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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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wären nur eine Legende und all die Sichtungen von Wanderern, die einsam die Wildnis durchstreiften, seien nur das Garn von Abergläubischen oder solchen, die sich wichtig machen wollten. Ich habe, wann immer es meine Pflichten zuließen, zu ihm herüber gesehen, bis er am Horizont aus unserem Blick entschwand. Sein Anblick in der Ferne hatte etwas Würdevolles und zugleich Trauriges an sich.
    Eines der Probleme, mit denen wir es auf unserem Marsch zu tun haben, ist eine unerfindliche Rivalität zwischen Angehörigen der Barbarenbataillone und der Konföderiertenbrigade. Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten, manchmal mit Verletzten. Dies ist ein Punkt, den wir unter Kontrolle bekommen müssen. Während des Marsches lassen sich die beiden Abteilungen noch irgendwie trennen. In Norgond wird das kaum noch möglich sein.
    Keiler Drei hat uns bisher wie ein Kettenhund alle Komplikationen, Widerstände und Versuche der Verweigerung vom Hals gehalten. Er ist ein Organisationswunder. Immer wieder besorgt er auf irgendeine Weise, von der ich mir nicht sicher bin, ob ich davon detailliert Kenntnis nehmen will, Verpflegung für die Truppen herbei. Ohne ihn wäre alles aufwändiger und härter für den Rest von uns. Er beißt sich gnadenlos durch und blafft jede Anwandlung von Renitenz, der er dabei begegnet unerbittlich beiseite.  
    Crussav nutzt die Tatsache, dass er mit seiner Reiterei der Masse von Truppe und Tross, an Schnelligkeit überlegen ist, dazu, während der Ritte seine Surkenyaren zu trainieren und zu einem disziplinierten, eisernen Verbund zu schleifen. Vortig lässt nicht zu, dass sie darüber ihr Flachbogentraining vernachlässigen, hält aber auch, trotz Tagesmärschen und allem, beharrlich an der Ausbildung seiner kleinen Elitegruppe von Spinnern und Käuzen fest. Sie scheinen nach außen hin wie ein Haufen von Sonderlingen, und man fragt sich, wie sie bisher in der militärischen Struktur überleben konnten, aber das, was ich sie mit einem Flachbogen habe machen sehen, ist erstaunlich.
    Bei jeder Möglichkeit, bei jedem längeren Halt versuchen wir, das bisherige Training unserer Kampftechniken aufzufrischen und zu vertiefen. Das tun wir auch, indem wir die Kleingruppen ihre Fertigkeiten an Neulinge unseres Verbandes weitergeben lassen, und so die Grundbegriffe auf die neu zugeteilten Einheiten ausdehnen. Dies zu organisieren und abzustimmen gelingt mir recht gut, es wäre aber trotzdem erfreulich, dich dabei an meiner Seite zu haben. Für vielfältige Aufgaben, und auf jenem besonderem Gebiet, für das nur du die wirkliche Autorität darstellst.
    Ku Zwei geht es gut, aber er vermisst es, von dir den Nacken gekrault zu bekommen.“
    Auric musste schmunzeln bei diesen Formulierungen. Schon während der ganzen Zeit hatte ihn beim Lesen der Anklänge ihres typischen gebrochenen Tons zwischen militärischem Register und dem Durchblitzen von etwas, das auf einen anderen Hintergrund hindeutete, ein warmes Gefühl erfüllt. Er sehnte sich danach, direkt, Auge in Auge mit ihr zu sprechen und nicht Rücksicht darauf nehmen zu müssen, dass alles von einem Senphoren gelesen und dann mittels seiner Fähigkeiten in den Äther – ihr mysteriöses Vellinium – geschickt wurde, wo es dann von einem anderen der Bande, der seine Signatur erkannte, aufgefangen und wieder in lesbare Worte übersetzt wurde. Er sehnte sich danach, sie im Arm zu halten. Und er vermisste sie schmerzlich als Gesprächspartnerin. Gerade bei all dem, was hier gerade um ihn herum geschah.  
    Er hätte gern gewusst, was sie zu all dem sagen würde, dem Anschlag auf ihn, der Spur zu Genarion, den Verwicklungen darum und dem weiten Fächer verdächtiger Parteien. Czand, wenn sie ihm jetzt gegenüber säße, würde sich das alles anhören, währenddessen ein paar Mal von vorne nach hinten und wieder zurück mit der linken Hand durch ihr Stoppelhaar fahren, am Schluss den Kopf schief legen, dabei ihr Kinn vorschieben und irgendetwas sagen, ein Brocken, den sie Auric vor die Füße warf und den er verwundert anschauen würde, weil er so handfest und offensichtlich war, er es aber die ganze Zeit noch nicht auf diese Weise angeschaut hatte.
    Er las noch einmal ihre kurzen Absätze darüber, was sie über die Möglichkeiten der Reiterei zu sagen hatte, ein Thema, das sie seit dem Feldzug gegen die Aufrührer unter dem Roten Sandocj immer wieder diskutiert hatten. Schock-Kavallerie. Generell ein guter Gedanke, jetzt aber nicht mehr umzusetzen.
    Außerdem

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