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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ihr es mit keinem gewöhnlichen Wolf zu tun hattet?«
    »Schon zu Beginn. Ich habe es an der Art gemerkt, mit der er uns musterte, die Art, mit der er auf den rechten Augenblick zum Angriff wartete. Normalerweise benehmen sich Wölfe in Gegenwart von Menschen nicht so kühn. Sie haben Menschen fürchten gelernt.« In Erinnerungen versunken atmete er lange aus. »Wollt Ihr wissen, warum mir all dies so widersinnig erscheint? Als ich ein Junge war, habe ich mich mit meinem Vater überworfen und später meiner Heimat den Rücken gekehrt. Der Anlass für diesen Bruch war ein Wolf.«
    Zärtlich und aufmunternd strich Ariana ihm über den Arm. »Erzählt mir, was damals geschah.«
    Braedon starrte auf ihre ineinander verschlungenen Finger, als er sich jenen Tag vor Augen führte, an dem er beinahe seinen Vater getötet hatte. »Als Junge verbrachte ich eine Menge Zeit im Freien. Mein Vater und ich, wir kamen nie sonderlich gut miteinander aus, aber unser Verhältnis verschlechterte sich, als meine Mutter uns verließ.«
    »Sie hat die Familie verlassen? Warum? Und wohin ist sie gegangen?«
    »Das haben wir nie erfahren. Mein Vater hat immer behauptet, sie sei nicht ganz richtig im Kopf.« Er zuckte die Achseln und durchlebte aufs Neue das bittere Gefühl des Verlusts, das er verspürt hatte, als er eines Morgens erfuhr, dass seine Mutter, ohne eine Erklärung und ohne Lebewohl zu sagen, fortgegangen war. Er verdrängte die Erinnerung, doch es überraschte ihn, dass er selbst heute noch Zorn gegenüber seiner Mutter empfand. »Mein Vater machte keinen Hehl daraus, dass er mich ablehnte, daher habe ich immer versucht, mich von ihm fernzuhalten. Mein bevorzugter Ort, an den ich mich zurückzog, lag tief im Wald vor unserer Burg. Eines Sommers – ich war zehn Jahre alt – lief ich durch den Wald und stolperte über eine Schlingpflanze. Als ich wieder auf die Beine kam, sah ich mich einer Wölfin gegenüber.«
    Ariana erschrak und nagte nervös an ihrer Lippe. »Ihr müsst starr vor Angst gewesen sein.«
    »Das war ich«, räumte er ein, »aber ich begriff schnell, dass der Wolf mir nichts tun wollte. Es war ein ganz besonderes Tier mit silberweißem Fell und schönen silbergrünen Augen. Noch nie hatte ich ein so außergewöhnliches Wesen gesehen. Die Wölfin ließ sich zwar nicht von mir berühren, aber sie folgte mir an jenem Tag bis zum Waldrand, und als ich am nächsten zurückkam, war sie wieder da. Nie hielt sie sich in meiner unmittelbaren Nähe auf, aber wenn ich mich nach ihr umschaute, entdeckte ich sie. Sie beobachtete mich und beschützte mich, wie sich herausstellte.«
    »Was für ein erstaunliches Tier«, sagte Ariana leise. Sie schob Braedons Ärmel hoch und begann den Verband an seinem verletzten Arm abzunehmen. »Ich habe noch nie gehört, dass ein Wolf sich mit einem Menschen anfreundet. In den Dörfern nahe Clairmont ist das Tier gefürchtet. Die Leute ängstigen sich um ihre Angehörigen und das Vieh. Die Wölfe werden erbarmungslos gejagt.«
    »So auch in Frankreich. Einer der Leibeigenen, der auf dem Feld arbeitete, sah mich eines Tages zusammen mit dem Wolf, einen Monat, nachdem das Tier zum ersten Mal im Wald aufgetaucht war. Da der Mann um mein Leben fürchtete, lief er zur Burg und alarmierte meinen Vater. Sofort stellte man einen Jagdtrupp zusammen und ließ die Pferde satteln. Kurze Zeit später hatten sie die Wölfin am Abgrund einer tiefen Schlucht gestellt.«
    »Habt Ihr den Männern nicht gesagt, dass das Tier Euer Beschützer war und nichts Böses im Schilde führte?«
    »Doch. Ich habe alles zu erklären versucht. Ich flehte meinen Vater an, aber er hörte mir nicht zu. Ein Wolfskopf war eine begehrte Trophäe und erzielte einen hohen Preis, daher wollte mein Vater das Tier zur Strecke bringen, ganz gleich, was ich sagte.« Braedon stieß ein bitteres Lachen aus. »Ich habe mich oft gefragt, ob er nur deshalb so fest entschlossen war, den Wolf zu töten, weil er spürte, dass ich ihn mochte.«
    »Oh, Braedon«, wisperte Ariana, legte die blutigen Leinenfetzen des Verbands beiseite und betrachtete den verletzten Unterarm. »Es tut mir leid.«
    »Es ging alles so schnell. Ich versuchte den Bogen meines Vaters wegzustoßen, aber er schlug mich, und ich stürzte zu Boden. Ich hörte noch, wie der Wolf zu knurren begann, da er mich verteidigen wollte, aber in diesem Moment hob einer der Wachen seine Waffe und schoss einen Pfeil ab. Als ich herumwirbelte, sah ich, wie der Wolf in der Flanke

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