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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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ihnen hinzu.
    „Möchten Sie noch etwas trinken, Morante?“, fragte ihn Kelam.
    „Gerne. Könnte ich einen dieser Minztees mit grobem Zucker und Limettensaft haben?“
    „Kein Problem. Daruun macht Ihnen einen.“ Er drehte sich zu dem Mann hin, sah ihn mit der nuancenhaften Veränderung seiner Mimik an, die bei ihm ein freundliches Lächeln bedeutete. „Ich nehme dann auch so einen, Daruun.
    Klar“, wandte er sich wieder an Auric, als der Bedienstete nach drinnen verschwand, „die Progressiven, die Reformierer im Apparat benutzen Sie um Veränderungen durchzusetzen. Makuvan ist einer von ihnen. Aber was ist so schlecht an diesen Veränderungen? Man wird nur benutzt, wenn man über die Funktion der eigenen Aktionen im Dunkeln bleibt und ihre Auswirkungen nicht billigt. So aber sind Sie lediglich ein agierendes Instrument, ein mitwirkender und bestimmender Faktor zu einem Ziel hin, das auch sie gutheißen. Ein Mitspieler also, wenn auch untergeordnet. Aber sind wir nicht alle nur ein Rad im Weltganzen? Unser werter Konsul Adverian eingeschlossen.
    Ich kann Sie gut verstehen, Morante“, fuhr er dann nach einer Pause kurzen Sinnens fort. „Ich war damals auch umstritten. Ich war auch kein regulärer Bürger des Idirischen Reiches. Ich war lediglich ein Soldat aus einem föderierten Land, irgendwo dort im finsteren Süden. Marrakhor … irgend so ein Land an den Grenzen des Reiches, voll mit ungebildeten schwarzhäutigen, verlausten Wilden. Kaum ein Idirer Niedernaugariens hat damals gewusst oder etwas darum gegeben, dass Marrakhor eine uralte Kultur ist, die ihre Hochblüte hatte, als die Idirer gerade ihren letzten König aus der Stadt warfen, deren große Literatur geschrieben wurde, während sie danach Jahrzehnte lang dessen Zuflucht belagerten. Für die Idirer war ich nur ein Schwarzer, der sich durch die Ränge hochgekämpft hat.  
    Ich musste damals auch gegen genug Widerstände kämpfen. Ich sage das Ihnen also nicht einfach so, ich sage es Ihnen aus eigener Erfahrung heraus: Man kann das schaffen. Also, Morante: Zeigen Sie‘s den Bastarden!“
    Daruun kam aus dem Haus zurück, stellte die beiden Drinks auf dem Tischchen zwischen ihnen ab. Auric fragte sich, ob er ihre Wünsche bereits im Vorhinein geahnt hatte oder wie es zuging, dass er ihre Tees so schnell bereiten konnte.
    „Sie raten mir also rundheraus, das Angebot anzunehmen“, meinte er, während er sein Glas aufnahm.
    „Wenn nicht Sie General der reformierten Sechzehnten werden, dann wird es Genarion“, erwiderte General Kelam knapp.
    Gedankenverloren betrachtete Auric die Minzzweige in seinem Glas. „Und was ist mit dem, was ich will?“
    „Tja.“ Er sah Kelam am Rand seines Blickfelds an seinem Glas nippen.
    Auric schwenkte seines, sah, wie sich der grobe, braune Zucker in der Flüssigkeit in Schlieren auflöste. Warum wurde eine Gelegenheit nur so verdammt einer Falle ähnlich, wenn man einmal kurz die Chance, die darin lag aus dem Auge verlor, und stattdessen die Mechanismen ihrer Zwangsläufigkeit in den Blick gerieten und ihn bannten?
    „Ich nehme an, wenn ich das Angebot annehme“, sagte er, „gibt es für mich erst recht kein Entkommen mehr. Ich kam ursprünglich nach Idirium in der Absicht, ein Studium zu beginnen. Aber damit würde ich mich von diesen Plänen endgültig verabschieden.“
    Er starrte trübe vor sich hin, nahm wahr, dass Kelam ihn von der Seite her musterte. Auric erwiderte seinem Blick und erlebte das Aufblitzen eines Gefühl des Wiedererkennens. Er sah an Kelam denselben Blick, mit dem ihn damals jene Syndikus-Majorin in Dhom-Panjur, deren Namen ihm längst entfallen war, taxiert hatte, als er ihr von seinen Studienplänen erzählt hatte, so als würde er aufgrund dieser Information einer Neueinschätzung unterzogen. Im Rückblick, und mit den darauf folgenden Erlebnissen der Kämpfe in Kvay-Nan als bitteren Geschmack in seinem Mund, kam es ihm jetzt so vor, als hätte diese Neueinschätzung nur stattgefunden, um ihn umso besser manipulieren zu können.
    „Nehmen Sie das Mandat an“, sagte Kelam schließlich, ihn weiter ernsthaft anblickend. „Sie sind noch jung. Sie haben die Möglichkeit, einen oder mehrere Feldzüge durchzuführen und sich Ruhm zu erwerben.“ Bedeutungsvolle Pause. „Bei dem, was noch folgen soll.  
    Niemand wird ihnen dann mehr für ein Studium Steine in den Weg legen – selbst nach dem Skandal, den Sie verursacht haben, als sie in Ruhn den Meanander-Spross krankenhausreif

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