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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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zwingen. Oberst Morante hat das Aufrührerheer in kurzer Zeit zu einer Entscheidungsschlacht gezwungen und besiegt.  
    Und zwar indem er Teile der Barbarenbataillone taktisch umstrukturiert hat, neue Kampftechniken erarbeitete und trainierte, neue Strategien der Kriegsführung entwickelt, systematisiert und sie zur Anwendung gebracht hat. Wenn das nicht komplexe militärische und strategische Angelegenheiten sind, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, Vikar Tessarune, was denn sonst diese Bezeichnung verdient.“ Er ließ den Blick mit bedachter Ruhe zu Tessarune schweifen und ließ dadurch eine Pause, damit die Wirkung des Gesagten ankäme, doch Tessarune schüttelte lediglich unwirsch den Kopf.
    „Er hat diese neuen Kampfesweisen verfeinert“, fuhr Syndikus Voren fort, „und auf diese Weise ein von der Eisernen Krone von Lysdocha gesammeltes, zahlenmäßig überlegenes Heer besiegt, das drohte unsere Verteidigung des Ostens zu zerquetschen. Wenn das …“
    Hatte Vikar Tessarune sich auch von Vorens Spitze unberührt gezeigt, so fuhr er doch jetzt aufgebracht hoch.
    „Ich verbitte mir diese Bezeichnung der Eisernen Krone von Lysdocha, wenn es um einen größenwahnsinnigen Strauchdieb zweifelhafter Herkunft aus den Bergen geht“, fiel er mit vor Zorn brechender, knarrender Altmännerstimme Syndikus Voren ins Wort. Auf seinem bleichen, knochigen Gesicht glühten rote Eiferflecken auf. Sein magerer Hals streckte sich wie der eines kahlen Huhns, und die Sehnen traten deutlich sichtbar vor. „Ich verbitte sie mir insbesondere an diesem Ort, der Zeuge des geeinten Trutzschwurs und des Fahnenrufs der freien Idirer gegen die tatsächliche Eiserne Krone von Lysdocha war. An dem Ort, der die wahre Eiserne Krone sah, an der ihr Stiefeltritt fiel, und der Zeuge seiner Trotzrede ‚Mit Flamme und Eisen …‘ gegen das Idirische Reich wurde.“ Der Mann spuckte ja tatsächlich Gift und Galle. Ein echter, rechter Traditionalist. „Ich verbitte mir dies alles und fordere Respekt: vor den historischen Tatsachen und vor den Fakten, was die gegenwärtigen Vorgänge betrifft.“
    Eine der weiblichen Vikare dicht neben ihm stand auf und fiel seinem Wutausbruch glättend in die Parade.
    „Was Vikar Tessarune sagen will, ist: All das, was Syndikus Voren hier als angebliche Leistungen jenes Valgaren und ehemaligen Söldners, der sich Morante nennt, anführt, ist genauso fragwürdig wie einem Aufrührer zweifelhafter Herkunft den historischen Titel der Eisernen Krone von Lysdocha anzuheften.“  
    Jenes Valgaren, ehemaliger Söldner. Jenen Valgaren verlangte es danach, ihr die Faust in ihre herablassende, verächtlich glatte Visage zu schmettern, Frau oder nicht. Auric bebte, blieb aber nach außen hin steinern.
    „Bei all dem, was auf dem Spiel steht – und wir wissen, was auf dem Spiel steht –“, die Sprecherin blickte in die Runde, ihr Blick zwar ungerührt, doch setzte sie die entsprechende verschwörerische Kunstpause, „bei all dem können wir uns nicht auf fragwürdige Versicherungen und einige Fälle von Kriegsglück verlassen, wenn es am Ende bei jenem, dem die Aufgabe zufallen soll, schließlich doch nur auf eine ihr unangemessene Jugend, spärliche Erfahrung und einen äußerst zweifelhaften Hintergrund hinausläuft.
    Wenn wir nicht so fahrlässig sein wollen, uns nur auf vermeintliche, kaum erprobte und nicht verbürgte Fähigkeiten eines gehätschelten Emporkömmlings und seines unkonventionellen, voreilig zusammengeschusterten Heerhaufens zu verlassen, dann sollten wir schleunigst Teile der Dritten Armee an der Ostflanke der Drachenrücken in Stellung bringen, als Absicherung und mögliche Verstärkung des höchst wahrscheinlichen Falls, dass dem jungen Barbarengeneral seine Aufgabe gründlich über den Kopf wächst. Dann sollte jemand bereitstehen, den Schaden einzudämmen und die Lage dennoch zu retten. Jemand, wie der bisherige Kandidat Vikar Genarion es ist. Ihm sollte man als Nachfolger des verstorbenen Naboran die Führung der Sechzehnten und die Leitung dieses Feldzugs anvertrauen. Vikar Genarion stellt keinen solchen Risikofaktor dar wie unser fragwürdiger valgarischer Kandidat, da er eben nicht all dessen Makel und Unwägbarkeiten trägt. Er ist erfahren und gebildet, ein Beamter und ein ausgezeichneter Stratege. Er wäre der perfekte General einer reformierten Sechzehnten.
    Gerade jetzt, bei den Vorfällen und der Unsicherheit in Norgond hielte ich es für angeraten, den sicheren Weg zu gehen und

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