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Der Keim des Verderbens

Der Keim des Verderbens

Titel: Der Keim des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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niemand anders mehr geben. Und ich will nicht den Rest meines Lebens auf das verzichten müssen, was ich momentan habe. Jemanden, mit dem man über alles reden kann, jemanden, dem etwas an einem liegt und der einfach nett zu einem ist.«
    Sie zögerte, und was sie als nächstes sagte, klang messerscharf. »Jemand, der nicht eifersüchtig ist und einen ausnutzt.«
    »Lucy«, sagte ich, »Ring wird sein Leben lang keine Polizeimarke mehr tragen, aber nur du kannst Carrie ihre Macht über dich nehmen.«
    »Sie hat keine Macht über mich«, erwiderte sie aufgebracht.
    »Natürlich hat sie das. Ich verstehe dich ja. Ich habe selbst eine Stinkwut auf sie.«
    Lucy wurde für einen Moment still, und dann sagte sie mit leiserer Stimme: »Tante Kay, was werden sie mit mir machen?«
    »Ich weiß es nicht, Lucy«, sagte ich. »Ich bin nicht allwissend. Aber ich verspreche dir, daß ich jeden Schritt des Wegs an deiner Seite sein werde.«
    Nachdem wir auf so verschlungenen Umwegen auf Carrie gekommen waren, schlugen wir schließlich noch den Bogen zu Lucys Mutter, meiner Schwester. Ich zeichnete die Höhen und Tiefen meiner Jugend nach und erzählte Lucy offen und ehrlich von meiner Ehe mit ihrem Ex-Onkel Tony. Ich beschrieb ihr, was für ein Gefühl es für mich war, ein gewisses Alter erreicht zu haben und zu wissen, daß ich wahrscheinlich keine Kinder haben würde. Mittlerweile wurde der Himmel hell, und es war Zeit, den Tag zu beginnen. Der Fahrer des Stützpunktkommandanten wartete um neun in der Lobby, ein milchbärtiger junger Private.
    »Kurz nach Ihnen ist noch jemand hier angekommen«, sagte der junge Soldat und setzte seine Ray-Ban auf. »Aus Washington, vom FBI.«
    Diese Tatsache schien ihn schwer zu beeindrucken. Offenbar hatte er keine Ahnung, wer Lucy war. Doch sie verzog keine Miene, und ich fragte: »Was macht er denn beim FBI?«
    »So 'ne Art Wissenschaftler oder so. 'Ne ganz große Nummer«, sagte er und musterte Lucy verstohlen, die auch dann noch hinreißend aussah, wenn sie die ganze Nacht nicht geschlafen hatte.
    Der Wissenschaftler war Nick Gallwey, der Leiter des FBI-Katastrophenschutzes und ein hochqualifizierter Kriminaltechniker. Ich war schon seit Jahren mit ihm bekannt. Als er die Lobby betrat, umarmten wir uns, und Lucy schüttelte ihm die Hand.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Special Agent Farinelli. Glauben Sie mir, ich habe schon viel von Ihnen gehört«, sagte er zu ihr. »Kay und ich machen also die Drecksarbeit, während Sie am Computer spielen.«
    »Ja, Sir«, sagte sie liebenswürdig.
    »Kann man hier irgendwo frühstücken?« fragte Gallwey den jungen Soldaten, der nun völlig verwirrt und plötzlich ganz schüchtern geworden war.
    Unter einem unendlich weiten Himmel chauffierte er uns im Suburban des Stützpunktkommandanten durch die Wüste. Unbesiedelte Bergketten, die aus einem Western zu stammen schienen, umgaben uns in der Ferne. Die Pflanzen der Wüstenflora - Beifuß, Zwergkiefern und Tannen - blieben hier durch den Regenmangel winzig klein. Die nächsten öffentlichen Verkehrswege waren von diesem Home of the Mustangs, wie die Basis mit ihren Munitionsbunkern, den Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg und dem riesigem Luftsperrgebiet genannt wurde, vierzig Meilen entfernt. Längst ausgetrocknete Gewässer hatten Spuren von Salz hinterlassen, und wir bekamen sogar eine Antilope und einen Adler zu sehen. Die Stark Road führte zu den etwa zehn Meilen vom Wohnbereich der Basis entfernten Testlabors. Auf dem Weg kamen wir am Ditto-Diner vorbei, wo wir kurz hielten, um Kaffee und Eisandwiches zu uns zu nehmen. Dann ging es weiter zu den Testlabors, die in einer Gruppe großer, moderner Gebäude hinter einem mit Nato-Draht besetzten Zaun untergebracht waren.
    Überall standen Warnschilder. Sie verkündeten, daß das Betreten für Unbefugte verboten sei und drohten bei Zuwiderhandeln Schußwaffengebrauch an. An den Gebäuden wiesen bestimmte Codes darauf hin, was sich in ihrem Innern befand, und ich erkannte die Symbole für Senfgas und Nervengifte und die für Ebola, Anthrax und das Hantavirus. Die Mauern seien aus Beton, erzählte uns der junge Soldat, und über einen halben Meter dick, den Kühlgeräten drinnen könne nicht einmal Sprengstoff etwas anhaben. Die Prozedur, die man hier über sich ergehen lassen mußte, kannte ich ja bereits mehr oder weniger. Die Wachen führten uns in den biochemischen Sicherheitsbereich. Dort gingen Lucy und ich in den Umkleideraum für Frauen und

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