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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Liebkosung umfangen. Rasch wandte sie sich von ihm ab und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Eintopf, der nun leicht über den Flammen köchelte. Als sie das Gericht mit dem langen Holzlöffel umrührte, ergriff der Fremde wieder das Wort.
    »Ich vermute, dass ich in der Abgeschiedenheit des Waldes weder Ale noch Wein bekommen werde.«
    Serena hörte das Knarren des Holzstuhls, als sich der Mann zurücklehnte und die langen Beine ausstreckte. Sie brauchte nicht erst einen Blick über die Schulter zu werfen, um zu wissen, wie er es sich hinter ihr gemütlich machte. Dieser Mann – Rand, fügte sie im Geiste hinzu, um sich an diesen Namen zu gewöhnen – hatte ihr natürliches Selbstvertrauen erschüttert.
    Für gewöhnlich war sie ein ruhiger und ausgeglichener Mensch, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ und eine ruhige Hand hatte. Doch seit der Ankunft des Fremden erkannte Serena sich selbst nicht wieder. Sie errötete schnell, zitterte leicht, benahm sich linkisch und fühlte sich unsicher. Der Wandel, den dieser Mann allzu rasch in ihr hervorgerufen hatte, behagte ihr nicht. Es war seine Gegenwart, die sie beunruhigte. Die Luft um ihn herum schien zu knistern, durch fremde, vielleicht gar bedrohliche Einflüsse aufgeladen. Die einst so ruhige Atmosphäre der Waldhütte war durch finstere Absichten gestört.
    »Nein, wir haben kein Ale und auch keinen Wein«, erklärte sie, »aber da ist noch etwas Kräutersud übrig.«
    »Na gut.«
    Bei dieser Antwort verließ Serena kurz den Platz am Kessel, um die irdene Kanne mit dem abgekühlten Kräutertrank zu holen. Sie brachte das Gefäß zum Herdfeuer, um es aufzuwärmen.
    »Das brauchst du nicht«, sagte er. »Meine Kehle ist staubtrocken. Ich nehme den Sud, wie er ist.«
    Die Kanne in der einen Hand, nahm Serena einen sauberen Krug vom Regal über dem Herdfeuer. Dann trat sie an den Tisch, an dem der Mann saß, stellte ihm den Krug hin, schenkte den Sud ein und sah zu, wie die Flüssigkeit am Boden des bauchigen Gefäßes einen kleinen Strudel bildete.
    »Was ist mit deinen Händen?«
    Sofort hob sie den Blick. Eine innere Stimme hieß sie, die behandschuhte Hand zurückzuziehen, ehe der Mann die Möglichkeit bekäme, sie zu berühren. Durch die hastige Bewegung verschüttete Serena den Sud, der sich nun über die verkratzte Holzoberfläche des Tisches ergoss und durch die Ritzen der Bretter auf den Lehmboden tropfte. Verstimmt stieß sie die Luft aus und beeilte sich, die Lache mit einem Tuch aufzuwischen, das auf einem Schemel lag.
    Sie hätte nicht erschrockener sein können, als sich der Mann anschickte, ihr das Tuch abzunehmen. Angst durchzuckte sie. Seine große Hand schloss sich um ihre behandschuhten Finger … zu warm, zu fest.
    »Trägst du Handschuhe, weil deine Hände entstellt sind?«
    Sie nahm die Frage kaum wahr und konnte ihm nicht antworten, da die Ahnung sich wieder in ihr zu regen begann, aufs Neue erwacht durch die unerwartete Berührung, die selbst durch die dünne Schicht aus Leder hindurch wirkte.
    Misstrauen. Vorsicht. Doch da war noch etwas anderes, etwas, das schwerer zu deuten war …
    Unmittelbar in ihrer Nähe hörte sie ein Geräusch von zersplitterndem Ton und spürte, wie ihr Rocksaum nass wurde, als ihr der irdene Krug aus der Hand glitt und am Boden zersprang. Ein Fluchen begleitete die Geräusche, aber all das erreichte Serena nur wie aus weiter Ferne.
    Sie tauchte in das Innere des Fremden ein, bis seine Gefühle ihr ganzes Denken bestimmten.
    Verwirrung, Besorgnis … ein Anflug von Verachtung.
    Ihr ging auf, dass er sie für irrsinnig hielt. Er glaubte, ihr Geist sei krank und schwach.
    Er hatte Mitleid mit ihr; doch sein Mitgefühl besaß einen bitteren Beigeschmack.
    »Bitte«, brachte sie schließlich hervor, und in ihrer Hast verschluckte sie beinahe die nachfolgenden Worte. »Lasst mich los.«
    Er lockerte den Griff nur leicht, doch Serena entzog ihm rasch die Hand und drückte sie gegen ihre Brust.
    Die ganze Zeit über hatte er sie unverwandt mit seinen dunkelbraunen Augen angesehen.
    »Großer Gott, Frau. Wovor hast du denn Angst?«
    In diesem Augenblick öffnete sich mit einem knarrenden Geräusch die Tür zur Hütte, was Serena die Antwort ersparte. Sogleich spürte sie den Blick ihrer Mutter, ehe Calandra den großen Fremden musterte, der nun mit düsterer Miene und zusammengezogenen Brauen neben dem Tisch stand. Seine ganze Haltung zeugte von Ungeduld, und er schien nicht gewillt, sich für

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