Es ist sogar einer direkt aus ihrer Akademiefestung in den Varpassa-Bergen postwendend nach Idirium gekommen. Na ja, egal, sie werden noch genug davon hören.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Jedenfalls, die Kerle würden sich ins Fäustchen lachen, wenn die Dritte über den Riaudan-Pass nach Norgond nachrücken müsste, um das auszuputzen, was ein schnöseliger, ungewaschener und vor allem unbeamteter Barbarengeneral da verbockt hat.
Aber, so wie sie es wollen, einen Teil der Dritten im Westen, in Vanarand festsitzen zu haben, das fehlt uns noch gerade bei der instabilen Situation in den östlichen Bereichen. Das wäre ein fahrlässiges Risiko.
Aber was weiß ich, wie weit manche Leute zu gehen bereit wären, um diese Genugtuung zu erleben. Vielleicht haben Sie gegen gefährlichere Feinde zu kämpfen als nur räuberische Suevaren. Vielleicht müssen Sie, wenn sie das Scheitern ihres Feldzugs verhindern wollen, auch immer einen wachsamen Blick auf die eigenen Reihen haben. “
Auric wurde aufmerksam.
„Wie meinen Sie das?“
Kelam warf Auric einen merkwürdigen Blick zu, maß ihn von oben bis unten, schwieg. Nahm wieder die zierliche Tasse mit seinen großen Händen und nahm einen Schluck von dem Kaffee, der mittlerweile doch bestimmt kalt geworden sein musste, blickte das Getränk im Mund spülend den Hang hinab, als sei ihm keine Frage gestellt worden.
Schließlich wandte er sich Auric wie beiläufig zu, zeigte auf sein Gesicht.
„Was ist eigentlich mit ihrem Gesicht und ihrem Arm passiert?“
Auric blickte auf den bandagierten Unterarm, betastete den Schnitt an der Wange.
„Ich bin in einen Interessenskonflikt geraten.“
„Gewöhnen Sie sich daran. Das könnte Ihnen in Zukunft noch öfter passieren“, kommentierte Kelam lediglich trocken. „Sie wollen wissen, wer außer den Suevaren daran Interesse haben kann, dass ein Großteil der gefürchteten Sechzehnten irgendwo im Norden zugrunde geht?“, fuhr er dann ohne
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