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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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berührt wurde, und dann in ihrer Gemeinschaft Kreise zog. Und die Aufmerksamkeit von Enthravanen auf sich zu ziehen, war das Letzte, was er in der jetzigen Situation wollte.  
    Seine innere Aufregung über seinen Fund, nichts anderes war es, was Schuld an seiner Eile hatte. Was konnte man daran verdammen an einem Sinne und Geist belebenden Enthusiasmus, der Begeisterung für seine Forschung, dafür etwas Neues zu entdecken und in persönliches Neuland vorzudringen? Brauchte nicht jede Forschung, jedes Fortschreiten diesen Enthusiasmus? Auch das Vorantreiben ihrer Entwicklung und Verwandlung als Rasse? War nicht alles andere Lauheit, halbherzig und wertlos?
    Er stockte in seinem Gedankengang, spürte, da war ein Abgrund. Er sah sich um, bemerkte, dass er an seinem Ziel angekommen war. Ihre Halle, ihr Versammlungsort. Die Stätte sowohl ihrer magischen Forschungen und jetzt auch ihres Waffentrainings. Gedämpft durch die Wände der Feste drangen die Geräusche des Trainings an seine Ohren, Klirren und Klappern von Waffen, kurze, knappe Rufe einer energischen Stimme.
    Darachel durchschritt den Eingang und bemerkte, wie sich bei dem Anblick, der sich ihm bot, ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.
    Er sah vier Paare von Ninraé, die miteinander durch die klar abgesprochenen Züge eines Schwertkampfs gingen, aber das Zentrum der Aufmerksamkeit bildete ein weiteres Paar von Übenden, um die herum sich der Rest ihrer Gruppe versammelt hatte.
    Béal und Fianaike trugen einen Übungskampf aus, Auric stand dabei und rief ihnen nach jedem Waffengang knappe Kommentare zu, trieb sie weiter an.
    Sie waren beide gut, gleichwertige Gegner. Ihre Füße scharrten über den glatten Hallenboden, ihre hölzernen Übungsschwerter schwenkten suchend, sausten plötzlich in einem rapiden Schlaggewitter gegeneinander, die Körper umtanzten sich, lösten sich wieder voneinander. Béal war der Erste gewesen, der sich für das Schwertfechten interessiert hatte. Sein Talent hatte seiner Neugier entsprochen, und er war vielleicht der Beste von ihnen.  
    Aber wer hätte so etwas von der feingeistigen, ansonsten den subtilen, fast fragilen Aspekten der Künste zugewandten Fianaike vermutet? Sie schien die Bestürzung und Hemmung, die ihrem Kampf mit dem Kunaimra gefolgt war, überwunden zu haben. Nur der feinste Schatten einer Erinnerung schien davon noch in die feineren angrenzenden Schichten auszustrahlen. Er fasste die Stränge ihres gemeinsamen dhau ins Auge und las in ihnen, dass sie mit dem Erlebten gekämpft, doch am Ende daran erstarkt war. Vielleicht war dafür ihr Durchbruch im fortgeschrittenen Bewusstsein ihrer Geisteshüllen verantwortlich, das prägende Öffnen ihre äußeren Schalen des Anvha V‘rhian-su‘an-djighad , das er im Geisterreich an ihr bemerkt hatte. Vielleicht hatte aber ihre Krise und deren Überwindung auch erst zu diesem geistigen Durchbruch geführt.
    Darachel spürte das Lächeln auf seinem Gesicht, und er fühlte es erstarren, als ihm gewahr wurde, dass das, was es hervorrief, auch dasselbe war, was die Enthravanen, wenn sie von dem, was hier vorging, gewusst hätten, in tiefe Erschütterung versetzt hätte. Wahrscheinlich mehr noch als ihre magischen Forschungen.  
    Erneut spürte er es: Da war ein Abgrund. Aber er spürte auch, wie mit jedem Tag der verging, seine Geduld gegenüber solchen Rücksichten und Zögerlichkeiten nachließ.
    Er griff nach dem unter seinen Arm geklemmten Buch, nahm es in seine rechte Hand und ging mit forschen Schritten auf Auric zu, sah wie dieser von seiner aufmerksamen Verfolgung des Übungskampfes aufblickte.
    Der Adamainra ließ den jetzigen Waffengang zu einem Ende kommen, hob dann die Hand und schloss mit einem knappen Ruf den Übungskampf ab. Gut, ihn nach der ganzen Zeit des Siechtums wieder so vital zu sehen. Man bemerkte noch immer eine Steifheit und Einschränkung seiner Bewegungen an ihm, sah, dass einige der Verletzungen ihm noch zu schaffen machten, aber er konnte sich auf den Beinen halten, konnte gehen, und, was wichtiger war, eine neue Lebenskraft schien ihn zu erfüllen.
    Auric klatschte zweimal in die Hände, worauf Béal und Fianaike zu ihm hintraten. Auch die anderen scharten sich näher um ihn.
    „So, das war schon sehr gut“, sagte Auric zu den beiden Kombattanten. „Ich sehe wirklich Fortschritte bei euch beiden.
    Aber, Fianaike“, wandte er sich ihr zu, „du lässt manchmal den Nachdruck vermissen. Du ergreifst die Gelegenheit nicht schnell und

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