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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Braedon le Chasseur hatte Kenrick of Clairmont einen weiteren Kelch aufgespürt, der in der Abtei auf dem Mont St. Michel unmittelbar vor der bretonischen Küste versteckt gewesen war. Und es war erst zwei Wochen her, da hatte Rand ein drittes Teilstück des Drachenkelchs erblickt, als er und Kenrick das kostbare Gefäß mit dem rot glühenden Juwel in der kleinen Kapelle bei Glastonbury Tor gefunden hatten.
    An jenem Tag war Rand Zeuge reiner Magie geworden, denn zwei Teilstücke des Drachenkelchs waren in einem funkensprühenden Wirbel miteinander verschmolzen. Angezogen von einer überirdischen Kraft, bildeten die beiden Teile einen größeren Kelch, der nun die Steine Calasaar und Vorimasaar enthielt – eine Hälfte des Drachenkelchs. Und genau dieses kostbare, juwelenbesetzte Goldgefäß hatte sich in Rands Beutel befunden, als ihn der Sturm über Bord geweht hatte.
    Nunmehr galt es, das letzte der vier Teilstücke zu finden. Sämtliche Schriftstücke, die Kenrick zur Verfügung standen, schienen auf einen heiligen Ort in Schottland hinzudeuten. Genau dorthin hatte Rand segeln wollen.
    Es hieß, dass derjenige, der dem Drachenkelch seine ursprüngliche Form wiedergibt, über eine unvorstellbare Macht verfügen werde. Wer auch immer den Schatz nach Anavrin zurückbrachte, käme in den Genuss ewigen Lebens und unermesslichen Reichtums.
    Rand lag nicht viel an Ruhm und Macht. Er würde den Kelch nur dann zurückbringen, wenn er dadurch Silas de Mortaine den Sieg abringen könnte. Das Einzige, wonach er strebte, war die Gewissheit, in de Mortaine den Unterlegenen zu sehen. Er wollte, dass dieser Schurke um Gnade winseln und seinen letzten Atemzug tun würde.
    Wenn er es doch nur bis nach Schottland geschafft hätte! Wäre es ihm gelungen, das letzte Teilstück mit dem Kelch zusammenzuführen, den er auf dem Schiff bei sich getragen hatte, dann hätte de Mortaine nichts mehr gegen ihn ausrichten können. Wenn er nur den Beutel besser festgehalten hätte …
    Jetzt war das Werkzeug seiner Vergeltung – womöglich das einzige Mittel, um an seinen Feind heranzukommen – unauffindbar, fortgespült in der aufgewühlten See, die ihn an diese entlegene Küste gebracht hatte.
    Wie hatte er nur so sorglos sein können?
    Lieber wäre er gestorben, als den Beutel aus den Händen zu geben. Bei Gott, ohne die Aussicht auf Vergeltung, die ihn antrieb, blieb ihm nichts als Elend. Denn wenn er nun morgens die Augen aufschlug, erwartete ihn die Leere eines neuen Tages. Er war dazu verdammt, mit dem Kummer und dem schmerzvollen Verlust zu leben. Und mit dem Gefühl von Schuld.
    Plötzlich erfasste ihn ein unbändiger Zorn, denn er wollte es nicht hinnehmen, so rasch versagt zu haben. Jeder Zollbreit seines Körpers verspannte sich, als das Verlangen, den Gegner zu zermalmen und zu vernichten, in kaltem Zorn durch seine Adern pulste. Er fand keinen Schlaf. Keinen Augenblick länger würde er es in der Enge dieser Waldhütte aushalten. Er musste etwas unternehmen, sonst verlor er noch den Verstand.
    Auf der anderen Seite des kargen Raums hatten sich Serena und ihre Mutter auf das Lager gelegt. Schatten umhüllten sie, die leisen Atemgeräusche der Schlafenden waren in der Düsternis der Hütte zu hören. Rand legte sich die Decke um die Schultern und erhob sich. Er tastete nach den Beinkleidern, die zum Trocknen vor dem Feuer ausgebreitet waren, öffnete die Tür der Kate und trat in die kühle Nachtluft hinaus.

5
    Serena erwachte aus einem unruhigen Schlaf, als eine Taube ganz in der Nähe der Hütte gurrte. Sie hatte unangenehme Träume gehabt und immer wieder gegen die dünne Decke aufbegehrt, die sie sich mit ihrer Mutter auf dem schmalen Lager an der Wand teilte. Calandra schlief noch neben ihr auf der daunengefüllten Matratze, den Rücken zu Serena gedreht; ihre zierliche Schulterpartie hob und senkte sich mit jedem tiefen Atemzug. Behutsam schob Serena die Decke zur Seite und setzte sich auf.
    Es war kurz vor Einbruch der Dämmerung. Schwaches, graues Licht fiel durch das kleine Fenster, Frühnebel hing über dem Wald. Die Taube gab ein weiteres heiseres Gurren von sich, aber im Innern der kleinen Behausung war es still. Serena drehte langsam den Kopf und ließ den Blick suchend im Raum umherschweifen.
    Doch außer ihr und ihrer Mutter war niemand mehr in der Kate.
    Keine Spur von dem Fremden, der in ihr Haus eingedrungen war und sie noch in ihren Träumen verfolgt hatte. Er war fort und hatte seine Kleidung mitgenommen, die

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