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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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zurück zur Waldhütte gebracht zu werden, weitaus schlimmer. Sie wagte es nicht, sich auszumalen, was die unheilvolle Begegnung Calandra abverlangen würde.
    Zwar war sie tief verletzt, dass ihre Ziehmutter sie in all den Jahren getäuscht hatte, aber sie liebte sie dennoch. Ihre Gefühle für Calandra hatten sich trotz der unfasslichen Offenbarung nicht geändert. Der Frau, die sie großgezogen hatte, durfte kein Leid widerfahren, hatte sie sich um Serena doch wie um ihr eigenes Kind gekümmert. Mit Schrecken malte sie sich aus, was Silas de Mortaine Calandra womöglich antäte. Kein Zweifel, er verdächtigte sie, ihm auf seiner Suche nach dem Drachenkelch zuwidergehandelt zu haben.
    Serena wusste, dass sie selbst dem Tode geweiht war. Ganz gleich, ob sie Silas nun zur Waldhütte führte oder nicht. Aber wenn sie ihm gehorchte, dann wäre auch Calandras Schicksal besiegelt – vielleicht ging ihre Ziehmutter einem grausamen Ende entgegen, denn Serena hatte den Abscheu in de Mortaines leblosen, eiskalten Augen gesehen, als er Calandras Namen ausgesprochen hatte. Sie musste einen Weg finden, sein Vorhaben zu vereiteln. Vielleicht könnte sie ihn in eine falsche Richtung locken und hoffen, dass Calandra in Sicherheit war.
    Gerade sann sie über diese Möglichkeit nach, als das Scharren von Stiefeln auf dem Marktpflaster zu hören war. Hell war der Klang der Sporen auf den Steinen. Zwei Männer näherten sich dem Fuhrwerk. Die einsame Fackel neben dem Käfig beleuchtete einen Umhang aus scharlachroter Wolle. Einer der Männer, ein großer, stämmiger Kämpfer mit zotteligem Haar, brachte sein Gesicht nah an die Gitterstäbe und musterte Serena mit bösen, abschätzigen Blicken.
    »Eine Hexe, wie?« Seine Nasenflügel flirrten, als er die Luft einsog. Serena erschrak, hatte sie doch das Gefühl, dass dort jenseits des Gitters ein böses Tier die Witterung aufnahm. Angewidert wich sie zurück, doch die Gestalt verzog die Lippen zu einem Grinsen und entblößte lange, scharfe Zähne. »Nein, nur ein Mensch, würde ich sagen.«
    »Zeit, dich herauszulassen«, ließ sich der Gefährte vernehmen. Mit einer strengen Kopfbewegung bedeutete er dem anzüglich grinsenden Hünen, sich an dem Gitter zu schaffen zu machen.
    Im schwachen Schein der Pechfackel sah Serena, wie der große Kämpfer einen rostigen Schlüssel hervorholte und in das Käfigschloss steckte. Mit einem metallenen Geräusch sprang es auf. Der Ritter nickte grimmig, worauf der Hüne die Tür des Käfigs aufzog.
    Serena wich zurück und überlegte fieberhaft, welche Fluchtmöglichkeit ihr noch blieb. Aber es war aussichtslos. Der Mann, der nun in den Käfig stieg, um sie zu holen, war groß wie ein Ochse. Der Ritter indes musterte sie mit einem kühlen, aufmerksamen Blick.
    »Komm schon, wo willst du denn hin?«, grollte der Hüne und bleckte die Zähne.
    »Versuch nicht, dich zu widersetzen«, riet ihr der scharlachrot gewandete Ritter. »Du hast nichts zu befürchten, das verspreche ich dir.«
    Sie glaubte ihm nicht. Der Hüne machte einen Satz in ihre Richtung und griff mit seiner großen Hand nach ihr. Serena versuchte auszuweichen, aber der Mann packte sie beim Arm und zerrte sie aus dem Käfig. Sie spürte, wie sich seine klauenartigen Finger in ihr Fleisch bohrten.
    »Nicht so forsch«, ermahnte ihn der Ritter, und ein Anflug von Zorn schlich sich in seine zuvor gleichmütige Miene.
    »Lasst mich los!«
    Serena setzte sich zur Wehr und wollte sich losreißen. Ihre bloßen Finger berührten den haarigen Unterarm des Hünen, und sowie die Ahnung ihr einen Blick auf sein wahres Wesen gewährte, hatte sie Mühe, einen Aufschrei zu unterdrücken.
    »Hier ist ein Strick«, sagte der Ritter und löste ein aufgerolltes Seil von seinem Schwertgehenk. »Binde ihr die Hände für den Ritt.«
    Der andere Mann griff schnaubend nach dem Strick und drückte Serena die Handgelenke zusammen. »Hier sind lauter Knoten drin«, grollte er, und Serena drehte angewidert den Kopf zur Seite, als sie den stinkenden Atem des Hünen roch.
    »Ach, wirklich?«, meinte der Ritter betont unbeteiligt. »Lass sehen.«
    Serena hörte ein schabendes Geräusch und sah aus den Augenwinkeln, dass der Ritter einen Dolch zog. Ehe sie recht begriff, was er damit beabsichtigte, war er auch schon vorgeschnellt und hatte dem ahnungslosen Hünen mit einem tückischen Schnitt die Kehle aufgeschlitzt.
    »Gestaltwandler.« Der Ritter spie das Wort gleichsam aus und schaute verächtlich auf den großen

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