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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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berühren, doch seine Arme blieben vor seiner Brust verschränkt. Auch er hatte in der Wärme der Höhlen den langen Schultermantel abgelegt. Nun stand er in seiner Tunika und dem Lederwams da, die dunkle Hose immer noch feucht von der Flucht, die Sohlen der großen Stiefel vom Lehmboden des Waldes verkrustet. Er wirkte müde, aber als Ariana genauer hinsah, bemerkte sie, dass sich in seinen Zügen auch etwas anderes abzeichnete als bloße Erschöpfung.
    »Das war ein ungewöhnlicher Tag. Geht es dir gut?«, fragte sie, als sie die harten Linien um seinen Mund sah. So angespannt sie im Augenblick auch war, fragte sie sich doch, wie es ihm nach der unvermuteten Begegnung mit der Frau gehen mochte, die ihn vor so vielen Jahren verlassen hatte. »Hast du darüber nachgedacht, was sie gesagt hat – über das, was wir tun sollten?«
    »Ich möchte nicht über sie sprechen oder über diesen … Ort hier«, sagte er schroff. Er kam näher und löste seine Arme aus der Verschränkung. »Deswegen habe ich dich nicht gesucht.«
    Erstaunen durchzuckte sie. »Du … du hast mich gesucht?«
    Er blieb ihr die Antwort schuldig, aber mittlerweile wusste Ariana seine jeweilige Stimmung genau einzuschätzen. Sie kannte auch das Glühen, das jetzt in seinen Augen lag, als er in dem schmalen Gang auf sie zukam. Als sich ihre Lebenswege erstmalig gekreuzt hatten, war sie vor diesem eigentümlichen Leuchten zurückgeschreckt; dann jedoch hatte dieser Blick sie wie ein machtvoller, verlockender Stern am Himmel in seinen Bann geschlagen. Wie lange das schon alles her zu sein schien! Widerstreitende Gefühle beherrschten ihr Herz: Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, verspürte jedoch Furcht. Sie begehrte ihn, war sich aber unsicher.
    »Ich … ich wollte nur etwas Wasser holen«, erklärte sie und zuckte innerlich zusammen, als sie merkte, dass sie sich in ihrer Verwirrung wiederholt hatte. »Sie haben mir einen Raum zugewiesen … hier irgendwo. Ich glaube … « Sie deutete vage in Richtung des Gangs hinter ihm.
    »Ich weiß, wo deine Kammer ist, Ariana.«
    Natürlich wusste er es. Braedon verirrte sich nie, weder in der Umgebung noch in seinen Gefühlen. In jeder Situation behielt er die Kontrolle.
    Mit einem Blick, der wie eine Liebkosung war, sagte er: »Komm mit mir.«
    Gemeinsam gingen sie den Gang entlang. Die Flammen der in regelmäßigen Abständen angebrachten Fackeln flackerten im leichten Luftzug und sonderten dünne Rauchfäden ab, die sich bis zur gewölbten Decke kräuselten. Für eine geraume Zeit war nichts anderes zu hören als das leicht schwappende Wasser in Arianas Krug und die leisen Geräusche, die ihre Stiefel auf dem Boden machten. Sie durchquerten einen Durchlass, ehe sie einen Korridor erreichten, von dem drei Gänge abgingen. Wortlos nahm Braedon den Gang zur Linken.
    »Bringst du mich in mein Quartier zurück?«, fragte sie zögerlich, während sie ihm weiter folgte. »Denn ich glaube, wir sind längst an … «
    Unbeirrt ging er weiter. Er schien zu wissen, wohin er wollte. Braedon führte sie immer tiefer in das Herz der Höhle, wo die Luft feuchter und zunehmend wärmer wurde. Der Duft reiner, feuchter Erde und frischen Regens erfüllte den Korridor. An den abgerundeten Felswänden brach sich das Geräusch plätschernden Wassers, doch wo genau die Quelle lag, konnte Ariana nicht sagen. Einige Augenblicke später folgte Braedon der Biegung des Gangs und blieb stehen, um auf Ariana zu warten. Als sie sich neben ihn an den Eingang zu einem großen Raum stellte, verschlug ihr der Anblick schier den Atem.
    Die kuppelförmige Decke einer Grotte ragte hoch in den Fels, doch offenbar war die Halle keine Ehrfurcht gebietende Schöpfung aus Menschenhand, sondern natürlichen Ursprungs. Spitz zulaufende, feucht glänzende weiße Steingebilde hingen wie Eiszapfen in unterschiedlichen Größen von der Decke herab; einige waren so dick wie ein Arm, andere wiederum besaßen nicht mehr Umfang als ein Gehstock. Feucht von der gesättigten Luft funkelten sie im Schein der sechs Fackeln, die weiter unten in eisernen Halterungen an den Wänden hingen.
    Ariana spähte in den eigenartigen Raum und entdeckte die Stufen einer in den Stein gehauenen Wendeltreppe. Unten am Treppenabsatz befand sich ein kleines Becken mit klarem Wasser, dem dampfende Schwaden entstiegen. Die Oberfläche warf Blasen, als würde es darunter brodeln, und das aufgewirbelte Wasser machte ein beruhigendes, stetiges Geräusch.
    »Wie großartig es hier

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