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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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sich die ältere Frau nicht rührte und auch nicht auf seine Frage einging, legte Rand ihr die Hände auf die zarten Schultern und drehte Calandra zu sich. Nun musste sie ihm in die Augen sehen. »Der Kelch, den ich bei mir trug, als ich an den Strand gespült wurde. Was habt Ihr damit gemacht?«
    »Wusstet Ihr, dass die Legende des Drachenkelchs in dieser wilden nördlichen Grafschaft ihren Anfang nahm?« Sie hielt seinen Blick gefangen, und nie zuvor hatte Rand dieses Glühen in ihren blauen Augen gesehen. »Ein mittelloser Ritter brüstete sich damit, den Kelch aus einem mystischen Königreich entwendet zu haben, wobei ihm eine törichte Prinzessin half, die ihm den Schatz unwissentlich in die Hände spielte. Es heißt, die Kraft der Magie habe den juwelenbesetzten Kelch in vier Stücke zerrissen. So entstanden die vier kleineren Gefäße, und jede Kelchschale birgt einen wertvollen, mächtigen Stein. Eine Drachenfigur schlängelt sich um den Stiel. Der Kelch, den ich in Eurer Tasche fand, entsprach den Beschreibungen aus jenen alten Sagen.«
    »Ihr habt ihn mir gestohlen! Ihr müsst ihn mir zurückgeben, Calandra.«
    »Ja«, sprach sie, ohne zu zögern. »Es ist an der Zeit, dass ich Euch ziehen lasse. Heute habt Ihr meiner Tochter das Leben gerettet. Dafür bin ich Euch von Herzen dankbar. Ich werde Euch den Kelch aushändigen, aber daran sind Bedingungen geknüpft.«
    Rand nickte langsam. »Einverstanden. Nennt mir Euer Begehr. Ich muss diesen Kelch haben, Calandra.«
    »Natürlich müsst Ihr das.« Aus ihrem dünnen Lächeln sprach eine Traurigkeit, als habe sie bereits geahnt, was er sagen werde, und doch auf andere Worte gehofft. »Ich werde Euch zu dem Kelch führen, aber sowie Ihr ihn in Händen haltet, müsst Ihr mir versprechen, diese Wälder zu verlassen.«
    »Das war ohnehin meine Absicht. Ich werde gleich morgen früh aufbrechen.«
    Calandra schüttelte ernst den Kopf. »Ihr werdet noch heute Abend gehen, ohne Zögern.«
    Sofort waren seine Gedanken bei Serena, die sicher längst schon bei der alten Kapelle auf ihn wartete. Er würde sie verletzen, wenn er die Verabredung nicht einhielt. Schlimmer gar, er würde ihr das Herz brechen, wenn er sie ohne ein Wort des Abschieds verließ.
    »Heute Abend«, betonte Calandra, und in ihren Augen lag wieder dieses Leuchten. »Ihr müsst wissen, dass ich das für sie tue, nicht für Euch. Ein Leben lang habe ich versucht, meine Tochter vor allem Unheil zu bewahren. Ich könnte es nicht ertragen, wenn diese böse Macht sie jetzt heimsuchte.«
    »Auch ich würde Serena mit meinem Leben schützen.«
    »Das sind nur Worte. Wenn es wirklich stimmt, dann dürfte es Euch nicht schwerfallen, meinem Wunsch zu entsprechen. Ihr werdet sie verlassen und nie wiederkommen. Niemals.«
    Rand erschauerte unter der Aussicht, die Calandra ihm aufnötigte, wusste er doch, dass er den Kelch so weit wie möglich von Serena wegschaffen musste, wenn sie ihm etwas bedeutete. Er durfte sie nicht in Gefahr bringen. Und auch wenn Calandras Bedingungen hart waren, nichts wäre schlimmer als Serenas Tod, herbeigeführt durch die rücksichtslosen Machenschaften des Silas de Mortaine.
    »Also gut«, willigte er schließlich ein, wobei ihm die Worte nur widerstrebend über die Lippen kamen. »Führt mich zu dem Kelch.«

24
    Sie musste eingeschlummert sein. Erschrocken fuhr Serena aus dem Schlaf auf und war vollkommen durcheinander, als sie sah, dass der Morgen anbrach. Den ganzen Abend hatte sie in der alten Kirchenruine auf Rand gewartet, aber er war nicht gekommen. Ihr Herz sperrte sich gegen diesen Gedanken, doch ihr Kopf nahm die schonungslose Gewissheit hin.
    Rand hatte sich nicht von ihr verabschiedet.
    Die kleinen Bienenwachskerzen, deren warmer Schein ihn erfreuen sollte, waren lange schon heruntergebrannt. Die Blütenpracht, die den Boden vom Portal zum Altar bedeckt hatte, war nun leblos und welk. Und sie selbst hockte in ihrem Seidengewand, das ihr nicht zustand, auf dem Altar und wartete noch immer, klammerte sich an die Hoffnung, dass Rand jeden Moment durch das alte Portal kommen werde.
    Doch der Morgen brach an; die Dämmerstunde, die Zeit des Aufbruchs, war schon verstrichen.
    Und er war nicht gekommen.
    Schmerzhaft bohrte sich der Gedanke in ihr Herz. Sie hockte mit untergeschlagenen Beinen auf dem Altar. Die Morgenluft war kalt, und durch die dünnen Nebelschwaden, die über das offene Dach hinwegzogen, fiel das milchige Licht des frühen Tages. Serena legte sich den Umhang

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