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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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sich zwei der vierschrötigen Söldnertypen auftauchen. Er war eingekesselt, sie grinsten triumphierend. Ohne Innehalten stürzte er ihnen entgegen. Einer grinste immer noch, als sein Kopf schon nicht mehr auf dem Hals saß, der andere brachte immerhin sein Schwert zu einem Angriffsschlag hoch, bevor ihm kalter Stahl in die Gedärme fuhr und ihm dann der Schwertarm knapp unter dem Ellbogen abgehackt wurde. Hinter sich hörte Auric lautes Fluchen, als seine Verfolger über ihre im eigenen Blut zusammengebrochenen Kumpane stolperten.
    Der Quâ-tsunja tauchte plötzlich vor ihm auf.
    Er bog um eine Ecke, und da stand die Gestalt regungslos vor ihm. Das Zwillingsblitzen von Metall lenkte scharf die Aufmerksamkeit auf sie hin, wo sie ohne diese Reflektion nur schwach, nur als eine noch tiefere Verdichtung der Düsternis in der doppelt mannshohen Kluft zu erkennen gewesen wäre. Sie blockierte den engen Gang fast schon durch die Breite ihrer Schultern.  
    Schnell schätzte er seine Möglichkeiten in einem Zweikampf ab. Kein Durchwechseln, kein Durchtauchen in dem engen Raum möglich. Der Nachteil geringerer Reichweite ihrer kurzen Klingen wurde ausgeglichen durch die höhere Beweglichkeit, die sie in der Enge erlaubten. Mit seinem Langschwert dagegen war er in der Wendigkeit eingeschränkt auf eine geringe Bandbreite von Klingenmanövern.
    Die Gestalt des Quâ-tsunja kam einen Schritt näher. Die Klingen beschrieben scherengleiche Bahnen.
    Quâ-tsunja oder nicht, Kerl, du bist doch mehr eingeschränkt als dir lieb ist. Ein Anflug kalter Amüsiertheit ließ ihn durch die Nasenflügel ausschnauben. Bei dem, was aus dem ersten Schlagabtausch mit ihm und seinen zwei Mitstreitern, hervorgegangen war, beruhte ein Gutteil ihrer Kampfesweise auf Beweglichkeit. Für einen wahren Quâ-tsunja-Meister dürfte auch die Einschränkung seiner Kampfesweise durch Begrenztheit des Raums nur eine weitere Anforderungsstufe darstellen aber kein wirkliches Hindernis.
    Vielleicht waren sie Quâ-tsunja. Aber Meister waren sie nicht. Sonst wäre er schon tot.
    Seine mittlerweile an die Düsternis gewöhnten Augen, sahen ein Aufblitzen da, wo das Gesicht des Quâ-tsunja sein sollte. Erlaubte er sich etwa ein hämisches Grinsen?
    Nein, wahrhaftig keine Reaktion für einen Meister. Renegaten vielleicht, abtrünnige oder vom Orden ausgeschlossene Schüler. Doch noch immer verdammt gefährlich.
    Er streckte seine Klinge vor, und ließ die Spitze – ein feiner blitzender Sternensplitter in dem hohlen Schacht von Finsternis – auf mittlerer Höhe eine kleine, präzise Schleifenrune in die Luft schreiben.
    Na los, komm schon! Zeig mir, was du kannst!
    Der Quâ-tsunja, als hätte er seine Gedanken gehört, ging in dieser Sekunde auf ihn los.

    Das Langschwert stach, die Zwillingsklingen schwirrten. Der lange Stahl beherrschte die Weite, die scharfgeschmiedeten Silberzähne suchten zwischen den sie eng bedrängenden Schachtwänden ihrer Optionen nach verborgenen kreiselnden Wegen in die Tiefe, drängten sich in scharrende, verzahnte Bahnen, auf denen sie sich vorbeistehlen, zustechen, im Miteinander von Blitz und Stoß ins gegnerische Herzland von Fleisch und Blut und Leben fahren konnten.
    Ein Klingengeflecht, ein Wirbel wurde für einen Sekundenbruchteil zum Sog. In den Stahl fuhr und zurückschnellte.
    Ein Quâ-tsunja fiel, doch ein Leichnam war es, nur eine Sekunde vorher dumpf zu Boden geklatscht, über den der vorwärts stürmende Auric – schon das Geräusch weiterer herbeieilender Attentäter ihm Ohr – in seiner Flucht durch die Diaphanumgassen trampelte.

    Sie können nicht überall sein.  
    Seine Beine waren schwer und schmerzten. Sein Atem ging mittlerweile längst nicht mehr so mühelos wie noch zu Anfang der Hetzjagd. Die Wunden an Rücken und Arm brannten höllisch.
    Um allgegenwärtig zu sein, das sagten ihm Verstand und Erfahrung, war – wenn sie in Gruppen zusammenbleiben wollten, die sichere Überlegenheit boten – die Phanummanufaktur einfach zu weitläufig. Aber dennoch beherrschten sie das Gebäude. Zumindest war er aus den labyrinthhaften Gassen zwischen den Phanum-Blöcken heraus, die für ihn beinah zu einer tödlichen Falle geworden waren.
    Er bremste seinen Lauf zwischen Reihen von Schneidemaschinen hindurch jäh ab. Ein gutes Stück entfernt tauchte vor ihm plötzlich erneut eine Gruppe der Attentäter auf, auf den ersten Blick etwa zehn Mann. Anscheinend hatten sie sich nun auf den Vorteil besonnen, die in ihrer

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