Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
als seien einige Wirbel übel verschoben. Die Welt wummerte dumpf um ihn herum, nur durchschnitten von einem Pfeifen in seinen Ohren, wie ein Stilett durch brandiges Fleisch.  
    Er kam zu Bewusstsein und wusste nicht, wie lange er ohne gewesen war.
    Er lag auf einem Haufen rauchenden Schutts. Ringsumher Staub, von rauchigem Dunst verhangene Flammen, ein Trümmerfeld. Aufsteigender Rauch verschlang den Nachthimmel.  
    Zu seiner Seite ragten zerborstene Mauern empor. Er sah zerfetzte, blutige Gebilde, die einmal Teile von Menschen gewesen waren. Die Rückseite des Gebäudes war aufgebrochen, ein großes, schwelendes Loch klaffte in seinem Leib. Gestalten näherten sich ihm in einem sich enger ziehenden Kreis, die meisten aufrecht, einige gebeugt. Reflexionen roter Flammen fuhren nackten, scharfen Stahl in ihren Händen entlang.  
    Quâ-tsunja und ein Haufen der Söldner. Lebendig entkommen und wollten ihn noch immer vom Leben zum Tode befördern. Ein Kontrakt wird ausgeführt, auch wenn es Verluste gegeben hat.
    Er griff über die Schulter, ertastete den Knauf seines Schwertes. War jetzt dankbar, dass es sich, als er zu Bewusstsein kam, in seiner Rückenscheide hatte schmerzhaft in Erinnerung bringen können, war froh, dass er es vorher im Gebäude, um die Hände frei zu haben, dorthin zurück gesteckt hatte und es daher jetzt griffbereit war. Das war schon die Prellung und die paar verschobenen Wirbel, die er sich dadurch beim Sturz eingehandelt hatte, wert.
    Waffenlos hätten seine Chancen schlechter gestanden. Wenn das überhaupt gegen diese Übermacht einen Unterschied machte. Der Unterschied bestand nur in der Würde, mit der er sich ihnen mit einer Waffe in der Hand stellen konnte, statt einfach hilflos wie ein Schlachtvieh in Stücke gehackt zu werden. Über den Rest machte er sich keine Illusionen.
    Das war also das erste – und gleichzeitig das letzte – Ergebnis davon, eine Ernennung zum General anzunehmen. Sie setzen eine kleine Armee von Mördern auf dich an und bringen dich um.
    Mühsam, mit lähmendem Schmerz in den Gliedern, erhob sich Auric. Er streckte sich und zog dabei sein Schwert aus der Scheide. Wirbel in seinem Rücken knackten in scharfer kurzer Folge. Die Quâ-tsunja und die Söldner hatten jetzt ihren Kreis um ihn so weit geschlossen, dass er ihnen in die Augen blicken konnte. Ihre Gesichter waren ruß- und dreckverschmiert, ihre Blicke verhießen kalt und professionell vollstreckten Tod.  
    Das war‘s dann also. So sah der Tod aus. Ein letzter Kampf gegen eine Übermacht. Es würde noch etwas Schmerz und Blut und Dreck geben, und dann war‘s vorbei.
    Er senkte ihnen sein Schwert entgegen, brachte die ganze tödliche Länge von Stahl zwischen sich und seine Mörder, die Spitze auf die beiden Quâ-tsunja gerichtet.
    „Das hier“, sagte er und wunderte sich über die kalte Ruhe in seiner Stimme, „steht zwischen euch und meinem Tod.“ Sein Blick glitt ihre Reihe entlang, mit den Augen seines Vaters. „Und dieser Stahl wird heute Nacht noch einige eurer Tode sehen.“   Er fasste jedes Gesicht ins Auge. Keiner wich, doch mancher Blick erstarrte.
    „Na dann los“, sagte er und sprang, seine Klinge in Angriffshaltung schwingend, auf die beiden Quâ-tsunja zu.  
    Sie prallten aufeinander. Klirren von Stahl, Scharren der Klingen, drehen, wuchten, wenden und zustechen. Eine Klinge fetzte seine Rippen entlang, in einem Seitwärtsschwung   trat er dem zweiten Quâ-tsunja die Beine unter dem Leib weg. Er stieß sein Schwert unter seiner Achsel hindurch, und der erste Quâ-tsunja rannte tief hinein, doch schrammten dessen kurze Klingen im Schwung noch seine Schultern – ein pfeifendes Röcheln kam aus seinem Rücken. Weitere Körper drangen auf ihn ein, er zog am Schwert, das im Leib des Quâ-tsunja steckte, bekam es frei. Stahl biss in seine Seite, er wirbelte herum, etwas krachte auf seinen Hinterkopf. Die Welt wurde dumpfer, schwerer Schmerz.
    Nur ein lautes Schreien drang, als er spürte, dass er auf die Knie sank, plötzlich hindurch. Hoch, noch einmal hoch, noch nicht so früh! Mach es ihnen nicht so leicht. Soll ihr Schreien ihnen im Halse stecken bleiben. Freuen sich zu früh. Aber seine Beine wollten nicht. Wo waren seine Beine? Er kam nicht hoch, hörte nur noch das Rufen.
      „Die Sechzehnte ist der Alptraum ihrer Feinde!“
    Neben sich sah er einen Körper zu Boden fallen, blickte in sterbende Augen. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, er wandte sich um.
    Kudai

Weitere Kostenlose Bücher