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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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was das für Spannungen seien, die zwischen ihnen und den Enthravanen bestanden.  
    „Ich habe doch gemerkt, da unten in den … wie nennt ihr es, den Kammern der Physis,“ – er sprach den Namen inkorrekt aus, weil er nur die Elemente der Physissprache gelernt hatte –, „wie ihr dort wie die Katze um den heißen Brei herumgeschlichen seid, wie ihr euch nicht getraut habt, etwas Konkreteres zu sagen, nur weil die Enthravanin Viankhuan dabei war. Und dabei ist sie deine persönliche Mentorin, Darachel, was immer das bedeutet, aber dadurch ist sie doch sicher jemand, dem du vertrauen solltest. Also, was genau geht da zwischen euch vor?
    Und was hat es eigentlich genau mit diesen, wie nennt ihr es … Metamorphosen auf sich? Aszension. Ja, dieser Aszension? Was geht mit euch als Rasse vor? Und was sind eigentlich die Enthravanen? Was haben sie für eine Funktion? Wie unterscheiden sie sich von euch anderen Ninraé? Stellen sie so etwas wie eure Regierung? Oder die Irrgeister? Was sind Irrgeister? Was soll das alles?
    Ich habe die Nase voll von Andeutungen und Bruchstücken. Ihr habt mich da in etwas hineingezogen, nein, schüttle nicht den Kopf, das habt ihr, auch wenn ihr euch nicht darüber im Klaren wart, was ihr da genau getan habt, ihr habt mich in das hineingezogen, was zwischen euch vorgeht.
    Schau dich um,“ sagte der Menschenmann, wollte auf die Trainierenden in der Halle ringsum deuten, musste aber feststellen, dass die ihre Übungen unterbrochen hatten und sich längst in einem Kreis um sie beide geschart hatten. Überrascht, weil er sie nicht gehört hatte, weil er von all dem nichts bemerkt hatte, fuhr sein Blick ihre sie umzingelnden Reihen entlang. Dann wandte er sich Darachel wieder mit einem Grinsen auf den Lippen zu, als wollte er sagen: Da siehst du es. „Oder willst du etwa leugnen, dass ich in das, was zwischen euch vorgeht, verstrickt bin? Ihr habt mich in etwas verwickelt, und ich will jetzt wissen, wo ich da genau hineingeraten bin. Bevor ich auch nur einen Schritt weiter gehe.“  
    Aurics Blicke bohrten sich nun geradezu in ihn. Dann wandte er sich abrupt ab, sah sich erneut um, fand die Gestalt von Bruc, musste den Kopf heben, um in dessen Gesicht zu sehen, begegnete dessen hartem Blick und hielt ihm stand, fand Cedrach, fand Siganche, schenkte auch ihr den gleichen eisernen, undurchdringlichen Blick wie allen anderen.
    Aurics Blick schweifte von den Gesichtern fort, verlor sich in der allgemeinen Weite der Halle.
    „Und wo wir schon einmal dabei sind“, fuhr Auric fort, „was hat es mit diesem Raum auf sich?“
    Die Emanationen der Selbstschichten des Menschenmannes waren für Darachel zwar immer noch schwer zu lesen, aber etwas an ihnen alarmierte Darachel in diesem Moment. Er spürte, wie etwas in seinem Nacken kribbelte und die feinen Haare sich dort steil empor richteten.
    „Irgendetwas ist doch hier anders als im Rest von Himmelsriff“, sprach der Menschenmann weiter. „Dieser Raum ist aufgeladen. Hier geht etwas vor, was ihn verwirbelt, was Energien sich hier ansammeln lässt.“ Er drehte sich wieder zu den anderen, die sie stumm umringten, hin, und wieder war dieses harte, fast tückische Lächeln auf seinen Lippen, das mit Humor, wie Darachel ihn verstand, so wenig zu tun hatte. „Und erzählt mir nicht, das käme von unseren Waffenübungen. Ich habe verdammt oft Waffentraining gemacht, und ich bin damit gut genug vertraut um zu wissen, dass es so was“, – seine Hand deutete erneut in den Raum – , „nicht hervorruft. Euch treiben nicht nur Waffenübungen zusammen, ihr macht hier, in dieser Halle, etwas ganz anderes.
    Ich lasse mich nicht länger für dumm verkaufen. Ich will wissen, von was ich da Teil bin, worin ihr mich einbezogen habt.“
    Er grinste wieder, ringsum. „Also, Karten auf den Tisch!“
    Darachel fühlte, wie er erstarrt war und wie ihm das Blut aus seinem Gesicht gewichen war. Eine seltsame körperlose Leichtigkeit hatte ihn erfasst. Er war erschüttert. Dies hier war einer der Neuen Menschen. Einer kurzlebigen, einer plumperen Rasse, die verdammt war, nur ganz in ihren Körpern zu leben und den feineren Reichen gegenüber blind zu sein. So sagte es ihr Wissen und ihre Überlieferung. So sagten es die Enthravanen. Und dieser hier erfasste, was in den Schichten und Schatten dieses Raumes vor sich ging und sagte es ihnen geradewegs ins Gesicht.
    Er hatte Recht gehabt, von Anfang an. An diesem Menschenmann war etwas Besonderes. Es hatte ihn nicht

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