Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin
mit ihren zarten Fäusten, kratzte ihn und trat wie wild geworden um sich.
»Schafft mir diese fauchende Wildkatze vom Leib!«, rief der Kaufmann seinen Leuten zu, während er sich Arianas Zornesausbruch zu erwehren versuchte.
Zu ihrer Befriedigung gelang es ihr ein letztes Mal, dem hinterhältigen Kaufmann mit den Fingernägeln im Gesicht zu kratzen, ehe sie sich in der unbarmherzigen Umklammerung eines Seemanns wiederfand. Der säuerliche Geruch von Schweiß stieg ihr in die Nase. Mühelos hob der Bursche sie hoch, während ein zweiter Matrose sie an den Beinen packte. Sosehr sich Ariana auch wand und drehte, den kräftigen Seemännern konnte sie nicht entkommen. Selbst ihre Hilfeschreie erwiesen sich als nutzlos, wurden sie doch von dem heulenden Wind verschluckt.
»Bringt sie zum Schiff hinunter und sperrt sie in den Laderaum«, befahl Ferrand. »Und setzt ihr nicht zu arg zu. Eine Frau mit einer so zarten Haut wird mir einen ansehnlichen Preis auf dem Sklavenmarkt erzielen, selbst dann noch, wenn ich sie mir zuvor vornehme.«
»Verflucht seid Ihr, Ferrand!«, brüllte James. »Ich schicke Euch in die Hölle, wenn Ihr der Dame auch nur ein Haar krümmt!«
Vergeblich setzte sich Ariana erneut gegen die rüden Kerle zur Wehr, die sie nun von der Schenke fort in eine Gasse schleppten, die hinunter zu den Docks führte. Sie warf einen letzten Blick auf James, der noch immer von Ferrands Männern festgehalten wurde und sich mit aller Kraft loszumachen versuchte. Der dritte Seemann versetzte dem Ritter einen harten Schlag in die Magengrube, und als James sich vor Schmerzen krümmte, rammte der Schurke ihm auch noch ein Knie ins Gesicht.
Verzweifelt rief Ariana nach ihrem alten Beschützer, der ihr aus freien Stücken in das Unglück gefolgt war und sie davor gewarnt hatte, einem zwielichtigen Mann wie Ferrand so leichtfertig zu vertrauen. Trotz seiner Zweifel war er treu an ihrer Seite geblieben. Nun bat sie ihn lauthals um Vergebung, bezweifelte aber, dass er sie überhaupt noch hören konnte. Unbarmherzig schlug ihr der Eisregen ins Gesicht, während der Geruch von Fisch und Salzwasser ihr in die Nase stieg, als die rauen Gesellen mit ihr durch die Gasse in Richtung Hafen hasteten.
Im Stillen betete sie, dass Ferrands Männer dem armen James nicht zu arg zusetzen würden. Vielleicht, so wagte sie zu hoffen, gelänge es ihm sogar, sie zu überwältigen und ihnen zu entkommen. Immerhin war James ein starker Mann und ein geübter Kämpfer. Wenn sich eine Gelegenheit böte, würde er sich zu befreien wissen. Großer Gott, es musste ihm gelingen! Und auch sie selbst musste einen Weg finden, um die beiden Entführer loszuwerden.
Laut um Hilfe rufend versuchte sie sich aus dem Griff ihrer Peiniger zu winden, fest entschlossen, sich nicht kampflos jenem Schicksal zu ergeben, das ihr auf Ferrands Schiff unweigerlich bevorstand. Schließlich führten ihre Anstrengungen zu einem kleinen Erfolg: Während sie sich wand, aufbäumte und um sich trat, konnte sie schließlich ein Bein befreien. Mit dem Fuß berührte sie nun die Holzplanken des Hafendocks, und schon im nächsten Augenblick gelang es ihr, auch ihr anderes Bein aus dem Griff des Mannes zu lösen. Im Eisregen hatte der Bursche, der ihre Beine gepackt hatte, sie nicht mehr halten können, sodass Ariana nach einem weiteren kräftigen Tritt endlich wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stand. Der andere Mann hielt sie jedoch immer noch von hinten umklammert.
Die Freiheit, die nun zumindest ein Stückchen näher gerückt zu sein schien, erwies sich als trügerisch, als Ariana wenige Schritte jenseits der Kaianlagen nichts als die vom Sturm aufgewühlten, düsteren Wasser der Themse erblickte. Wollte sie Ferrand und seinen Helfershelfern entkommen, so müsste sie sich entweder an den Schurken vorbeikämpfen und zurück durch die Gasse laufen oder einen Sprung in das eiskalte Wasser wagen und sich schwimmend in Sicherheit bringen. Weder die eine noch die andere Möglichkeit erschien ihr vielversprechend, doch Ariana würde nicht aufgeben.
»Halt sie doch endlich fest!«, schimpfte der eine Mann, während er erneut nach Arianas Beinen griff. »Dieses Biest wird mir mit ihren Tritten noch die Finger brechen!«
Der andere Kerl, der hinter ihr stand, übte mit seinen kräftigen Armen einen so starken Druck auf ihren Oberkörper aus, dass Ariana ein Schmerzensschrei entwich. Als der Schurke grimmig auflachte, streifte sein heißer, stinkender Atem ihr Ohr. »Sie ist
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