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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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irgendetwas zu entschuldigen.
    »Was ist hier vorgefallen?«, wollte Calandra wissen. Sie trug den Eimer Wasser herein und blickte auf die Tonscherben, die zu Serenas Füßen lagen. »Serena?«
    »Die Kanne ist mir aus der Hand geglitten«, antwortete sie, nachdem sich ihr Atem beruhigt hatte. Die plötzliche Berührung wirkte noch pochend in ihrem Kopf nach, doch die Wahrnehmung verblasste rasch, zweifellos von der schützenden Lederschicht gedämpft. »Da war nichts, Mutter. Ich war ungeschickt.«
    Der Fremde – Randwulf, der seinen wahren Wohnort nicht verraten wollte – betrachtete sie, sagte jedoch nichts zu ihrer kleinen Lüge.
    Die Zweifel im Blick ihrer Mutter entgingen Serena nicht, wusste Calandra doch ganz genau, dass Serena immer alles mit Bedacht tat und genau überlegte, ob sie etwas oder jemanden berührte. Denn selbst die kleinste Unachtsamkeit konnte Schmerzen mit sich bringen. Aber an diesem Abend lagen die Dinge anders. Rands Gegenwart hatte alles verändert. Er hatte das beschauliche, friedvolle Leben, das Serena und ihre Mutter bis zu diesem schicksalhaften Morgen geführt hatten, aus dem Gleichgewicht gebracht. Als Serena sah, dass Calandras Züge weicher wurden, wusste sie, dass ihre Mutter nun begriff.
    In dem nachfolgenden Schweigen beeilte sich Serena, das Durcheinander zu beseitigen, das sie angerichtet hatte. Sie wischte den verschütteten Kräutersud auf und sammelte die Tonscherben von den feuchten Binsen auf dem Boden auf, während ihre Mutter die Schale mit Wasser füllte und die Salben und Verbandstücher holte, um Rands Wunden zu behandeln.
    Serena war rasch fertig und kehrte zum offenen Herdfeuer zurück.
    Hinter ihr breitete Calandra die Utensilien auf dem Tisch aus und schnalzte mit der Zunge, als sie die Schnitte und Prellungen an Rands Körper betrachtete. Wasser tropfte in die Schüssel, als ein Tuch nass gemacht und ausgewrungen wurde. Die Zeit verstrich, niemand sprach ein Wort. Die Stille in der Hütte drückte beinahe unerträglich auf Serenas Gemüt, doch schließlich erklärte Calandra, die Wunden seien versorgt.
    Rand murmelte einige Dankesworte, die Serenas Mutter lediglich mit einem eher missmutigen Brummen quittierte. Doch plötzlich rief sie erschrocken: »Was macht Ihr da?«
    Serena warf einen Blick über die Schulter.
    Rand war wieder aufgestanden und machte sich an den Schnüren seiner zerrissenen, durchnässten Beinkleider zu schaffen. »Ich bin bis auf die Haut durchnässt, Frau. Ich habe nur noch Fetzen am Leib. Wenn ich sie weiter tragen soll, muss ich sie erst waschen und trocknen.«
    Calandra beäugte ihn argwöhnisch, ließ sich aber schließlich auf seine Worte ein. »Also gut, zieht sie aus. Legt Euch eine Decke um, bis Eure Sachen wieder sauber und trocken sind.«
    Er nickte dankbar. Mit den Fingern umfasste er den Bund seiner zerrissenen Beinlinge, die lose und nass über der feuchten Bruche hingen, die er darunter trug. Bloße Haut war oberhalb des Bunds zu sehen, dann die Hüftknochen und die fesselnden, straffen Muskeln seiner Bauchpartie. Noch fesselnder war indes die feine Spur aus dunklen Haaren, die sich von seinem Nabel zu weiter unten befindlichen Regionen zog. Das alles entzog sich Serenas Vorstellungskraft.
    Sie hatte nicht gewagt, ihn so freimütig anzuschauen, als sie allein in der Hütte gewesen waren, doch jetzt …
    »Wende den Blick ab, Serena.«
    Aufgeschreckt durch die strenge Anweisung ihrer Mutter, spürte Serena Hitze in ihren Wangen. Rands Blick wanderte zu ihr, ruhig, beinahe herausfordernd. Ihm schien es nicht unangenehm zu sein, sich in Gegenwart von zwei Frauen, die er nicht einmal kannte, zu entkleiden. Vielleicht lag das an seiner freizügigen Art. Vielleicht benahmen sich auch alle Männer so; gewiss waren sie allesamt niederträchtig und sahen nur sich selbst. So hatte Calandra es ihr beigebracht.
    Dieser Mann passte gewiss in das Bild, das ihre Mutter von Männern entwarf. Er war gewalttätig und stellte Forderungen, gab sich hochnäsig und hatte offenbar kein Gespür dafür, wie sehr sein Erscheinen in der Waldhütte das einfache Leben von Mutter und Tochter beeinträchtigte.
    Serena wandte sich ab und nahm sich wieder des Essens an, während der Fremde sich nur wenig mehr als eine Armeslänge hinter ihr weiter entkleidete. Ihre Mutter ließ ihn gewähren und begab sich zu einer der Wäschetruhen auf der anderen Seite des Raums. Über das Prasseln des Feuers legte sich das leise Knarren des Truhendeckels, und dann –

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