Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
Gründe, warum dem Adamainra der Zugang zu den allgemeinen Bereichen von Himmelsriff verwehrt sein sollte“, verkündete Cianwe-Gauchainen nach kurzem Konklavaustausch mit dem Silaé. Auric blickte ihn fragend an, was bei Darachel einen kleinen Stich, ein scharfes, kurzes Aufzucken in den Zweigen seiner Selbstäste auslöste, das er als einen Anflug von Schuldbewusstsein identifizierte. Auric führte sein Nichtverstehen von dem, was zwischen ihnen gesprochen wurde, auf sein noch unzureichendes Vokabular zurück. Er ahnte nicht, dass, selbst, wenn sein Wortschatz in der ihm gelehrten Sprache perfekt gewesen wäre, er ihrer Unterhaltung nicht hätte folgen können, da ein Großteil der Zeichenwebungen den beiden Sprachen jenseits der Physis-Sprache entstammten. Und nur die Physis-Sprache war Darachel von den Enthravanen erlaubt worden den Menschenmann zu lehren.
    Das Verdikt dieses Treffens würde er dann Auric später mitteilen.
    Die Enthravanen und Bogenfall des Lichts besprachen sich noch miteinander, doch der Fall des Adamainra schien für sie vorläufig abgeschlossen. Vielleicht auch nur, solange er und Siganche noch anwesend waren. „Es ist etwas Besonderes an ihm“, hatte der Silaé mit einem merkwürdig befremdeten Anflug bemerkt, doch dann das Thema abrupt fallen gelassen, um sich einem eher exotischen Bereich zuzuwenden, der ihre Webungsvortriebe am Rande betraf.
    „Es gibt ein Schachtgeflecht, von dem die Nukhrand-Nau‘ raunen“ hörte er jetzt den Silaé zu den Enthravanen sagen, „an den äußersten Grenzen der Sturmzonen der Planetenscheide, noch weit vor dem Domänenwall. Ich war dort, vor langer Zeit, und habe eine Passage gefunden. Dahinter gibt es einen Gürtel mutierender Schattenwolken und Ballungen von Wandelstürmen, ein instabiles, unwirtliches und recht finsteres Gebiet, das ich seitdem in unregelmäßigen Abständen immer wieder aufgesucht habe. Bei meinem letzten Besuch dieser Region habe ich bemerkt, dass sich in den Wandelsturmwirbeln ein sich öffnendes Membranfeld ausbildet, das sich aus sich selbst heraus stabilisiert, auch ohne weiteres stützendes Kristallgitter.“
    „Wenn sich innerhalb einer derart instabilen Region so plötzlich ein Membranfeld real etabliert“, warf Viankhuan ein, „lässt das dann nicht an einen zyklischen Vorgang denken?“ Darachel stand mit Auric und Siganche da, unbeteiligt und von den Enthravanen und dem Silaé, in ihrem ihm fremden Enthusiasmus für dieses abseitige Thema, für den Moment vergessen.
    „Das muss nicht unbedingt der Fall sein. Es scheint eher so, als würde sich mit dem Membranfeld die Strukturöffnung zu einer komplett unbekannten Region ins Dasein falten. Eine neue unerforschte Region. Ich habe mich bereits ein wenig in ihren Randbereichen herumgetastet. Alles ist dort dunkel und schwer durchdringbar und von einer Fremdartigkeit, die eine klare Schau erschwert. Doch ich spüre, dass hinter den Schleiern etwas ist, das mich anzieht, mich mit einer vagen Faszination erfüllt. Ich denke, es könnte die Mühen lohnen, das Grenzland zu durchdringen und diese neue Region zu erforschen.“
    „Ist es nötig, solche Dinge in einer Gesellschaft zu besprechen, welche von solchen Angelegenheiten nur wenig betroffen ist?“, warf Cenn-Vekanen ungeduldig ein.  
    Und so wurden sie von den Enthravanen und dem Silaé höflich und unter Respektversicherungen verabschiedet.
    Als sie dann zu dritt wieder draußen auf dem Gang standen, erklärte er Auric das Ergebnis dieses Treffens.  
    „Heißt das, ich kann zu diesen Kammern der Physis hinabgehen, um mir diese Kreatur, die mich verfolgt hat, anzuschauen?“, fragte Auric.
    Auric erschien ihm erschöpft, verausgabt an Körper und Geist. Noch immer streiften seine Blicke über die ihm unbekannte Umgebung als suchten sie nach Orientierung. Man durfte nicht vergessen, er entstammte nicht ihrer Art und dies war sein erster Aufenthalt außerhalb seiner Genesungsräume. Und er konnte zwar nun sein Krankenlager verlassen, aber er war längst nicht von seinen schweren Verletzungen geheilt.  
    „Das kannst du bald. Wenn wir sicher sind, dass du einem solchen Unternehmen gewachsen bist.“

Die Früchte des Aufstiegs

    An den baumbestandenen, mit parkartigen Anlagen überzogenen Hängen des stadtumschlossenen Höhenzugs der Kaprophainen mischten sich die Villen der Reichen mit offiziellen Bauten, die sich der Nähe zum gedrängten Getriebe und zur Hektik der Macht entzogen, wie sie auf dem Regierungsberg

Weitere Kostenlose Bücher