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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Entwicklung, die über sie hinweggegangen ist?“
    „Nein“, erwiderte Darachel, „das kann man so nicht sagen. In Wirklichkeit waren sie wohl eher sich Opfernde.“
    Darachel verfiel daraufhin in Schweigen, und es war seiner Miene anzusehen, dass zu diesem Punkt nichts mehr aus ihm herauszubekommen war.

    Eigentlich hatte er erwartet, dass ihr Auszug aus Idirium ohne viele Zeugen vonstatten gehen würde. Doch hier drängten sich nun, als sie sich über den Merkadian-Boulevard den Sephrenischen Mauern näherten, mit einem Mal Mengen von Menschen entlang ihres Marschwegs an den Straßenrändern. Er sah mit einem Blick zum Skaitanian-Tor hin, dass sich ihre Reihen auch jenseits des Prachttores, welches die Grenzen der Mauern markierte, noch fortsetzten. Schaulustige aller Altersklassen winkten ihnen mit weißen Tüchern zu, Eltern mit ihren Kindern auf den Schultern, junge Frauen streuten Blumen. Hinter den ersten Reihen sah er Gruppen in säuberlich gestaffelten Reihen aufgestellt, zu organisiert und zu mechanisch winkend als dass er auf die Spontaneität und Aufrichtigkeit ihrer Bekundungen Geld gesetzt hätte.
    Das Skaitanian-Tor auf dessen spaltartigen Durchlass sie geradewegs zumarschierten, warf im morgendlichen Licht einen schweren Schatten auf ihren Auszug.
    Es war seine Absicht, die Soldaten seines Schwert-Bataillon zu begleiten, wenn sie den Ring der Sephrenischen-Mauern, jenen symbolischen Bannkreis der Stadt, bei ihrem Aufbruch zu den Häfen von Baraneum durchschritten. Aber er wollte auch seinen beiden Freunden bei dem Auszug Gesellschaft leisten und sich von ihnen verabschieden, wenn sie mit Idirium auch wieder den ihnen ungewohnten Kreis der Zivilisation verließen, um nach Draußen, zu ihrem eigentlichen Zuhause vieler vergangener Jahre, ins Feld zurückzukehren.
    Die beiden mächtigen, quadergleichen Seitenteile des Prunktores ließen den eigentlich breiten Durchgang unter dem schweren überwölbenden Bogen, den sie passieren mussten, zu einer hohen, dunklen Kluft schrumpfen. Im Schatten ihrer Größe und steinernen Macht erschien dagegen die Kolonne seines Schwert-Bataillons wie ein unbedeutender Zug von Ameisen.
    Die Menge jedoch, die sich zu beiden Seiten des Tores auf dem Merkadian-Platz versammelt hatte, schien ihnen durch ihren Jubel und Beifallsbekundungen, dem Schwenken von Tüchern und Wimpeln gerade das Gegenteil suggerieren zu wollen.
    Auric, der flankiert von Jag und Kudai an der Spitze des Zuges ritt, ließ seine Blicke immer wieder zwischen dem steinernen Monument mit den in seine Flanken eingemeißelten Reliefbildern und der Menschenmenge hin und her wandern.
    Niemand hatte ihn darauf vorbereitet, dass aus dem erwarteten bescheidenen und einigermaßen unbeachteten Auszug aus der Hauptstadt eine kleine Parade werden würde. Irgendjemand im Getriebe des Regierungsapparates hatte wohl beschlossen, dass eine solche Demonstration der Solidarität mit den Soldaten des Norgond-Feldzuges politisch erwünscht sei, und die entsprechenden Räder in Bewegung gesetzt. Die ihren Auszug begleitende Menge rahmte nun jedenfalls – auch wenn die Masse der hinteren Ränge nur aus Staffage bestand – in ihrer Fülle eindrucksvoll das hindurchziehende Schwert-Bataillons ein. Eine solche öffentliche Sympathiebekundung setzte ein deutliches Zeichen, dass die Bevölkerung hinter ihrer Sechzehnten Division stand und sie keineswegs für in ihrem Sold stehende Außenseiter hielt.  
    Die Hufe ihrer Pferde klapperten hohl, als sie in den Schatten des Tordurchgangs eintraten, und Auric sah, dass Kudai verstohlen seinen Blick zur Seite aufwärts gleiten ließ, um die immense Höhe der friesbedeckten Wände zu erfassen, während Jag seinen Blick starr und ausdruckslos geradeaus gerichtet hielt.
    Aus dem spröden Hall des Torschachts heraus reitend traf eine Welle andersartiger Rufe ihr Ohr, klarer akzentuierte Sprechchöre, wie das unablässig rhythmische Hallen eines Gongs wiederholte Sentenzen, die sich von den bei solchen Gelegenheiten üblichen kurzen, abgehackt gebellten Parolen unterschieden. Fast hatten sie etwas von einem feierlichen Gesang.
    Auric sah eine geschlossene, diszipliniert aufgestellte Menschenmenge zur Linken Seite ihres Weges, viele von ihnen in einheitliche weiße Gewänder gekleidet. Vieles ging im An- und Abschwellen ihres Singsangs unter, doch erkannte Auric einige Wortfetzen, etwas wie „Symbole … Sprache Inaims“, „Dunkelheit des Nordens mit Zeichen erleuchten“ und „den

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