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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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unmittelbar aus dem kargen Sockel des sie umgebenden Gesteins der Ziamur-Insel empor.
    Die Barke hatte ihn als einzigen Passagier am ansonsten leeren Kai erwartet, nur bemannt von den zwei kräftig gebauten Ruderern, die jetzt stumm ihre Riemen in die Strömung des Flusses stemmten. Skopai , dachte Auric auf den Rücken des vorderen starrend. Die beiden waren durch die glatten, unscheinbaren Gewänder und die schlichte Tätowierung auf ihrer Stirn als der Leibwachen- und Bediensteten-Kaste der Senphoren zugehörig gekennzeichnet. Auric hatte bisher wenige ihrer Art gesehen, denn im Verband des Heeres benötigten Senphoren keinen anderen Schutz, da die Armee aus eigenem Interesse bestrebt war ihre wertvolle Ressource sorgfältig zu schützen, und die als Leibdiener tätigen Skopai hielten sich soweit es ging, vor den Blicken anderer verborgen, auf die den Senphoren zugeteilten Quartiere beschränkt. Aber dort im Gildenhaus, dem Bienenstock der Geistesboten, würde er sie wahrscheinlich in ausgiebiger Zahl zu Gesicht bekommen.
    Die Skopai lenkten die Barke zwischen zwei wie umschließende Arme sich vorreckenden Felszungen auf eine von Eisengittern gesäumte Anlegestelle zu. Ohne ein Wort geleiteten sie Auric auf eine breite, zum Haupttor führende Flucht von Stufen zu, wo sie ein Senphore und zwei weitere Skopai erwarteten. Der Senphore trug ein graues Ornat, das auf Auric wie eine stilisiert förmliche Variante jenes einfachen grauen Mantels wirkte, den Auric schon damals während seiner Zeit in der Söldnerkorporation des Hauses Trevante an dem ersten Senphoren dem er je begegnet war, gesehen hatte. Er trug keine Kapuze, und die Tätowierung hoch zum kahl rasierten Schädel war deutlich zu sehen. Ein kurzer Gruß – „Willkommen General Morante.“ – und der Mann wandte sich um und führte sie hinauf zum Eingang der Gildenfestung.
    Durch das stahlverstärkte Eingangstor aus schwerem Holz gelangten sie zunächst in eine Vorkammer, ein enger Schacht mit glatten, unverzierten Steinwänden, die lediglich unterbrochen wurden durch Schieß- und Wehrscharten, sowie hoch oben ausgestülpte Gussschnäbel, wie man sie benutzte, um Pech und Öl auf eine Menge von Belagerern herabzugießen. Zusammen mit dem schmalen Ausgang an der entgegengesetzten Seite, den nur jeweils ein Mann passieren konnte, kam Auric diese Kammer eher wie eine im Gebäude eingeschlossene Vorburg oder – noch direkter – wie eine Todesfalle für jeden unbefugten Eindringling vor.
    Durch den Spalt des Durchlasses traten sie dann in das eigentliche Gildenhaus. Ein langer Korridor aus dunklem, grauem Stein zog sich geradewegs durch einen Trakt, der wohl das Haupthaus der Gebäudeballung darstellen musste. Statt von Säulen wurde dieses Hauptschiff von längeren Mauerabschnitten gesäumt, durch deren Durchbrüche man Blicke in die Seitengänge werfen konnte. Überall standen bewaffnete, ausdruckslos blickende Skopai-Soldaten mit Schilden und Fechtspeeren, in Rüstungen gewappnet, die in Metall die klare, dunkelgrau düstere Schlichtheit der Skopai-Gewänder aufgriffen. Senphoren, einzeln oder in Gruppen, kreuzten ihren Weg, unterwegs zu den Räumen und Fluren, welche die halbverborgenen Seitengänge säumten. Das Klappern der Schritte von Auric und seiner Eskorte hallte lauter als das leise Grundsummen ihrer Unterhaltung, das sich im hohen Schacht des Hauptkorridors verlor.
    Sein Senphorenführer schwenkte breite Stufen herauf zu einer schmalen Treppenflucht ab und führte sie von da an nur noch durch schmale, fast unbelebte Nebengänge, ebenfalls aus dem gleichen dunklen, grauen Stein, aus dem das ganze Gildenhaus der Senphoren zu bestehen schien.  
    Man wollte ihn anscheinend nicht mehr als nötig vom Innenleben der Senphorenfestung sehen lassen. Vielleicht auch verhindern, dass er eine klare Vorstellung von der inneren Strukturierung gewann oder sich Wege merkte. Geheimniskrämerische Bastarde.
    Schließlich blieb sein Senphorenführer vor einer einfachen Holztür stehen, wies ihn mit stummer Geste zu ihr hin, während er sich selber zurückzog und die beiden Skopai-Wachen zu beiden Seiten der Tür Aufstellung nahmen.
    Der Mann, den er beim Eintreten erblickte, war gerade noch dabei, sich den Mund mit dem Ärmel seines Ornats abzuwischen und einen Bierkrug auf einem kleinen Serviertisch beiseite zu schieben, hin zu den Überresten einer bereits beendeten üppigen Mahlzeit.
    Er zeigte sich jedoch wenig verlegen, kam um seinen Schreibtisch herum auf

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