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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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ihren Flanken erkannte er flüchtig die aufgemalten Zeichen für Härtungsflüssigkeiten und Transparenzbäder.  
    Ein Ruck in die Tiefe. Ein kalter in den Schädel hochschießender Schreck.  
    Er war unaufmerksam gewesen, war über den Rand des Balkens getreten. Instinktiv schoss seine linke Hand seitlich hoch, fasste die dunkle Rundung eines Fasses. Die gebogene Fläche gab dem Druck seiner Berührung nach, das pendelnd am Seilzug aufgehängte Fass schwang zurück, sein Halt schwankte, wich. Die Ketten, an denen die Tanks hingen, klirrten. Er schlug verzweifelt mit den Händen aus, versuchte das Gewicht des Schwerts in seiner rechten Hand zum Ausbalancieren zu nutzen, fand, mit dem heißen Griff des Schreckens in seinem Nacken, schließlich das Gleichgewicht wieder. Die Ketten aber schwangen weiter, klirrten weiter. Ausgerechnet. Ein rascher, abmessender Blick umher.
    Durch die Leere, die links und rechts des schmalen Streifens von Halt, der seine Füße trug, klaffte, blickte er in ein Gesicht. Zwei Gesichter. Beide ihm zugewandt, die Augen geradewegs auf ihn gerichtet. Hoch angesetzte, orientalische Wangenknochen, graue Gewänder von strengem Schnitt. Die beiden Quâ-tsunja blickten vom Boden der Halle aus zu ihm hinauf. Rufe hinter ihm: Man hatte das Klirren der Ketten gehört. Natürlich. Wie auf ein Signal hin stürzten unter ihm die Quâ-tsunja los. Zu einer Stiege oder Leiter hin, die zu ihm hinaufführte.
    Hinter ihm waren Verfolger, vor ihm Abgrund, das Ende von Gerüsten und Laufplanken, die Tiefe der Halle und dort vor dem Ausgang der Trupp von Bewachern, der ihn erwartete. Von wo die Quâ-tsunja hier oben hinzustoßen würden, war ungewiss. Welchen Weg nehmen?  
    Drei schmale nebeneinander gelegte Querbalken, quer zur Laufrichtung, sie boten guten Halt und brachten ihn aus der Reihe von Behältnissen fort, in der er das verräterische Kettenrasseln ausgelöst hatte. Er eilte über Stege und Laufgänge, in hastigem aber dabei dennoch vorsichtigem Zickzack, und überall, wo er vorbeilief, stieß er Fässer, Kübel und Tanks an. Bis er durch einen Wald von in der Dunkelheit schwankenden Tonnen, riesigen dröhnenden, pendelnden Hohlkörpern, Glocken gleich, und rasselnden, klirrenden Ketten lief, in dessen desorientierendem Wirrwarr von Geräuschen er nur schwer ausgemacht werden konnte. Ein einziges sinnverwirrendes, dunkel waberndes Getöse erfüllte den Raum unter der Decke.
    Er wechselte gerade auf eine andere Laufplanke, die ihn von der Front der Verfolger wegführte, als der Mann plötzlich dicht hinter ihm auftauchte.  
    So dicht, dass nur eine rasche Parierbewegung mit seinem Schwert ihn vor dem Hieb des Mannes retten konnte. Auric setzte nach, sofort, und drang hart auf ihn ein. Der Mann fluchte, grunzte, war aus dem Gleichgewicht gebracht, Auric setzte mit einem weiteren Hieb nach, den der Mann zwar parierte, der ihn aber vollends zum Schwanken brachte. Er taumelte vom Steg gegen die Wand des nächstliegenden Fasses, während hinter ihm schon weitere seiner Kumpane auftauchten, prallte dort haltlos und fluchend ab und stürzte zappelnd durch den Zwischenraum in die Tiefe. Auric hörte Aufschrei und Klirren nur noch in seinem Rücken; er hatte sich schon wieder zur Flucht gewandt.  
    Und stieß auf eine Leere in den Reihen aufgehängter Behältnisse.  
    Der Steg endete hier, vor ihm gähnte eine Kluft zwischen dieser Reihe und der nächsten von an Seilsträngen hängenden Fässern. Über diesem unbenutzten Seilweg für Behältnisse baumelten leere Ketten, Seile und Haken. Die Verfolger waren in ganzer Breite hinter ihm. Ein Ausweichen zur Seite war nicht möglich.
    Ein kurzes Abschätzen des Abstands, in einer eleganten eingeübten Bewegung glitt das Schwert in die Scheide auf seinem Rücken, er sprang.
    Im Flug krallte er nach dem Bündel von Ketten über dem Abgrund. Kalt und hart glitten Kettenglieder durch seine Finger, schrammten Haut, prellten Knöchel. Mit einem Ruck, der ihm alle Handknöchel und Sehnen knackend straff riss, fand er härter zupackend plötzlichen Halt. Mit einem Ruck veränderte sich auch die Bahn seines Flugs, schwang ihn über den Abgrund.  
    Sein Fuß berührte die gegenüberliegende Planke, doch sein Schwung trug ihn darüber hinaus. Warf ihn gegen die Wand eines Fasses. Mit einer Hand ließ er die Ketten los, suchte wild irgendwo nach Halt, fand etwas, krallte sich fest.
    Irgendwie kamen seine Füße auf schwankenden Grund. Blind griff er in das Gewirr der von

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