Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
und hörte ein schrilles Wiehern.
    Füße aus den Steigbügel, schnell! Sonst wirst du unter dem Gaul begraben, und sie hacken dich in Stücke.
    Er kämpfte mit den Bügeln, kam glücklich frei. Sah die dunkle Wand der Mauer, des Pfeilers auf sich zu kommen, die Gefahr zwischen ihr und dem Pferd zerquetscht zu werden. Sein Fuß fand Pferdeleib, stieß sich ab, ungelenk, warf seinen eigenen Körper in den Schwung, streckte seine Klinge weit von sich weg.
    Zwischen sich bäumender Pferdeflanke und wild austretenden Beinen kam er auf. Überall war Blut. Die Axtblatt und weitere Klingen hatten sich statt in ihn in sein scheuend umher schwankendes Reittier gegraben. Sein unbeholfener Sprung hatte ihn über den Rücken auf die oben liegende Flanke getragen, weg von der Drohung, zwischen Mauerwerk und Pferdemuskeln erdrückt zu werden. Er kämpfte um Halt in dem sich wild werfenden, zuckenden Knäuel. Die äußere Reihe der Angreifer – fünf wilde Söldnertypen, der gleiche Schlag wie beim Anschlag auf ihn – umrundete schon in weitem Bogen das gestürzte Tier, um erneut auf ihn einzudringen. Sie wurden jedoch vorerst noch auf Abstand gehalten von den Hufen des im Todeskampf auskeilenden Pferdes und tanzten hastig und fluchend vor ihnen zurück. Ein Zögern, das er sich nicht erlauben konnte. Da der Pferdeleib sich weiter heftig bäumte, stärker diesmal, und er doch noch zermalmt oder von zuckenden, tretenden Hufen getroffen zu werden drohte. Er sprang – hielt dabei den Atem an – über die keilenden Beine und – Inaim sei Dank, kein Huftritt traf ihn – sofort in die Gruppe der Angreifer hinein. Bevor noch jemand vorpreschen und einen tödlichen Hieb anbringen konnte, bevor ein Huftritt ihn doch noch erwischte.
    Ein erster allzu hastiger Schlagabtausch. Er war zwischen ihnen, geradewegs in einem panischen, stahlklirrendem und -scharrendem Handgemenge. Er blickte direkt in ihre Augen, auf fluchende Münder, prallte in ihre Körper. Er war hart umdrängt von Feinden. Sie waren in ihrem Eifer, ihn in hilfloser Lage zu erwischen, zu nah beieinander geblieben. So blieb ihnen, wie ihm auch, kein Platz für ausholende, gezielte Hiebe. Er geriet mit einem wütend fauchenden Gegner in Bindung, ringend und hakend, brachte ihn, um die momentane Verletzlichkeit seiner Lage auszugleichen, zwischen sich und die anderen Gegner wie einen Schild. Mit einem Ruck, einem Abwärtsgleiten, einem Schnitt gegen den Arm des Gegners, der diesen erschreckt aufschreien und fluchen ließ, gelang es ihm, sich aus der Bindung mit dessen Schwert zu lösen, in der Drehung einen Satz zur Seite zu tun. Er fühlte, wie er aus dem Gewühle von Körpern ins Freie kam, Raum gewann. Genug für einen weiten Schwung des Schwertes, der die nachdrängenden Gegner zurücktrieb. Blitzschnell ließ er weitere Schwüngen folgen, ließ seine Klinge die Luft zerteilen, hielt damit den Pulk von Angreifern auf Abstand, so dass ihm ihre dicht gedrängte Rückwärtsbewegung für einen Moment wie ein choreographierter Tanz erschien. Am Rand seines Blickfeldes sah er über den Leib des jetzt erstarrten, toten Pferdes hinweg General Kelam, mit jetzt nur noch dreien seiner Soldaten, sich der Horde von Angreifern erwehren. Drei Leichen in idirischen Uniformen hatte er schon über den Boden des Raums verstreut gesehen, wahrscheinlich gefallen beim Rückzugsgefecht zu der Nische hin.
    Die allzu knappe Gelegenheit der Bewegungsfreiheit nutzend, wirbelte er, bevor seine Gegner reagierten, auf die Kette von Kelams Angreifern zu.  
    Und sah sich einer Gestalt in kurzem grauem Gewand von strengem, glatt fallendem Schnitt gegenüber, die kurze, gerade Zwillingsschwerter zum Hieb hochblitzen ließ. Quâ-tsunja. Er schwang das Schwert, um den Hieben der beiden Klingen zu begegnen.  
    Und nahm im Blick seines Gegenübers etwas wie ein verdutztes Straucheln wahr.
    Der Schwung der Zwillingsklingen wechselte seine Achsen. Und statt sein Fleisch oder seinen Stahl zu treffen, glitten sie in einer geschmeidigen Bewegung scherengleich an seiner Klinge vorbei, ohne irgendetwas auch nur zu streifen. Etwas in Auric registrierte dies mit schriller Verwunderung, als ein unglaubliches Kunststück mit Klingen, wie er dergleichen noch nie gesehen hatte. Nur um darauf mit alarmierter Verblüffung ebenfalls zu registrieren, wie der Quâ-tsunja, ohne in Abwehr den Kontakt mit seinem Schwert zu suchen, schlicht an ihm vorbeiglitt, geschmeidig wie ein Fisch, der einfach nur zwischen Algen

Weitere Kostenlose Bücher