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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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ausgelassen und stand doch immer noch mit leeren Händen da. Serena und ihre Mutter beteuerten, nichts über den Verbleib des Kelchs zu wissen, und Rand hatte sich schon fast damit abgefunden, das wertvolle Gefäß im Sturm verloren zu haben.
    Aber jetzt …
    Mit einem Mal ließen die Vorkommnisse des Morgens Zweifel in ihm aufsteigen. Argwohn beschlich ihn und fraß sich in sein Herz.
    Hatten sie ihn doch getäuscht? War er ein Narr gewesen, als er Serena und ihre Mutter beim Wort genommen hatte?
    Er glaubte nicht, dass Serena ihn jemals täuschen würde – nicht nach allem, was sie erlebt hatten. Sie war ohne Arg und Falsch und voller Unschuld. Calandra indes war aus anderem Holz geschnitzt. Sie war listig und verschwiegen, und keinen Augenblick hatte sie einen Hehl daraus gemacht, dass sie ihn verachtete.
    Diese Frau schien allen Männern mit Geringschätzung zu begegnen, und so war es auch ihm nicht anders ergangen, hatte er doch stets ihren stechenden, anklagenden Blick gespürt. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr Zweifel hatte er an Calandras Verhalten – von dem Tag seiner Ankunft an. Und umso überzeugter war er davon, dass Serenas Mutter etwas vor ihm verheimlichte.
    Serena streute eine Handvoll kleiner Blüten auf die Schwelle der Waldkapelle, blieb dann dort stehen und betrachtete ihre Arbeit. Sie war zufrieden. Der verfallene Ort mit den verwitterten Steinen und dem gesplissenen Holz hatte sich in eine Stätte verwandelt, die aus einem Märchen hätte stammen können.
    Kerzen aus wertvollem Bienenwachs, die Serena eigens aus der kleinen Kiste mit ihren Habseligkeiten genommen hatte, brannten an verschiedenen Stellen des kleinen Kirchenschiffs und auf dem Altar. Die winzigen Flammen tanzten anmutig, tauchten das kleine Gotteshaus in ein warmes, einladendes Licht und erfüllten die Luft mit dem Duft süßen Honigs. Von der Schwelle am eingefallenen Portal bis zum Altar hatte Serena Blumen des Waldes gestreut – ein Teppich aus kleinen weißen und golden schillernden Blüten, wie vor einigen Tagen, als Rand und sie sich auf dem Rückweg von Egremont geliebt hatten. Eine Schale mit roten Beeren stand neben dem Altar, auf dem sie eine Decke und ihren Umhang ausgebreitet hatte. Sogar an ein kleines Daunenkissen hatte sie gedacht.
    Alles war vollkommen, fand Serena.
    Sie versuchte, den Gedanken zu verdrängen, dass Rand am nächsten Morgen gehen würde. Stattdessen munterte sie sich mit der verlockenden Vorstellung auf, die Nacht in seinen Armen zu verbringen. Noch hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben, dass diese Nacht kein Abschied für immer war, sondern dass ihre Trennung nur vorübergehend sein werde.
    Das hauchzarte Gewebe ihres Gewandes mit den Händen glatt streichend, ging Serena zum Altar und ließ sich auf der Decke nieder, um auf die Ankunft ihres Geliebten zu warten.
    Kein Laut drang aus der Hütte. Nur der matte Schein einer einsamen Kerze verriet, dass jemand zu Hause war. Wütend hielt Rand auf die Tür zu, stieß sie auf und trat in den schwach erleuchteten Raum. Calandra, die auf ihrem Stuhl neben der kalten Feuerstelle saß, wirkte klein und nachdenklich. Sie drehte den Kopf zur Tür, als Rand eintrat, noch ganz außer Atem, da er gerannt war. Zorn schlängelte sich wie eine giftige Natter durch seinen Leib.
    »Ihr habt gelogen«, rief er. Ein Vorwurf, der alles sagte.
    Calandra blinzelte träge. Sie machte keine Anstalten, die Beschuldigung zurückzuweisen, und gab auch nicht vor, über die Worte verblüfft zu sein. Als sie zu sprechen anhob, klang ihre Stimme klar und fest. »Mir blieb keine Wahl. Mein Kind ist wichtiger als alles andere.«
    Rand trat tiefer in den kleinen Raum und schlug die Tür hinter sich zu. »Ihr habt keine Ahnung, auf was Ihr Euch da einlasst, Frau. Diese Sache entzieht sich Eurem Vorstellungsvermögen. Es ist ein tödliches Spiel, das Ihr lieber nicht hättet beginnen sollen.«
    Calandra lachte auf, doch es klang traurig. Langsam atmete sie aus. »Ich weiß, was ich getan habe«, erwiderte sie. »Seit Langem versuche ich, es zu richten.«
    Rand begegnete diesen rätselhaften Worten mit finsterer Miene, denn seine Geduld war am Ende. Mit jedem Augenblick, den er hier vergeudete, verhalf er Silas de Mortaine zu einem Triumph. Und in der Zwischenzeit würden die anderen Gestaltwandler die Waldhütte aufspüren.
    »Was habt Ihr damit gemacht, Calandra?« Rands Schritte hallten dumpf von den niedrigen Wänden wider, als er an die kalte Feuerstelle trat. Da

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