Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
geprügelt haben. Ein erfolgreicher General, der ein Studium aufnimmt, das stände ganz in der alten Tradition der Beamtenoffiziere. Sie hätten in diesem Fall später die Möglichkeit, ihr abgeschlossenes Studium in eine weitere sie erfüllende Karriere in der Beamtenschaft umzumünzen, sich eine Aufgabe zu suchen, die sie weiterhin befriedigt und ihren Neigungen entspricht.“ Er warf die Hände in die Luft. „Oder sie können schon parallel zu ihrem Generalsamt studieren, was auch immer. Ihnen stünden alle Möglichkeiten offen.“
    Auric starrte auf sein immer noch unberührtes Glas mit dem Minztee, dann wieder zu Kelam.
    „Sie sehen mich zweifelnd an“, sagte der. „Wenn sie Argumente nicht überzeugen, kann ich ihnen auch die Zukunft legen lassen.“ Er beugte sich nach hinten – „Daruun!“ –, dann wieder verschwörerisch zu Auric hin. „Mein Majordomus hat nämlich viele Talente.“
    „Daruun“, sprach er seinen augenblicklich erscheinenden Majordomus an. „Daruun, könntest du deine Kenan-Steine holen und sie für Oberst Morante legen?“
    Daruun verschwand und kam bald darauf mit einem Holzkästchen zurück, dem er mehrere Stapel von polierten Steinen aus dunklem Tropenholz entnahm.
    „Daruun ist nämlich ein Anhänger der Aidiras-Mysteriums und außerdem ein ausgezeichneter Kenner des Kenan“, erklärte General Kelam, während Daruun die Steine auf dem Tischchen mischte und zu Stapeln ordnete, die er in Ornamenten zueinander legte, Teile davon dann in einem undurchschaubaren aber ungeheuer planvoll erscheinenden Muster gegeneinander verschob, in einem unter seinen geschickten Fingern mit unablässigen rhythmischen Klappern sich blitzschnell wandelnden Kaleidoskop von Blumen, Sternen und ähnlichen Formen aus wachsenden und schwindenden Steinestapeln. Die Sterne und Blumen brachen auf, von der Mitte weg, bis dort schließlich nur noch fünf Steine in exakter Reihe nebeneinander lagen. Nach dem blitzschnellen huschenden Durcheinander von Steinen erhaschte Auric nun zum ersten Mal einen Blick auf die auf ihnen aufgemalten Symbole.
    Er sah gerade Striche, offene und gefüllte Punkte, Kreuze oder Sterne, in einer Anordnung, die hierarchisiert geschachtelt und miteinander verwoben wirkte.  
    Daruun betrachtete sie nachdenklich mit gefurchter Stirn.  
    „Na und, Daruun, was heißt es?“, fragte Kelam.
    "Die Steine sagen: Der schmetternde Keil des Himmels zerbricht die standhafte Feste."
    Kelam schwieg.  
    Als er jedoch Aurics Blick auf sich spürte, ging ein Ruck durch ihn und er schien sich rasch zu besinnen.
    „Na, da haben wir‘s ja“, meinte er leichthin. „Sehen Sie: Die Mittel des Krieges – das ist der schmetternde Keil, das ihnen angebotene Mandat. Er durchbricht ihre vorher so sorgsam aufgebauten Karrierepläne eines Studiums und bietet ihnen eine einmalige Möglichkeit. Auch jemand der so bockig wie Sie auf seinen Plänen beharrt und die Widerstände gegen dieses Mandat fixiert, kann sich nicht gegen diese einmalige Gelegenheit wehren. Die Schicksalmächte fegen wie ein Keil des Himmels die standhafte Feste ihrer Einwände mit aller Macht beiseite.“
    Das sind eigentlich zwei verschiedene Interpretationen , dachte Auric. Und wo es zwei Lesarten gibt, schließt da nicht eigentlich die eine die andere aus?
    Er blickte Daruun an, was der wohl sagen mochte, doch dieser schwieg geflissentlich, hielt seinen Blick auf die Steine gesenkt und vermied es ihn anzusehen.
    Wahrscheinlich hatte Kelam wohl Recht.  
    Mit seinen Argumenten.

    „Er ist zu jung.  
    Er ist kein idirischer Bürger.  
    Er ist kein Beamter.  
    Was muss ich noch mehr dazu sagen?“  
    Die kurzen knappen Sätze des Vikars Morijan Tessarune hallten wie Hammerschläge durch das Rund des Parlaments. Seine hagere, ältliche Gestalt, sie stand hochaufgerichtet, sein Rücken wie eine Bogensehne durchgebogen, ebenso sein ausgestreckter Arm. Trotz seines Alters erschien er, gerade in seinem Eifer, voller Vitalität. Innerhalb des Sitzblock des Vikariums waren ihm die Gesichter direkt zugewandt und ein Murmeln der Zustimmung ging durch die Reihen der um ihn herum versammelten Abgeordneten seiner konservativen Fraktion.
    Im gegenüberliegenden, ansteigenden Block von Sitzreihen, dem des Syndikariums, erhob sich ein Abgeordneter, dessen Namen Auric nicht kannte, den Blick dabei auf Vikar Tessarune gerichtet.
    „Ich zähle meinerseits einige Fakten auf.  
    Ein Kommandounternehmen, das den siegreichen Sturm auf

Weitere Kostenlose Bücher