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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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südöstlichen Binnenmeere, der dieser Kunst anhing, doch er hatte noch nie eines seiner Mitglieder mit eigenen Augen gesehen.
    Er sprang endgültig aus seiner hockenden Haltung auf, drehte auf dem Absatz um und rannte los, das Gebrüll der anderen Gruppen gedungener Mörder auch schon im Ohr. Sich hier einem Kampf zu stellen, bedeutete sicheren Tod.
    An Rollen und Ketten hingen Reihen von Gestellen von der Decke herab. Er packte sie, zwei, drei zusammengeschoben riss er sie zu sich hin, schleuderte sie in die Richtung seiner Verfolger. Rannte schon weiter, ohne auf die Wirkung zu achten, hörte nur das Schnarren der Rollen, das Scheppern und Krachen beim Aufprall, Schreie, Flüche. Packte ein letztes Bündel Gestelle an Rollen, schleuderte sie ebenfalls mit Schwung und Kraft an ihren Seilen entlang. Einer der Quâ-tsunja, sah er mit knappem Blick, war von den Gestellen erwischt worden, die anderen kämpften noch mit dem übereinander gestürzten, verkeilten Rahmenberg.
    So viel Chaos schaffen wie möglich. So viel Zeit kaufen wie möglich. Ein Hinterhalt mit … vielleicht fünfzehn, zwanzig Söldnern. Angeführt von Quâ-tsun-Kriegern. Irgendjemand wollte offensichtlich sichergehen, dass er in den Mauern dieser Phanum-Manufaktur sterben würde.
    Eine Reihe als Spalier aufgestellter Lattenrahmen mit Phanum-Zylindern, er packte einen davon, brachte ihn zum Stürzen, in die Reihe der anderen hinein, und sie fielen wie aufgestellte Spielsteine, einer nach dem anderen, krachend und scheppernd und klirrend in den Weg seiner Verfolger.
    Mit dem Chaos und Getöse in seinem Nacken rannte er zwischen mannshohen Fässern hindurch und sah im Dunkel eines Durchgangs zwischen ihnen eine steile abwärts führende Stiege. Er stürzte sie hinab, kam im Erdgeschoss zwischen Reihen von doppelt mannshohen Blöcken heraus, Stapeln von zum Trocknen übereinander geschichteter Phanum-Platten. Vor ihm ragten Wände aus Rohphanum-Scheiben auf, exakt übereinander auf Holzplatten gelegt mit einer Lackpapierschicht dazwischen, die das Verkleben verhindern sollte, mit Holzblöcken zwischen den Schichten, damit die Luft zirkulieren konnte.
    Für einen Moment hatte er die Orientierung verloren. Welche der spaltengleich schmalen Gänge zwischen den Phanumstapeln führte in Richtung des Ausgangs, welche verliefen im rechten Winkel dazu?
    Er schob sich in die tiefen, langen Einschnitte, die sich im Rechteckgitter kreuzten, in ihre gegenüber der ohnehin herrschenden Dunkelheit wie tiefschwarz erscheinenden Schatten, versuchte sich anhand seiner Erinnerung einen Überblick über das Gebäude zu verschaffen. Er stutzte.  
    Der Hall von Stimmen kam ihm bei seinem Orientierungsversuch zu Hilfe.  
    Wie erwartet Stimmen aus dem Stockwerk über ihm. Doch da waren auch noch andere Stimmen, unerwartete Stimmen. Denn sie kamen aus dem Stockwerk, in dem er sich jetzt befand, dem Erdgeschoss. Stimmen, die denen von oben antworteten. Stimmen, die – ja, er war sich jetzt sicher, aufgrund seines wiedererwachenden Orientierungssinns, der Richtung ihrer Schritte und dem, was er aus Tonfall und Rhythmus der hin und her fliegenden Rufe in der ihm fremden Sprache deuten konnte –, Stimmen, die aus der Richtung des Eingangs der Manufaktur herkamen.  
    Und da waren noch mehr Stimmen aus einer anderen Richtung. Wahrscheinlich dann entsprechend von zu den Docks und den Kanälen hinausgehenden Verladetoren – dem Hinterausgang.
    Stimmen, die, so klang es für ihn, bestätigten, dass die Ausgänge befehlsgemäß abgeriegelt seien, und dass durch sie niemand ungesehen aus dem Gebäude entkommen könne.
    Noch mehr Gruppen angeheuerter Leute? Tatsächlich, wer immer hinter all dem steckte, er betrieb für sein Vorhaben, ihn hier gewiss zu Tode kommen zu lassen, einen immens hohen Aufwand.
    Stimmen von oben und polternde Schritte näherten sich den Treppenstuhl herab. Sie waren ihm auf der Spur und würden, bei abgeriegelten Ausgängen, in ihrer Jagd nicht nachlassen. Er lief durch die Gasse zwischen den Phanum-Blöcken, hörte schon die ersten Schritte in seine Richtung eilen.

    Seine Angreifer versuchten ihn im Labyrinth von Phanumstapeln einzukreisen.
    Er schlug Haken, lief im Zickzack um Ecken. Eine Gruppe Söldner tauchte unvermittelt vor ihm auf, er huschte in eine abzweigende Phanumgasse, ihre Alarmrufe verfolgten ihn. Oft spürte er sie, bevor er sie sah. Meist entging er ihnen. Meist nur knapp. Eine Gruppe Verfolger im Nacken sah er aus einem Seitengang vor

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