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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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nicht …“ – die Sprecherin stockte wieder bedeutungsvoll – „ eine solche Aktion durch heikle Experimente in Frage zu stellen.
    Denn wenn wir uns den Kandidaten von Heerespräfekt Makuvan genauer anschauen, finden wir – wenn wir alles angedichtete oder nur behauptete einmal beiseite lassen – zunächst einmal Aufsässigkeit gegenüber bewährten Regularien und ein einseitiges Bauen auf hanebüchene sogenannte Taktiken. Fernerhin stoßen wir auf die eklatante Unfähigkeit die gesammelte Stärke einer disziplinierten Armee zu erfassen. Stattdessen spaltet er einen Heereskörper in kleine Trupps auf, wie es dem Denken von jemandem entspricht und genügen mag, der einen kleinen Raubzug durchführen will und dabei nur die Erstürmung des nächsten Weilers im Blick hat.
    Das gnädige Kriegsglück in zwei schlachtähnlichen Auseinandersetzungen als das positive Ergebnis solch kurzsichtiger Bauernschlauereien und Gespinste darzustellen, das nenne ich fragwürdig.“
    Damit schwieg die Vikarin und ließ den Blick mit gehobenem Kinn und Adlernase einmal theatralisch über das Auditorium gleiten. Na, Auric hätte diese aalglatte Kuh, die sich hier im ihr vertrauten Ring des Parlaments so unantastbar gab, gerne einmal in der Mitte einer dieser schlachtähnlichen Auseinandersetzungen gesehen.
    Hinter seiner rechten Schulter erhob sich eine Stimme, die er glaubte, als die von Heerespräfekt Makuvan zu erkennen.
    „Wenn es hier schon um fragwürdige Dinge geht, sollten wir auf die Fragwürdigkeit kommen, die darin liegt, einem Präfekten des Heeres die Entscheidungsfähigkeit und Entscheidungskompetenz über Dinge abzusprechen, die allein seiner ureigenen Entscheidungsgewalt unterliegen – wie zum Beispiel die Ernennung seiner Generäle und die Befehlsgewalt über das Heer.“
    Richtig, es war Makuvan. Auric hatte sich schon während der ganzen Auseinandersetzung gefragt, warum er so beharrlich zu all dem schwieg. Er drehte sich zu ihm hin, froh darüber , dass er endlich einen berechtigten Anlass hatte, seine starre Haltung zu brechen. Wie jemand über den gerichtet wird, oder ein Sklave zur Begutachtung auf dem Marktblock.  
      „ Ich ernenne Oberst Morante zum General und setze ihn als Oberbefehlshaber der 16. Division ein.“ Makuvan stand da, vollkommen ruhig, als wäre die vorangegangene hitzige Debatte völlig an ihm vorbei gegangen. Die erbleichte Kohle seines borstigen, kurzgeschorenen Haars und des Schnurrbarts unterstrichen den Hauch von Kaltschnäuzigkeit, die in seinen Zügen geschrieben stand. „Ich bin der vom Konsul rechtmäßig berufene Präfekt des idirischen Heeres. Dies ist meine Entscheidung, dies ist mein Privileg. Oberst Auric Torarea Morante ist der von mir erkorenen Kandidat, den ich in vollem Recht und der Befugnis meines Amtes zum General der Sechzehnten ernennen werde. Die formelle Frage nach Einwänden, die hier gerade zu einem unverhältnismäßig ausufernden Streitgespräch auswächst, wird laut üblichem Protokoll vermerkt, einen Einfluss auf meine Entscheidung hat sie jedoch nicht.“
    Ein kurzer Moment verstörter Stille. Rücken auf den Sitzen, in den Reihen der konservativen Abgeordneten blickte man einander irritiert an. Dann erklang die Stimme Konsul Adverians von seinem Podium herab.
    „Hierin hat der Präfekt des Heeres Heran Killian Makuvan Recht. Der Präfekt des Heeres ernennt und bestellt seine Generäle. Dies ist eine Tatsache. Möchten Sie dessen ungeachtet noch etwas hinzufügen, Vikarin Berunian?“
    Seit dem ersten flüchtigen, streifenden Blick bei seinem Betreten des Forums hatte Auric nun, da er ihm seitdem den Rücken hatte zuwenden müssen, zum ersten Mal Gelegenheit den Konsul näher in Augenschein zu nehmen. Seine Statur und Auftreten waren eine Mischung zwischen der eines Gelehrten und eines Künstlers. Er wirkte feingliedrig, alert, energisch. Sein dunkles Haar war nur um eine Spur länger, als man es eigentlich bei seinem Amt erwarteten mochte, seine Züge eine Spur zu sinnlich, als dass sie asketisch genannt werden durften. Sinnenwach, aufnahmebereit, einfühlsam und rege, doch unter Spannung wie eine gebogene Gerte. Es ging etwas wie eine mühsam gezügelte, eine satt strömende Kraft von ihm aus. Etwas, was man wohl Charisma nannte, dachte Auric.
    Diejenige aus dem konservativen Lager, die Vikar Tessarunes Ausbruch geglättet und zur Waffe geschmiedet hatte, war also die berüchtigte Vikarin Berunian. Klug, voller Überzeugungskraft. Konservativ. Eine

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