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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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von ungefähr hier nach Himmelsriff verschlagen. Hier zeigte sich das Wirken des Ghan . Hier zeigte sich Ghean-whe‘ , die Verknüpfung von Schicksalsfäden über die Verkörperungen hinweg.
    Über Aurics Schulter hinweg suchte sein Blick die Gesichter von Bruc, Cedrach, Siganche, Béal, Lhuarcan, Fianaike, Dangrail. Was er in ihnen sah, bestätigte ihn und reflektierte in unterschiedlichen Graden das Dämmern seiner Einschätzung.
    Es war Zeit, einigen Realitäten ins Auge zu blicken.
    Ja, sie waren Verschwörer. Und es war Zeit diesen Menschenmann einzuweihen.
    „Nun gut“, sagte er. „Stellen wir ein paar Dinge klar. Sprechen wir sie aus. Du hast mir, hast uns mit deiner Erzählung Wahrheiten aufgezeigt, jetzt sind wir an der Reihe.“
    Er senkte den Blick, atmete durch, besann sich. Wo anfangen? Wo anders, als dort, wo, nach allem, was sich ihm bisher erschloss, der Anfang lag.
    „Also gut. Als wir dich gefunden haben, als es zu dem Kampf mit dem Homunkulus kam, der dich verfolgte, ist etwas geschehen, von dem wir weder dir noch allen anderen Ninraé außerhalb unserer Gruppe etwas erzählt haben.
    Wir waren in einer verzweifelten Lage, und ich habe etwas getan, das ich eigentlich nicht hätte tun können. Es hat dazu geführt, dass wir den Homunkulus schließlich besiegen konnten.“
    Er sah an Auric Gesicht, dass er seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
    Darachel begann zu erzählen.  

Untergründe

    Hubbarb setzte begleitet von zwei Skopai, die einige seiner persönlichen Sachen für ihn trugen, zusammen mit Auric wieder von der Gildenfestung zum östlichen Ziamur-Ufer über. Während Hubbarb jedoch mit seinen Begleitern den Weg zu den Kaprophainen einschlug, um dort in einem Nebengebäude von Aurics Gästehaus bis zu ihrer gemeinsamen Abreise Quartier zu beziehen, machte sich Auric zu Pferde auf den Weg zum Moniassum, wo ihn ein weiteres Zusammentreffen erwartete.
    Die Kutte – Major-Delegat Anander – hatte ihm schon einige Vorabinformationen zu Präfekt d‘Vhaun gegeben, zu seiner Herkunft und seinem intellektuellen Hintergrund. Auric machte sich also mit einer gewissen Erwartungshaltung an seinen Aufstieg zum Moniassumsberg.
    Er passierte, nachdem er sein Pferd bei den am Portalgebäude wartenden Stallknechten abgeliefert hatte, die Tunnel und Torwege des mächtigen Festungsbaus der Krone, der sich wie ein Bollwerkskranz um den Fels des Regierungsberges herumzog, folgte diesmal dem geraden Verlauf der Varna Darnadeum. Die zentrale, von schweren, bedeutungsträchtigen Steinklötzen gesäumte Prachtstraße führte ihn geradewegs zum Platz des Reiches, an dessen Stirnseite das ihm bereits bekannte Parlamentsgebäude gelegen war, gegenüber vom Palast des Konsuls. Gerade hier, im Schatten des Parlaments teilte der Konsulspalast in besonderem Maße das Schicksal der meisten Gebäude des Moniassums: An jedem anderen Platz der Welt hätte jedes einzelne von ihnen staunende Blicke auf sich gezogen, hier jedoch waren sie nur eine von vielen Sehenswürdigkeiten und Glanzstücken der Architektur und gingen in der Überfülle unter.
    Er ging geradewegs auf den Ranghöchsten der vor dem Konsulspalast Wache haltenden Kentarkianer-Garde zu, nannte seinen Namen und seine Wünsche. Sein Besuch schien angekündigt, denn er wurde rasch an eine weitere im Innern des Gebäudes diensthabende Wache weitergereicht, die ihn durch prunkvolle Korridore zum Amtszimmer des Obersten Beraters des Konsuls führte.
    Auric trat nach einer knappen Antwort auf das Klopfen des Kentarkianers ein und fand Präfekt d‘Vhaun mit ihm zugekehrten Rücken, die Hände hinter sich verschränkt, am Fenster stehend. Langes, glattes Haar von der Farbe eines beinahe zum Weiß hin ausgebleichten Rotblonds fiel ihm um die Schultern. Die Fensterfront bot den Blick über den Platz hinweg auf die Gebäude der anderen Seite. Die Türme der Netreides-Kathedrale ragten dahinter in den Himmel, ihr stolzer Anstieg jedoch gekappt vom oberen Rand des Fensterrahmens.
    Auric trat vor, die Tür wurde hinter ihm geschlossen. Sein erster Eindruck war der eines unerwartet kleinen und gedrängten Raumes, in warmen dunklen Tönen gehalten. Als keine Reaktion auf sein Eintreten erfolgte, machte Auric einen weiteren Schritt in das Zimmer hinein. Ein kurzer Seitenblick zeigte ihm, dass sein erster Eindruck von der Größe des Raumes ihn getrogen hatte. Mit Büchern gefüllte Regalwände, deren zweite Reihen parallel zu den Seitenwänden frei im Raum standen, ließen

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